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Fernöstliche Heilmethoden Fernöstliche Heilmethoden: Tibetische Medizin setzt auf die Natur

17.04.2002, 09:18
Tibenatischer Arzt bei der Pulsdiagnose
Tibenatischer Arzt bei der Pulsdiagnose Kailash Institut

Hamburg/dpa. - Wenn tibetische Ärzte nach Deutschland kommen, dann «behandeln sienicht in vollem medizinischem Umfang als Ärzte, denn das istrechtlich nicht erlaubt», betont Wilfried Pfeffer, Gründer und Leiterdes Kailash-Instituts in Freiburg. Sie gäben nur Beratung mit Hilfevon tibetischer Puls-, Zungen- und Urindiagnose. Dazu kommenEmpfehlungen zu gesunder Ernährung, Stress-Vermeidung und zurindividuellen Lebensgestaltung. Außerdem werden therapeutischeBehandlungen mit Wärme an bestimmten Energiepunkten (Moxibustion) undspezielle Massagen angeboten.

Die Medizin des Dalai Lama versteht sich laut Pfeffer alsganzheitliche Heilkunst. Sie will «hilfreiche» und «schädlicheEnergien», die mit Verhaltensweisen, Ernährung und Lebenseinstellungzu tun haben, ins Gleichgewicht bringen und verwendet hierzuArzneimittel aus Heilkräutern und Mineralien. Doch auch Yoga undMeditation, Massagen und spezielle Formen von Akupunktur undAkupressur gehören zu ihrem Repertoire.

«Die tibetische Medizin übt, ähnlich wie die ayurvedische MedizinIndiens oder die traditionelle chinesische Medizin, eine großeAnziehungskraft auf den westlichen Menschen aus», stellt Jürgen C.Aschoff, Neurologie-Professor der Universität Ulm, fest. Er hat damitbegonnen, erstmals an einer westlichen Universitätsklinik einigeMedikamente der tibetischen Medizin wie die «Juwelen-Pillen», dietatsächlich gemahlenes Edelsteinpulver enthalten, gezielt auf ihreWirksamkeit hin zu untersuchen.

Als einziger Arzneimittelhersteller in Europa bietet die Padma AGin der Schweiz Medikamente mit tibetischer Rezeptur für deneuropäischen Markt an. «Padma 28» ist als Medikament in der Schweizoffiziell zugelassen und von Krankenkassen anerkannt, sagtUnternehmenssprecherin Cornelia Sidler. In Deutschland ist es nachAngaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte(BfArM) in Bonn nicht zugelassen, kann aber auf Grund einerVerschreibung durch einen Arzt importiert werden.

Die Krankenversicherungen in Deutschland erstatten nur inAusnahmefällen eine Behandlung mit tibetischer Medizin. Dabei seidiese insbesondere bei chronischen Krankheiten wie Rheuma,Herz-Kreislauferkrankungen, Stoffwechsel- und Schlafstörungen,Allergien und Migräne empfehlenswert, heißt es beim Kailash-Institut.Entsprechende Fortbildungen bietet mittlerweile auch die DeutscheÄrztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA) in München an.

Zum geheimnisvollen Ruf der tibetischen Medizin trägt bei, dassvieles nur in mündlichen Traditionen oder in tibetischenOriginalschriften erhalten ist. Das Grundlehrbuch «Vier Tantras», aufdas sich tibetische Ärzte heute noch berufen, wurde vor über 800Jahren in Sanskrit niedergeschrieben.

Nachdem der Dalai Lama als geistliches Oberhaupt der Tibeter 1960vor der chinesischen Besatzung nach Indien geflohen war, gründete erin Dharamsala eine medizinische Hochschule. «Die tibetische Medizinhat sich lange Zeit nach außen abgeschlossen und sich erst spätgeöffnet», meint Cornelia Sidler. Inszwischen seien Ausländerdort aber willkommen.