Cholesterin Cholesterin: Hohe Werte kein Grund zu Panik
Halle/MZ. - Cholesterin bildet das Gerüst der menschlichen Zellwände, erklärt Prof. Achim Weizel von der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen in München. Zudem bilden sich daraus die Gallensäuren für die Fettverdauung, und es ist Ausgangssubstanz für wichtige Hormone und Vitamine.
Über die Nahrung
Zwei Drittel der Cholesterinmenge bildet der Körper, ein Drittel wird über die Nahrung aufgenommen. Cholesterin ist ein fettähnlicher Stoff. Da Fett in Wasser nicht löslich ist, braucht es Helfer, um sich über das Blut im Körper zu verteilen. "Deshalb fügt der Körper dem Cholesterin Eiweiß hinzu und bildet Lipoproteine", sagt Bilz.
Die wichtigsten Lipoproteine, die der Körper bildet, sind das Low Density Lipoprotein (LDL) und das High Density Lipoprotein (HDL). Beim LDL spricht man vom "schlechten" Cholesterin. Es wird von der Leber aus in alle Körperzellen geschickt und dort verwertet. "Überschüssiges LDL, das in den Zellen nicht benötigt wird, lagert sich in den Gefäßwänden ab", erklärt Susanne Bilz.
Dann kommt das HDL ins Spiel: Es holt überschüssiges LDL ab und bringt es zurück zur Leber, erklärt Prof. Elisabeth Steinhagen-Thiessen vom Stoffwechsel-Centrum der Charité in Berlin. Das HDL gilt daher als "gutes" Cholesterin. Normalerweise funktioniert dieser Regelkreis von LDL und HDL.
Plaque bildet sich
Ist die LDL-Konzentration aber zu hoch, lagert sich der Stoff in den Herzkranzgefäßen ab. Dadurch werden diese enger, Plaque bildet sich und wächst in die Gefäße hinein. "Die Gefäßhäutchen können platzen, und es kann zu Gerinnseln kommen, die dann akut das Gefäß verschließen", erklärt Prof. Weizel. Ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall können dann die Folge sein.
Zu viel LDL bedeutet einen erhöhten Cholesterinwert. Stellt der Arzt diesen fest, ist nicht zwingend eine Therapie nötig: "Das Gesamtrisiko ist entscheidend. Das erhöht sich, wenn einer oder mehrere Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck, genetische Belastung oder Übergewicht hinzu kommen", sagt Weizel. Dann sollte der Patient versuchen, den Wert zu senken.
Ratsam ist die "Mittelmeerkost" mit viel Fisch, Obst und Gemüse: "In fetten Seefischen wie Makrele, Lachs oder Hering stecken gesunde Omega-3-Fettsäuren", sagt Prof. Weizel. Ungünstig hingegen ist der übermäßige Verzehr tierischer Fette, die etwa in Fleisch stecken.
Olivenöl günstig
Anderer Meinung ist Udo Pollmer vom Europäischen Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften in Gemmingen bei Heilbronn. "Wird weniger Cholesterin über die Nahrung zugeführt, erhöht der Körper die Eigenproduktion." Daher könne langfristig der Cholesterinspiegel nicht durch die Ernährung beeinflusst werden. "Pflanzliche Fette sind überwiegend ungesättigt. Die günstigste Fettsäuren-Zusammensetzung haben Rapsöl und Olivenöl", sagt Susanne Bilz. "Zweimal Fleisch in der Woche und zwei- bis dreimal Fisch mit viel Obst und Gemüse", rät Steinhagen-Thiessen. Das HDL zu erhöhen, funktioniert nur über Bewegung, sagt Prof. Weizel: "Wird drei bis vier Mal pro Woche Ausdauersport betrieben, kann mit einem Anstieg des HDL-Cholesterins gerechnet werden."
Cholesterinwerte werden aus dem Blut bestimmt. Als Normalwerte bei Erwachsenen werden 200 mg / dl (alte Einheit) bzw. 5,2 mmol (SI-Einheit) angesehen.