Die USA als Vorbild Die USA als Vorbild: Ist die Legalisierung von Cannabis in Deutschland umsetzbar?

Die Diskussion um eine mögliche Legalisierung von Cannabis erhitzt in Deutschland die Gemüter. Der illegale Handel blüht. Jeder vierte Deutsche gibt zu, schon einmal gekifft zu haben. „Zoff ums Kiffen - Wie sinnvoll ist die Freigabe von Cannabis?“ fragt deshalb das Team von „ZDFzoom“ in seiner aktuellen Sendung (12. Mai 2015, 23.15 Uhr).
THC-Produkte auf Rezept - zahlt das bald die Krankenkasse?
Seit 20 Jahren soll der Besitz von Haschisch und Cannabis zum Eigengebrauch nicht mehr verfolgt werden. In vielen Bundesländern wird der Besitz von Mengen unter sechs Gramm auch nicht strafrechtlich verfolgt.
Zudem dürfen ausgewählte Patienten in Deutschland in THC-Produkte bereits auf Rezept erhalten. Bezahlen müssen sie diese allerdings selbst, weil die Kassen diese Art von Medizin nicht übernehmen.
Doch dies könnte sich schon bald ändern: Marlene Mortler (CSU), die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, hatte bei der Vorstellung des Jahresberichts 2014 des UN-Drogenkontrollrates bekräftigt, sich dafür einzusetzen, dass Mittel wie Cannabis künftig auch von der Krankenkasse bezahlt werden. Darin sei sie sich mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) einig. Das Ministerium arbeite derzeit an einer Regelung.
Die USA als Vorbild
Mehr als 120 Strafrechtsprofessoren fordern inzwischen die Legalisierung von Cannabis. Welche Folgen eine solche Legalisierung haben könnte, zeigt der US-Bundesstaat Colorado: Seit dem 1. Januar 2014 ist dort der Verkauf und Konsum von Marihuana offiziell erlaubt. Die Folge: Ein wahrer Wirtschaftsboom der Hanf-Industrie.
ZDF-Autor Daniel Bröckerhoff war für seine Reportage vor Ort und berichtet: „Die ersten Anzeichen lassen den Schluss zu, dass dort die Welt nicht untergegangen und kein signifikanter Zuwachs von Cannabis-Missbrauch entstanden ist. Stattdessen wird der Schwarzmarkt sukzessive zurückgedrängt, die Verbraucher wurden entkriminalisiert und ein im wahrsten Sinne blühender Markt entsteht, der neue Arbeitsplätze geschaffen hat und zu mehr Steuereinnahmen führt.“
Legalisierung in Deutschland möglich?
Im März hatten die Grünen einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgestellt. Das „Cannabiskontrollgesetzes“ soll Erwachsenen den Erwerb und Besitz von 30 Gramm Cannabis für den Eigenbedarf erlauben oder Anbau und Abernten von drei Cannabispflanzen. Jugendlichen unter 18 Jahren wäre der Erwerb und Besitz „vollständig untersagt“. Entsprechende Produkte dürften demnach nur in zugelassenen Fachgeschäften verkauft werden.
Bundesregierung und CSU lehnen die Forderungen allerdings ab.
Jugendliche sind besonders gefährdet
Mortler betont: „Eine Legalisierung von Cannabis ist aus gesundheitlicher Sicht nicht zu verantworten. Die Freigabe wäre ein falsches Signal, denn vor allem für junge Menschen bestehen erhebliche Gesundheitsrisiken durch Cannabiskonsum.“
Ein regelmäßiger Konsum von Cannabis führe teilweise zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, bis hin zu Psychosen und einer Abhängigkeit. Daher sei nicht die Legalisierung der richtige Weg, sondern gute Aufklärungsarbeit.
Für Professor Wayne Hall, Berater der Weltgesundheitsorganisation (WHO), steht fest, dass Cannabis dieselbe Suchtwirkung wie Heroin oder Alkohol verursachen kann.
Als Folge der Sucht könne sich bei langjährigen Konsumenten das Risiko von Psychosen, Schizophrenie, Schlaflosigkeit und Depressionen verdoppeln.
(jto)