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Fragen und Antworten zu Diabetes Fragen und Antworten zu Diabetes: Neues Insulin wirkt 48 Stunden

12.04.2015, 14:05
Insulin-Spritze
Insulin-Spritze dpa Lizenz

Halle (Saale) - Iris S., Burgenlandkreis: Ab welchem Wert spricht man eigentlich von Diabetes?

Antwort: Das hängt davon ab, wann die Messung erfolgt. Bei der Nüchtern-Blutzuckermessung wird von Diabetes ab einem Wert von 7 mmol/l gesprochen. Erfolgt die Messung tagsüber, liegt Diabetes ab einem Wert von 11,1 mmol/l vor. Liegt der Wert zwischen 7,8 und 11,1, gemessen tagsüber nach der Mahlzeit, handelt es sich um eine Glukose-Toleranzstörung. Die Sicherung der Diagnose Diabetes mellitus kann mit einem Glukosebelastungstest erfolgen.

Nora K., Bitterfeld-Wolfen: Bei mir soll ein sogenannter OGTT-Test durchgeführt werden. Was genau wird da gemacht?

Antwort: Um bei der Diabetes-Bestimmung sicherzugehen, empfiehlt sich ein Glukose-Belastungstest (OGTT). Dem Patienten wird nüchtern der Blutzucker bestimmt, anschließend trinkt er eine zuckerhaltige Lösung. Nach zwei Stunden wird erneut der Blutzucker gemessen.

Christine S., Halle: Seit 30 Jahren bin ich Diabetikerin Typ 2 und spritze seit vier Jahren ein „Mischinsulin“ früh und abends. Es soll ein neues Langzeit-Insulinspritzmittel auf dem Markt sein. Könnte das für mich interessant sein?

Antwort: Es gibt ein neues Langzeitinsulin unter dem Handelsnamen Tresiba mit dem Wirkstoff Decludec. Es braucht nur einmal am Tag gespritzt zu werden und wirkt bis zu 48 Stunden. Aber: Auch wenn es so lange wirkt, muss es dennoch täglich gespritzt werden. Der Vorteil besteht darin, dass der Spritz-Zeitpunkt des Langzeitinsulins nicht zwingend beispielsweise auf früh, mittags oder abends festgelegt ist, sondern individuell gewählt werden kann. Interessant kann es auch für Diabetiker sein, deren Insulinwerte schwanken und die zu Unterzuckerung neigen. Da der Blutzuckerwert Ihrer Schilderung nach gut eingestellt ist und Sie unter keinen Beschwerden leiden, braucht eine Umstellung bei Ihnen sicher nicht in Erwägung gezogen werden. Letztlich müssten Sie das mit Ihrem Sie behandelnden Arzt besprechen.

Jutta H., Naumburg: Ich habe seit etwa 15 Jahren Diabetes Typ 2. Seit einiger Zeit habe ich so starken Durchfall, dass ich mich kaum mehr auf die Straße traue. Da ich seit einiger Zeit Medikamente mit einem hohen Metformin-Anteil nehme: Könnten sie die Ursache für den Durchfall sein?

Antwort: Ja, Durchfallerscheinungen können als Nebenwirkung des Metformin-Wirkstoffes auftreten. Um das Übel zu bessern, sollte eventuell der Metformin-Anteil Ihrer Medikamente etwas zurückgenommen werden. Eine andere Variante wäre generell eine Medikamenten-Umstellung. Das sollten Sie mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen.

Hannelore F., Merseburg: Warum wird zwischen dem Blutzuckerwert und dem Langzeitwert unterschieden? Wieso wird der Langzeitwert überhaupt gebraucht?

