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Kleine Schwester des Laufbands Ganz nebenbei fit werden? Was Walking Pads (nicht) können

Am Schreibtisch Schritte sammeln oder beim Serien-Streamen den Kreislauf in Schwung bringen: Walking Pads machen es möglich. Für wen der Kauf eines zusammenklappbaren Mini-Laufbandes lohnt.

Von Katja Sponholz, dpa Aktualisiert: 08.03.2024, 15:29
Mal eben 1000 Schritte sammeln: Wer ein Walking Pad nutzt, kann Büroarbeit und Bewegung miteinander verbinden.
Mal eben 1000 Schritte sammeln: Wer ein Walking Pad nutzt, kann Büroarbeit und Bewegung miteinander verbinden. Joseffson/Westend61/dpa-tmn

Saarbrücken/München - Keine Lust, bei Regen durch den Park zu joggen - und keinen Platz für ein Laufband im Keller? Für diese Menschen scheinen Walking Pads eine gute Anschaffung zu sein.

Denn diese kleinen Laufbänder brauchen nicht viel Raum und lassen sich überall schnell aufbauen. Sogar unter dem (Steh-)Schreibtisch sind sie einsatzbereit. Experten raten jedoch, vor dem Kauf genau zu prüfen, ob die Geräte zu den eigenen Bedürfnissen passen.

Bewegungsmuffel profitieren am meisten

Sportwissenschaftler Andreas Barz findet: Grundsätzlich ist jede Möglichkeit, mehr Bewegung in den Alltag zu bringen, positiv - „in einer Gesellschaft, in der ein Problem des Bewegungsmangels herrscht“. Sprich: Wer viel sitzt und eher bewegungsfaul ist, für den haben Walking Pads auf jeden Fall Potenzial.

„Wenn es jedoch darum geht, die Fitness zu verbessern - und wenn nicht nur Gesundheit, sondern auch Ausdauer und Leistungsfähigkeit eine Rolle spielen - dann würde ich eher auf andere Trainingsmöglichkeiten zurückgreifen“, sagt der Dozent der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) in Saarbrücken.

Denn ein Walking Pad ist eben nur die kleine Schwester des großen Laufbandes. Es bietet weniger Möglichkeiten, zum Beispiel in Sachen Geschwindigkeit. Sie ist bei Walking Pads meist auf etwa 6 km/h begrenzt.

Fürs Joggen sind die Geräte zu langsam

„Für zügiges Gehen reicht es aus, aber um richtig darauf joggen zu können, ist das zu langsam“, sagt Fitnessökonom Barz. Je nach Fitness-Zustand benötigt ein Läufer oder eine Läuferin eine Geschwindigkeit von etwa 10 km/h. 7 oder 8 km/h braucht es schon für lockeres Traben oder Joggen.

Bei den 6 km/h eines Walking Pads wäre so mancher Läufer unterfordert. Wer die eigene Fitness steigern will, stößt schnell an Grenzen.

Auch fürs Abnehmen ist ein Walking Pad Barz zufolge nicht wirklich geeignet. Denn der Kalorienverbrauch beim Gehen werde häufig überschätzt. Er sei in der Regel gerade halb so hoch wie beim Joggen auf einem richtigen Laufband.

Der Sportwissenschaftler auch bei anderen Kriterien skeptisch: „Kraft, Beweglichkeit und Koordination werden auf einem Walking Pad kaum beziehungsweise gar nicht trainiert“, gibt er zu bedenken. „Und wer aus Genuss laufen möchte, den würde ich eh lieber nach draußen und in den Wald schicken. Dann ist der Entspannungseffekt noch höher.“

Gesündere Alternative zum Sitzen

Und doch hätten die Mini-Laufbänder eine Daseinsberechtigung. Vor der Anschaffung sollte man eine Frage klären: Welche Ziele verfolge ich überhaupt? Wem es einfach nur darum geht, eine gesündere Alternative zum Sitzen zu finden, für den machen die Walking Pads Sinn. Oder auch für alle, die ganz neu damit anfangen wollen, Bewegung in den Alltag zu bringen.

„Vor allem, wenn ich es an Verhaltensweisen knüpfe, die ich sowieso schon habe. Dann ist es leichter, darauf ein weiteres Verhalten aufzusatteln“, sagt Barz. Beispielsweise, wenn man ohnehin jeden Abend die Lieblingsserien schaut - statt von der Couch macht man das dann sozusagen im Vorbeigehen auf dem Walking Pad.

Geräte gibt es ab 200 Euro

Die preiswertesten Varianten sind ab etwa 200 Euro zu haben. „Auch bei denen sollte man sich überlegen, ob man das wirklich investiert oder für das Geld nicht lieber einen Fitnesstrainer nimmt, bei dem man unter Anleitung und individuell trainieren kann und viel mehr Möglichkeiten hat, als nur zu laufen oder zu gehen“, sagt Andreas Barz.

Von Kauf und Benutzung abraten würde der Personaltrainer trotzdem nicht. „Falls die Alternative ist, auf der Couch zu sitzen und Chips zu essen, ist es auf jeden Fall sinnvoll.“

Sicherheitsexperten haben Bedenken

Und wie sicher sind die Geräte? Auch wenn ein Walking Pad in Sachen Unfallgefahr erstmal harmloser daherkommt als das klassische Laufband: Sicherheitsexperten haben Bedenken.

Die Norm für Laufbänder fordert, dass Geräte einen Handlauf haben müssen, „damit man sich festhalten kann, wenn man ins Stolpern kommt. Oder dass man bei einem Zwischenfall einen Not-Aus-Knopf betätigen kann“, sagt Produktspezialist Florian Staudigl von Tüv Süd.

Walking Pads fehlen diese Sicherheitseinrichtungen jedoch. Daher konnten die Geräte bislang nicht von den Technischen Überwachungs-Vereinen mit Prüfzeichen versehen werden. Eine Norm, wie ein sicheres Walking Pad aussehen sollte, muss erst noch entwickelt werden.