Entwöhnung Entwöhnung: Mit Strohhalm trinken, statt Zigaretten zu nuckeln
HALLE/MZ. - Mit demQualmen aufzuhören, ist viel leichter gesagtals getan. "Das wird häufig unterschätzt",sagt Rainer Mathias Dunkel, Facharzt für PsychosomatischeMedizin und Psychotherapie in Wiesbaden. DieRückfallgefahr sei sehr hoch.
Erfolgversprechend ist die Nikotinentwöhnungbei Menschen, die einen hohen Leidensdruckhaben. Sie bekommen zum Beispiel nur nochschwer Luft, haben eine Lungenentzündung odersind ständig krank. Sinnvoll ist, sich fürden Weg zum Nichtraucher Hilfe zu suchen.Etliche Bücher zu dem Thema sind auf dem Markt,es gibt Selbsthilfegruppen und Telefon-Hotlines,zum Beispiel von der Bundeszentrale für gesundheitlicheAufklärung in Köln. "Sie wird sehr gut angenommen",sagt Sprecherin Marita Völker-Albert. DieMenschen bekommen dort schnell Informationenund Ratschläge.
Fündig werden Ratsuchende auch im Internet.Das nach eigenen Angaben größte Internetportalim deutschsprachigen Raum zu diesem Themaist nichtraucher.de mit etwa 60 000 Mitgliedern.Seit 2004 gibt es die Seite des Berliner GeschäftsmannsSven Lubek. Neben diversen Tests und vielenInformationen des Mediziners Prof. Karl-ChristianBergmann, Lungenfacharzt am Allergiezentrumder Berliner Charité, bietet sie auch einlebhaftes Forum. Dort werden unter anderemMitstreiter gesucht und Erfahrungen ausgetauscht.Das helfe, sagt Lubek, der selbst vor fünfJahren mit dem Rauchen aufgehört hat.
Die schlimmste Phase dauert meist zwei bisvier Wochen, das Nikotin selbst wird bereitsin wenigen Tagen abgebaut. Einfacher machendiese Zeit unter anderem eine gesunde Ernährung,ein stressfreier Alltag und vor allem Sport.Bewegung hat gleich mehrere Vorteile: Wiedas Nikotin in der Zigarette sorgt Sport füreine bessere Stimmung, und Kalorien werdenverbrannt. Denn die Umstellung zum Nichtrauchenist oft gleichbedeutend mit einer Gewichtszunahme."Wer mit dem Rauchen aufhört, bekommt ofterheblichen Appetit, vor allem auf Süßigkeiten",hat Dunkel beobachtet. Schokolade, Chips undCo. werden mangels Zigarette gerne als neueStimmungsaufheller genommen. Hinzu kommt,dass Raucher im Schnitt täglich 200 Kalorienmehr benötigen als Nichtraucher.
Auf nichtraucher.de wird geraten, sich nichtzusätzlich mit einer Diät zu quälen. "Weiterrauchenist ein wesentlich höheres Gesundheitsrisikoals eine kleine Gewichtszunahme", heißt esdort. Empfehlenswert sind viel Flüssigkeit,Obst und Gemüse. Manchen Menschen hilft eslaut Dunkel, wenn sie mit einem Strohhalmtrinken - daran können sie wie an einer Zigarettenuckeln.
Mögliche Begleiterscheinungen der Entwöhnungsind Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden,Nervosität und Husten. Bei vielen Ex-Rauchernwird vor allem während der ersten Wochen dieGier nach der Zigarette scheinbar übermächtig."So eine akute Phase dauert maximal fünf Minuten",sagt Dunkel. In dieser Zeit sollte man sichzum Beispiel mit einem kurzen Spaziergangoder Teetrinken ablenken. Auch generell solltensich Menschen während der Entwöhnung vielGutes tun, zum Beispiel mit einem Wellnessurlauboder einem Saunabesuch. Sinnvoll ist es auch,möglichst vielen vom neuen Leben als Nichtraucherzu erzählen. Dies vermindert die Gefahr, rückfälligzu werden. Mit einem Rückfall müsse auch nochnach Jahren gerechnet werden, sagt Dunkel:"Einmal ein süchtiger Raucher, immer ein süchtigerRaucher."
Beratungstelefon zum Rauchverzichtunter 01805/ 313131 (0,14 €/Min. aus demFestnetz, Mobilfunkpreise abweichend)