Extra Extra: Fehlzeiten erfolgreich reduzieren durch Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)
Zielsetzung:
Aus der Sicht von Unternehmen ist Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) nur sinnvoll, wenn die Investitionen in gesundheitsfördernde Maßnahmen langfristig durch Kostensenkungen im Unternehmen (Reduzierung der Fehlzeiten) gedeckt sind.
Damit bei BGM eine Erfolgskontrolle möglich ist, müssen zu Beginn des Projektes entsprechende Zielgrößen definiert werden. Beispielsweise kann dies eine Krankenstandssenkung von 1 % sein. Ausgangspunkt sind hierbei die Krankenstände nach der Arbeitsunfähigkeits-Analyse (AU-Daten-Analyse).
Das Hauptziel eines Projektes des BGM liegt somit in der Senkung des Krankenstandes. Dieses Hauptziel wird durch weitere „weiche“ Unterziele ergänzt, die die Produktivität des Unternehmens erhöhen sollen.
Hierzu gehören:
Die Förderung eines gesundheitsbewussten Verhaltens der Mitarbeiter und damit eine Verbesserung des Gesundheitszustandes der Mitarbeiter,
Die Erhöhung der Arbeitsmotivation und damit die Erhöhung der Leistungsbereitschaft,
Die Erhöhung der Arbeitszufriedenheit und damit die Stärkung der Identifikation mit dem Unternehmen,
und damit verbunden die Imageverbesserung des Unternehmens nach innen und außen, um Wettbewerbsvorteile in der Region zu bekommen.
Projektorganisation:
Das Projektmanagement erfolgt durch zwei zentrale Gruppen:. Die Projektkerngruppe (PKG) ist das oberste Entscheidungsgremium im Projekt. Die PKG bestellt und beruft die Mitglieder der Projektgruppe. Sie genehmigt das Projektbudget und vertritt das Projekt nach außen. Die von der Projektgruppe vorgeschlagenen Maßnahmen werden in Hinblick auf Art und Umfang der Umsetzung von der PKG genehmigt. Die Projektgruppe (PG) ist für die Planung, Koordinierung und Umsetzung aller während der Projektlaufzeit erarbeiteten Maßnahmen und Aktivitäten verantwortlich. Sie tagt im Regelfall einmal im Monat.
Eingesetzte Instrumente:
Die Einbeziehung der Mitarbeiter erfolgt durch eine Mitarbeiterbefragung. Resultierend auf diesen Ergebnissen werden neben der Entwicklung und Realisierung anderer Maßnahmen Seminare konzipiert und durchgeführt.
Mitarbeiterbefragung:
Zur Durchführung der Befragung wird das folgende Konzept in der Projektgruppe festgelegt:
1. Halten Sie eine Veränderung Ihrer Arbeitssituation für....
sehr wichtig [ ]
teilweise wichtig [ ]
nicht wichtig [ ]
2. In welchen Bereichen der Arbeitssituation sollte die Veränderung liegen?( Es können bis zu zwei Bereiche ausgewählt werden)
Umgebung des Arbeitsplatzes [ ]
Organisation [ ]
Tätigkeit [ ]
Vorgesetztenverhalten [ ]
Gruppenklima [ ]
3. Woran haben Sie gedacht als Sie bei ... einen Strich gemacht haben?
4. Welche gesundheitlichen Gefährdungen sehen Sie in Ihrer Arbeit?
5. Was gefällt Ihnen besonders gut?
6. Ihre drei wichtigsten Wünsche zur Verbesserung der Arbeitssituation ? (Gruppenarbeit)
Das Konzept der Befragung sieht folgendermaßen aus:
Nicht mehr als 15 Personen pro Befragungseinheit.
Homogene Befragungsgruppe aus einer Arbeitssituation (Zuordnung zu möglichst einem Vorgesetzten).
Mitarbeiter einer Hierarchieebene.
Dauer: ca. 1 Stunde.
Auswertung der Ergebnisse, Diskussion der Ergebnisse in einer Projektgruppe und Entwicklung eines Maßnahmenkataloges mit Prioritäten.
Die Mitarbeiter werden mit einem Schreiben über die Befragung informiert. Die Teilnahme an der Befragung ist freiwillig.
Seminare:Seminare dienen der Information der Vorgesetzten über das Vorgehen, die Ziele und Maßnahmen des Projektes. Im weiteren Verlauf dienen Seminare aber auch der Qualifikation der Vorgesetzten (z.B: in Gesprächsführung).
Der Stand der Realisierung der Maßnahmen:Aus den Ergebnissen der Mitarbeiterbefragung wurden Maßnahmen entwickelt, die in die Bereiche Ergonomie, Organisation und Personal eingeteilt wurden.
Beispielhaft werden einige Maßnahmen vorgestellt:
Verbesserung der Arbeitsschutzkleidung
Bildschirmarbeitsplatz-Analyse
Erweiterung des Handlungsspielraums am Bsp. der Handhabung des Geräteeinsatz
Checkliste zur Baustellenvorbereitung
Verbesserung der Mitarbeiterinformation
Führungskräfteschulung
Getränkeversorgung: Poliere können ab sofort die Kosten für alkoholfreie Getränke abrechnen
Über den Autor: Prof. Dr. Peter Nieder,Jahrgang 1947, Lehrstuhl für Personalführung im Fachbereich Pädagogik an der Universität der Bundeswehr Hamburg, ehemals Hochschullehrer für Personal und Organisation an der Universität Bremen, Zusammenarbeit mit Partnern bei Fehlzeitenprojekten in über 150 Unternehmen, Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zu Zusammenhängen zwischen Führung und Fehlzeiten
Kontaktadresse:Helmut Schmidt Universität
Universität der Bundeswehr Hamburg
Institut für Personalmanagement
Prof. Dr. Peter Nieder
Postfach 700822
22008 Hamburg
Tel. 040 65 41 28 66
Fax 040 65 41 20 57