Bluthochdruck kommt vor dem Schlaganfall
Berlin/Erlangen/dpa. - Bluthochdruck ist eine der häufigsten Krankheiten in Industrienationen. Eine so genannte Hypertonie bleibt aber oft jahrelang unerkannt, denn hoher Blutdruck tut nicht weh.
«Hypertonie ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Schlaganfall, Herzmuskelschwäche und Herzinfarkt», sagt Walter Zidek, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hochdruckliga in Berlin. Nach Angaben von Martin Paul, Dekan der Charité in Berlin, gibt es in Deutschland mehr als 25 Millionen Hypertoniker.
«Ein normaler Blutdruck hat einen Wert von 140/90 mmHg - das gilt weltweit, nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation», sagt Roland Schmieder vom Institut für Präventive Medizin in Erlangen. Die Einheit mmHg steht dabei für «Millimeter Quecksilber». Jeder Blutdruckwert, der höher liegt, sei zu behandeln.
Die Behandlung hänge von der Schwere des Hochdrucks und vom Alter des Betroffenen ab: «Wenn eine milde Hypertonie vorliegt, muss nicht gleich mit Medikamenten behandelt werden», sagt Paul. Eine Änderung der Lebensumstände könne dann schon reichen: «Normalgewicht anstreben, Alkoholgenuss einschränken, Kochsalz durch Gewürze ersetzen, Rauchen einstellen und körperliche Bewegung fördern.»
Der Blutdruck ist aber auch abhängig vom Innenleben des Menschen: «Dauerhafter Stress hat eine starke Auswirkung», sagt der Hypertoniespezialist Martin Middeke. Deshalb werden in der Behandlung zunehmend Stressbewältigungsprogramme und «Biofeedback» eingesetzt. Dabei wird der Blutdruck über zwei Stunden kontinuierlich gemessen. So kann der Betroffene sehen, dass der Blutdruck keine starre Größe ist. Bestenfalls lässt sich dadurch laut Middeke lernen, den Blutdruck durch Entspannung bewusst zu kontrollieren.
Jeder Hypertoniker benötige eine individuelle Behandlung: «Mit Mühe und Bereitschaft kann jeder Arzt die persönliche Hypertonie-Ursache ausfindig machen.» Der Patient müsse sich aber in Geduld üben und die Anweisungen seines Hausarztes befolgen. Wenn nach drei Monaten nichtmedikamentöser Behandlung der Blutdruck nicht gesunken sei, gehe an Tabletten kein Weg mehr vorbei. Manchmal dauert es Zidek zufolge Monate, bis das richtige Medikament gefunden ist.
Auf dem medizinischen Sektor habe sich in jüngster Zeit einiges getan: Inzwischen seien Arzneien auf dem Markt, die nur einmal täglich genommen werden müssen und nicht öfter. «Es gibt fünf Medikamentengruppen: Entwässerungsmittel, Beta-Blocker, ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptorantagonisten und Calcium-Antagonisten», erläutert Hans-Jürgen Becker, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung in Hanau. Oft erhielten die Patienten Kombinationspräparate aus den fünf Gruppen, damit der Blutdruck optimal eingestellt werden kann.
«Jeder sollte seine Blutdruckwerte kennen», meint Schmieder. «Regelmäßiges Blutdruckmessen ab dem 40. Lebensjahr ist eine wichtige Präventionsmaßnahme.» Zumindest bei jedem Arztbesuch sollte der Blutdruck gemessen werden. Wer selbst ein Messgerät besitzt, sollte darauf achten, es richtig zu benutzen.
«Am zuverlässigsten sind die Geräte, die am Oberarm angelegt werden», sagt Becker. Wer dem Bluthochdruck wirksam vorbeugen will, sollte am besten Ausdauersport treiben, von Fertiggerichten absehen, da sie meist zu viel Kochsalz enthalten, und pflanzliche Öle bevorzugen.