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Erektionsstörungen Erektionsstörungen: Viagra ist nicht immer die Lösung

05.05.2015, 06:48
Nicht immer klappt es mit der Zweisamkeit.
Nicht immer klappt es mit der Zweisamkeit. Andreas Stedtler Lizenz

Halle (Saale) - Es ist ein Thema, über das Männer nicht gern reden: Erektionsstörungen. „Dabei ist es ein Problem, das relativ häufig auftritt“, sagt Professor Hermann M. Behre, Direktor des Zentrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie am Universitätsklinikum Halle. Vor allem im höheren Lebensalter komme es oft vor, dass die Steifigkeit des Gliedes nicht erreicht werde oder aber nicht aufrechterhalten bleibt, um Geschlechtsverkehr auszuüben.

Wenn dieses Problem - der Fachbegriff dafür lautet erektile Dysfunktion - länger als ein halbes Jahr andauere, zudem das Selbstwertgefühl des Mannes angekratzt sei und die Partnerschaft leide, dann sei es behandlungsbedürftig, betont der Arzt.

Früher seien Erektionsstörungen oft als psychisches Problem abgetan worden. „Das hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert“, sagt Behre. Natürlich könnten auch psychische Probleme die Ursache sein. Oft steckten aber ganz andere Krankheiten dahinter. „Viele Männer mit Diabetes haben Erektionsstörungen“, erläutert er. Auch Bluthochdruck müsse in diesem Zusammenhang genannt werden. Zudem hätten viele Medikamente - zum Teil wiederum die gegen Bluthochdruck - erektile Dysfunktionen als Nebenwirkung. Erektionsstörungen könnten aber auch ein Zeichen für Störungen der Sexualhormone sein.

Behre nennt Erektionsstörungen ein Frühwarnsymptom. „Sie erscheinen als Problem, dahinter stecken aber oft ganz andere Krankheiten“, sagt er. Sehr gut nachgewiesen sei zum Beispiel, dass sie Herz-Kreislauf-Erkrankungen über mehrere Jahre vorausgehen können. „Zur Steifigkeit des Gliedes kommt es durch einen starken Blutstrom in den Schwellkörper. Der Abfluss des Blutes wird gleichzeitig gehemmt“, erklärt der Mediziner. Bei einer beginnenden Erektion sei der Blutstrom um das 25- bis 60-fache gesteigert. „Das heißt, die Arterien, die an dieser Stelle sehr zart sind, müssen eine hohe Anpassungsfähigkeit haben.“

Vorläufer von Herzinfarkt oder Schlaganfall

Bestehe bereits eine Arteriosklerose, sei das nicht mehr gegeben. Die Auswirkungen einer Arteriosklerose, gefährlicher Ablagerungen an den Gefäßwänden, zeigten sich zuerst dort, wo die Gefäße eben sehr klein sind. „Sie bestehen aber auch bereits an den größeren Herzkranzgefäßen, machen sich dort aber erst später bemerkbar“, unterstreicht der Arzt. Anders ausgedrückt: Erektionsstörungen könnten auch ein Vorläufer von Herzinfarkt oder Schlaganfall sein.

„Aus all diesen Gründen ist es ganz wichtig, dass zunächst einmal die Hauptursache für das Männerproblem festgestellt wird“, sagt Behre. Und es werde immer versucht, zunächst diese auch zu behandeln. Landläufig werde bei diesem Krankheitsbild immer an Viagra oder ähnliche Medikamente gedacht. „Doch Viagra ist nicht immer die Lösung“, betont Behre. Die Tabletten seien eine Therapiemöglichkeit, wenn ursächliche Behandlungen nicht angeboten werden könnten.

„Aber auch Viagra hilft nur bei zwei von drei Männern“, fügt er hinzu. Zudem gebe es in der Hand des Männerarztes auch noch andere Möglichkeiten der Behandlung. Behre nennt als Beispiel eine Vakuumpumpe, die leicht zu handhaben sei, oder operative Methoden. Alles Möglichkeiten, die grundsätzlich auch von der Krankenkasse bezahlt werden.

„Bei einer guten Diagnostik und im Gespräch mit dem Mann kann das Optimale gefunden werden“, sagt Behre. „Die Behandlungschancen von Erektionsstörungen sind gut - allerdings nicht allein mit Tabletten aus dem Internet.