Antwort: Der Blutzuckerwert ist immer ein Momentwert, der in Millimol/Liter (mmol/l) gemessen wird. Der Langzeitwert, HbA1c-Wert genannt, ist ein Prozentwert, der Aufschluss über die Blutzuckereinstellung der vergangenen Wochen gibt. In der Regel wird er alle drei Monate gemessen. Er gibt an, wie viel Prozent der roten Blutkörperchen mit Zuckerresten behängt sind. Je höher der Wert ist, umso schlechter war der Diabetes in den vergangenen Wochen eingestellt. Bei gesunden Menschen geht man von einem Wert von unter 5,7 Prozent aus.

Gerd F., Halle: Vor fünf Jahren wurde bei mir Diabetes Typ 2 festgestellt. Ich nehme Metformin und ein Glucosidase-Präparat. Früh ist mein Wert 7,5. Etwa eineinhalb Stunden nach dem Essen steigt der Wert auf 15. Ist das nicht viel zu hoch? Mir ist auch manchmal schlecht. Mein Langzeitwert liegt bei 7. Ich nehme außerdem den Blutdrucksenker Ramipril ein.

Antwort: Dass der Blutzuckerwert nach dem Essen steigt, ist völlig normal. Auch ein Wert von 15 ist dafür nicht außergewöhnlich hoch. Ihr Langzeitwert liegt mit 7 absolut im Zielbereich, sodass Sie offensichtlich gut eingestellt sind. Dass Ihnen schlecht wird, liegt vermutlich eher an Ihrem niedrigen Blutdruck.

Helmut J., Mansfeld-Südharz: Ich bin 75 Jahre alt. Mein Blutzuckerwert liegt früh zwischen 6,8 und 7,1, mein Langzeitwert zwischen 6 und 7. Ich mache mir Sorgen, ob das so in Ordnung ist? Zumal ich auch mal einen Pudding oder früh eine halbe Banane esse.

Antwort: Wenn in Ihrem Alter Ihre Werte so bleiben, brauchen Sie sich, trotz Banane und Pudding, keine Sorgen zu machen.

Jan L., Könnern: Ich bin Diabetiker Typ 1. Mein Arbeitsrhythmus unterliegt häufigen Schwankungen von ruhiger zu körperlich schwerer Arbeit. Infolge des plötzlichen Wechsels merke ich nicht rechtzeitig, wenn ich in eine Unterzuckerung rutsche, dann mit Werten bis zu 2,6 mmol/l. Mein HbA1c-Wert liegt bei 8. Haben Sie einen Tipp?

Antwort: Gut wäre, wenn es Ihnen gelänge, den Wechsel zu schwerer Arbeit bereits im Vorfeld abzufangen. Beispielsweise, indem Sie einen Apfel oder eine halbe Banane extra essen oder einen Saft trinken, um eine Unterzuckerung durch die folgende schwere Arbeit zu vermeiden. Auch spricht Ihr HbA1c-Wert von 8 dafür, dass Sie oft auch zu hohe Blutzuckerwerte haben - möglicherweise auch im Rahmen der Gegenregulation zur Unterzuckerung. Das sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen. Da Sie aufgrund Ihrer Arbeit sehr flexibel sein müssen und Schwankungen unterliegen, können Typ-1-Diabetiker auch zu einer Pumpentherapie übergehen. Auch daraufhin sollten Sie Ihren Arzt ansprechen.

Birgit G., Halle: Vor einer Woche wurde bei mir Diabetes Typ 2 diagnostiziert. Dürfte ich Stevia anstelle von Zucker zu mir nehmen?

Antwort: Das können Sie gerne. Es spricht nichts dagegen, dass Sie das natürliche Süßungsmittel der Stevia-Pflanze als Zuckerersatz verwenden.

Ralph M., Wittenberg: Mein früher Nüchternwert beträgt 7,2. Mir wurde zu Gewichtsreduktion geraten. Ich soll weniger Fette und Kohlenhydrate zu mir nehmen. Wie sehen Sie das? Ich bin nicht allzu groß und wiege 96 Kilo.

