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Epidemie Epidemie: Wie groß ist die Ebola-Gefahr für Europa?

08.10.2014, 12:28
Wie groß ist die Ebola-Gefahr für Deutschland? Soldaten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr nehmen am 07.10.2014 in der Fachabteilung Tropenmedizin des Bundeswehrkrankenhauses am Bernhard-Nocht-Institut (BNI) in Hamburg teil.
Wie groß ist die Ebola-Gefahr für Deutschland? Soldaten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr nehmen am 07.10.2014 in der Fachabteilung Tropenmedizin des Bundeswehrkrankenhauses am Bernhard-Nocht-Institut (BNI) in Hamburg teil. dpa Lizenz

Wie groß ist die Ebola-Gefahr für Europa und Deutschland?

„Eine Gefährdung der Bevölkerung in Deutschland besteht nach Einschätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin nicht“, erklärt die Bundesregierung in einer Mitteilung vom 7. Oktober. Allerdings: „Das Risiko, dass Reisende die Krankheit nach Deutschland oder Europa mitbringen ist gering, aber nicht auszuschließen.“

Wie gut ist Deutschland auf Ebola vorbereitet?

Gegen eine mögliche Ausbreitung von Ebola sei Deutschland „bestens gewappnet“: Die internationalen Flughäfen Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg und München seien auf Fälle hochinfektiöser Krankheiten vorbereitet. Reisende könnten dort sofort isoliert werden. Und: „Deutschland ist gründlich vorbereitet auf die Behandlung von Personen, die an Ebola-Fieber erkrankt sind“, so die Bundesregierung. Deutschland habe sieben Kompetenz- und Behandlungszentren, die auf den Umgang mit lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten wie Ebola spezialisiert sind. Dort könnten an Ebola Erkrankte auf Sonderisolierstationen rund um die Uhr versorgt werden. „Schleusen und besondere Entlüftungssysteme stellen sicher, dass das Virus nicht entweichen kann.“

Wie sind die Sicherheitsvorkehrungen an der Frankfurter Uniklinik, in der derzeit ein Ebola-Patient behandelt wird?

„Alle Gegenstände, Kleidungsstücke und Ausrüstungsmaterialien, die im Isolierzimmer waren, werden entweder sorgfältig desinfiziert oder vernichtet“, so die Uniklinik in einer Pressemitteilung vom 3. Oktober. Auf der Sonderisolierstation kümmere sich speziell geschultes Personal ausschließlich um die dort behandelten Patienten. „Dabei tragen diese Mitarbeiter zum Eigenschutz spezielle Schutzausrüstung mit Ganzkörperanzügen, Helmen, Stiefeln und besonderen Handschuhen.“ Verlassen die Mitarbeiter das Isolierzimmer, würden sie mit Desinfektionsmitteln abgeduscht. Die Klinik versichert: „Unter den Bedingungen einer Sonderisolierstation kann aufgrund dieser Maßnahmen ausgeschlossen werden, dass Erreger in die Umgebung gelangen.“ Ein weiterer Ebola-Patient soll am Donnerstag in Leipzig am Klinikum St. Georg behandelt werden.

Wie konnte es - trotz hoher Sicherheitsvorkehrungen - überhaupt zu der Infektion in einer spanischen Klinik kommen?

Auf welche Weise sich die Pflegerin das Virus zuzog, ist nach Angaben des spanischen Gesundheitsministeriums noch völlig unklar. Die Pflegekraft gehörte zu dem Team, das den Ebola-Infizierten behandelte, der am 25. September schließlich starb. Sie betrat zweimal das Krankenzimmer in der Quarantäne-Station, einmal zur Pflege und ein zweites Mal zur Reinigung nach dem Tod des Patienten. In der Quarantäne-Station galten strengste Sicherheitsvorkehrungen. Gewerkschaften beklagen allerdings, dass die Schutzanzüge nicht den höchsten Ansprüchen genügten und die Reinigungskräfte nur in Schnellkursen in die Quarantäne-Vorkehrungen eingewiesen worden seien. „Irgendwo muss es ein menschliches Versagen gegeben haben“, sagte der Virologe Luis Enjuanes der Zeitung „El País“.

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Kann es weitere Fälle von Ebola-Infektionen in Spanien geben?

