Geschlechtskrankheit Chlamydien: So gefährlich ist die Geschlechtskrankheit- und so schützt man sich
Eine Chlamydien-Infektion ist eine ernst zu nehmende Geschlechtskrankheit. Das Problem dabei ist, dass sie oft unbemerkt bleibt, denn sie verursacht häufig keine Symptome. So werden die Erreger an Sexualpartner unwissentlich weitergegeben und eine Behandlung findet nicht statt.
Das Robert Koch-Institut in Berlin schätzt, dass jährlich rund zehntausend Frauen neu erkranken. Genaue Zahlen für Deutschland gibt es nicht, da die Infektion nicht meldepflichtig ist. Jährlich kommt es laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation weltweit zu 89 Millionen Neuinfektionen.
Chlamydien sind Bakterien
Chlamydien sind Bakterien, die verschiedene Krankheiten hervorrufen können. Die bekannteste und mit Abstand häufigste Chlamydien-Infektion betrifft die Harn- und Geschlechtsorgane.
Eine unerkannte Erkrankung kann ernste Folgen wie Unfruchtbarkeit haben. Im Interview erklärt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie man eine Ansteckung vermeiden kann.
Herr Dr. Albring, ist tatsächlich ein Anstieg der Chlamydien-Infektionen zu verzeichnen?
Dr. Christian Albring: Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts könnten bis zu 10 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland mit Chlamydien infiziert sein. Nur ein ganz kleiner Teil davon wird diagnostiziert. Bei einer Zunahme von Chlamydien-Diagnosen handelt es sich häufig nur um eine Zunahme von Tests, nicht von Infektionen.
Was sind akute Symptome einer Erkrankung?
Albring: Beim Neugeborenen können Chlamydien-Infektionen zu schweren Augenentzündungen führen. Wenn Chlamydien durch Geschlechtsverkehr übertragen werden, können sie wässrig-eitrigen Ausfluss, Juckreiz, Schmerzen beim Sex oder beim Wasserlassen verursachen. Aber bei 70 Prozent der Frauen und bei 50 Prozent der Männer verursachen Chlamydien-Infektionen keine spürbaren Symptome.
Was passiert, wenn die Infektion länger unbehandelt bleibt, weil nicht erkannt?
Albring: Die meisten Infektionen bleiben unerkannt. Eine nicht behandelte Infektion kann bei der Frau zu einer Verklebung der Eileiter und damit zur Unfruchtbarkeit führen. Nicht-entdeckte Chlamydien-Infektionen sind die häufigste Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit in Deutschland. Deshalb hat jedes Mädchen und jede Frau bis 25 Jahre das Recht, sich vom Frauenarzt einmal jährlich auf eine Chlamydien-Infektion untersuchen zu lassen.
Wie wird die Infektion übertragen?
Albring: Die Infektion wird im Allgemeinen durch ungeschützten Sex übertragen, von Männern auf Frauen und umgekehrt, ebenso aber auch bei gleichgeschlechtlichem Kontakt und bei der Verwendung von Sexspielzeug.
Wer ist besonders gefährdet? Gibt es spezielle Risikogruppen?
Albring: Jede Frau und jeder Mann in jedem Alter ist gefährdet, wenn man Sex ohne Kondome hat. Nur dann, wenn ein Paar länger monogam lebt und bei beiden sexuell übertragbare Erkrankungen – dazu gehören auch HIV, Syphilis, Gonorrhoe – ausgeschlossen sind, können Kondome weggelassen werden, ohne dass eine Infektionsgefahr besteht.
Wie kann man sich schützen/vorbeugen?
Albring: Sex mit neuen Sexualpartnern nur mit Kondomen, und zwar ab dem allerersten Geschlechtsverkehr.
Wie sieht die akute Therapie aus?
Albring: Mit Antibiotika ist die Infektion gut in den Griff zu bekommen. Wenn allerdings bereits die Eileiter verklebt sind, handelt es sich um eine Spätfolge, die nicht durch Antibiotika beseitigt werden kann. Wenn die Frau schwanger werden möchte, helfen dann häufig nur noch Maßnahmen der Kinderwunschmedizin. (sar)
Einen Chlamydien-Test können Frauen bei ihrem Gynäkologen vornehmen lassen. Im Labor wird der Urin auf Partikel des Bakterienerbgutes untersucht. Ist der Test positiv, weist dies auf eine frische Infektion hin. Noch sicherer als ein Urintest ist allerdings die Untersuchung des Zell-Abstriches aus dem Gebärmutterhals. Über die Kosten eines Tests sollten sich Patienten bei ihrem Arzt informieren, da diese stark schwanken. Für Frauen bis 25 Jahren ist der Urintest beim Gynäkologen einmal im Jahr kostenfrei.