Antwort: Sie sollten darauf achten, dass Sie sich viel bewegen, gesund ernähren und nicht übermäßig viel Zucker zu sich nehmen. Bei der Reduzierung des Gewichts, machen sich bereits ein, zwei Kilo bemerkbar. Gut wäre, wenn Sie Ihr Gewicht noch weiter reduzieren könnten. Alle Nüchternwerte gleich oder über 7 mmol/l gehen in Richtung Diabetes.

Pia S., Bitterfeld-Wolfen: Dürfte ich als Diabetikerin Fanta-Orange ohne Zucker trinken?

Antwort: Ja, wenn das Getränk keinerlei Zucker enthält, können Sie es gerne zu sich nehmen.

Siegfried H., Mansfeld-Südharz: Mein Blutzuckerwert liegt durchschnittlich bei 6 mmol/l. Ich spritze früh, mittags, abends und nachts. Zu schaffen machen mir meine dicken Füße mit Kribbeln und Taubheitsgefühl. Was lässt sich dagegen tun?

Antwort: Das Kribbeln und Taubheitsgefühl in den Füßen sind Spätfolgen des Diabetes. Beides lässt sich mit Hilfe von Medikamenten lindern. Wichtig zudem ist, dass Ihre Blutzuckerwerte gut eingestellt sind und Unterzuckerungen vermieden werden. Wichtig wäre auszuschließen, dass Ihre dicken Füße Folge einer Herzschwäche oder eines Venenleidens sind.

Volker H., Quedlinburg: Ich spritze Insulin und treibe seit einiger Zeit bewusst viel Sport. Was bedeutet das für die Insulindosis?

Antwort: Diabetiker, die Insulin spritzen und sehr viel Sport treiben, sollten entweder im Vorfeld weniger Insulin spritzen oder mit sogenannten Sport-BE (Broteinheiten) ausgleichen, also zum Beispiel eine halbe Banane essen oder Saft trinken. Die Menge ist individuell verschieden. Sie hängt ab vom Blutzuckerwert sowie von der Dauer und Intensität des Sports.

Manuel M., Halle: Ich habe seit 20 Jahren Diabetes Typ 2. Seit kurzem verspüre ich ein taubes Gefühl unter den Füßen, man vermutet eine Polyneuropathie. Ich bekomme Tabletten dagegen. Ist das sinnvoll?

Antwort: Bei der unangenehmen Taubheit an Ihren Füßen handelt es sich um Polyneuropathie. Das ist eine Nervenschädigung, hervorgerufen durch die Diabeteserkrankung. Sie müssen wissen, dass Medikamente lediglich den Schmerz unterdrücken können, heilbar ist die Polyneuropathie nicht. Hier sind zwei Dinge sehr wichtig: Der Blutzucker muss immer gut eingestellt sein und es können Tabletten gegen die Neuropathie, ein Wirkstoff ist zum Beispiel Gabapentin, eingenommen werden. Treten die Beschwerden bei Diabetikern zum ersten Mal auf, ist es wichtig, dass andere Ursachen für das taube Gefühl an den Füßen ausgeschlossen werden.

Werner P., Halle: Ich habe seit 1986 Zucker und komme insgesamt gut zurecht. Nun ist seit einiger Zeit mein linker Fuß oftmals taub. Kann das mit dem Zucker zusammenhängen? Ich hatte auch schon Wirbelsäulenverletzungen.

Antwort: Da nur ein Fuß bei Ihnen betroffen ist, liegt die Vermutung nah, dass es sich um ein orthopädisches Problem handelt. Taubheitsgefühl in Folge von Diabetes tritt in der Regel beidseitig, also in beiden Beinen, auf. Das ist bei Ihnen nicht der Fall. Weil Sie bereits Erkrankungen an der Wirbelsäule hatten, sollten Sie sich für die Suche nach den Ursachen an einen Orthopäden beziehungsweise einen Neurologen wenden.

Kornelia Noack und Dorothea Reinert notierten Fragen und Antworten. (mz)