Die Gesundheitsbehörden schließen das nicht vollkommen aus. Die Pflegehelferin war nach dem Tod des Ebola-Patienten in den Urlaub gegangen und hatte Kontakt mit einer Reihe von Menschen. Am 30. September stellte sie bei sich leichtes Fieber fest und fühlte sich schwach. Erst sechs Tage später wurde sie in Quarantäne genommen, als bei einem Bluttest das Ebola-Virus nachgewiesen wurde. Ein hoher Beamter des Gesundheitsministeriums räumte ein, dass die Frau früher hätte isoliert werden müssen. Neben der Ebola-Kranken sind nun mehrere weitere Patienten zur Beobachtung in der Isolierstation der Carlos-III-Klinik. Dabei handelt es sich unter anderem um den Ehemann der Pflegehelferin.

Was ist Ebola genau und wie kann es geheilt werden?

Das Ebola-Virus gehört zu den gefährlichsten Krankheitserregern der Welt. Es löst hämorrhagisches - mit Blutungen einhergehendes - Fieber aus. Je nach Ausbruch sterben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge 25 bis 90 Prozent der Patienten daran. Trotz intensiver Forschung gibt es weder eine Impfung noch ein Heilmittel. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts werden Patienten daher lediglich symptomatisch behandelt und intensivmedizinisch betreut. Die wenigen spezifischen medikamentösen Ansätze seien „experimentell“.

Was sind die Symptome von Ebola?

Die Erkrankung beginnt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts plötzlich mit unspezifischen Symptomen wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bindehautentzündung.

Wer ist ansteckend?

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es weiterhin keine Hinweise darauf, dass sich das Virus über andere Wege als den direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten eines Erkrankten überträgt. Menschen, die sich mit dem Ebola-Virus infiziert haben, sind ansteckend, sobald sie erste Symptome zeigen. Das bedeute umgekehrt, dass Menschen die Krankheit in der Inkubationszeit nicht weitergeben können. Diese Zeitspanne liegt zwischen zwei und 21 Tagen.

Welche Körperflüssigkeiten übertragen das Virus?

Blut, Fäkalien und Erbrochenes von Patienten sind die am stärksten infektiösen Substanzen. Außerdem wurde das Virus in Muttermilch, Urin und Sperma nachgewiesen. Vor allem bei Patienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium wurde das Virus zudem auch in Speichel und Tränen gefunden. Wenn eine männliche Person die Krankheit überlebt, hält sich das Virus bis zu 90 Tage im Sperma. Experten raten den Betroffenen deswegen dringend, Kondome zu verwenden.

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Wie wird das Virus von einem Menschen auf einen anderen übertragen?

Das Virus gelangt durch die Schleimhäute in den Körper, beispielsweise durch Mund und Augen. Auch Wunden und Verletzungen sind mögliche Eintrittspunkte. Neben dem direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten besteht auch die Gefahr, sich durch kontaminierte Gegenstände zu infizieren, etwa durch Kleider von Erkrankten.

Gibt es Anzeichen dafür, dass das Virus mutiert?

Dass das Ebola-Virus mutieren und sich dann etwa durch die Luft verbreiten könnte, ist laut WHO eine Spekulation, für die es keinerlei Belege gibt.

Wie kann ich mich auf Reisen schützen?

Laut WHO ist das Risiko gering, sich auf einer Reise in die betroffenen Länder anzustecken. Reisende sollten körperlichen Kontakt zu Personen meiden, die mögliche Symptome zeigen. Außerdem rät die WHO dazu, sich regelmäßig die Hände zu Waschen und zu desinfizieren.

Was tut Deutschland, um die in Afrika grassierende Epidemie endlich einzudämmen?

Die Bundeswehr will Mitte November ihre Hilfsmission für die afrikanische Ebola-Region starten. Bis dahin werde die zugesagte Rettungskette für infizierte Soldaten und Helfer vollständig stehen, erklärte das Ministerium am Mittwoch in Berlin. Die Bundeswehr plant etwa, kurzfristig eine Luftbrücke in die von der Ebola-Epidemie betroffenen Länder aufzubauen. Die Bundesregierung beabsichtigt außerdem für weiteres medizinisches Hilfspersonal zu sorgen. Auch mehr Ausrüstung, Medizin und Lebensmittel sollen bereitgestellt werden. Hier sind die weiteren geplanten Maßnahmen der Bundesregierung aufgelistet. (rer/dpa)

Die Epidemie breitet sich weiter aus: Ebola ist einer der gefährlichsten Krankheitserreger der Welt.
Die Epidemie breitet sich weiter aus: Ebola ist einer der gefährlichsten Krankheitserreger der Welt.
dpa Lizenz