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Beziehung Beziehung: Wie die Liebe Freunde verändern kann

02.12.2013, 12:31
Frisch Verliebte haben oft erstmal keinen Kopf für andere. Freunde fühlen sich schnell vernachlässigt.
Frisch Verliebte haben oft erstmal keinen Kopf für andere. Freunde fühlen sich schnell vernachlässigt. dpa-tmn Lizenz

Halle (Saale)/MZ/DMN/DPA. - Früher waren Stefan und Christian die besten Freunde. Jeden zweiten Tag haben sie telefoniert, jedes Wochenende etwas unternommen. Christian war immer für einen lustigen Spruch gut. „Jetzt ist er so ernst geworden“, sagt Stefan. Der 36-Jährige hat einen Verdacht, warum sich sein bester Freund so verändert hat: „Seit er mit Claudia zusammenlebt, macht er keine Scherze, wenn sie dabei ist, und ruft nicht mehr so häufig an.“ Er ist enttäuscht - und auch ein wenig genervt.

„Ereignisse im Leben verändern Menschen, zum Beispiel ein neuer Partner“, sagt Diplom-Psychologe Axel Kreutzmann aus Hannover. Veränderungen können positiv sein und sogar eine Weiterentwicklung bedeuten. Es kann aber auch passieren, dass man über sie die eigenen Bedürfnisse vergisst.

Keinen Kopf für andere

Wer eine neue Beziehung hat, kann sich auch deswegen anders verhalten, weil er verliebt ist, sagt Paar-Coach und Kommunikationstrainerin Yvonne Natascha Heum aus Düsseldorf. „Diese Phase sollte man Menschen zugestehen“, findet sie. „Frisch Verliebte haben häufig keinen Kopf für andere. Die sollen sich ruhig erst mal zu zweit erleben.“ Nach den ersten Monaten dürften Freunde aber vorsichtig anklopfen und nach einem Treffen fragen.

Christian ist mit Claudia schon seit vier Jahren zusammen, seit einem Jahr haben sie eine gemeinsame Wohnung. „Ich habe ihm genug Zeit gegeben“, findet Stefan. „Jetzt will ich meinen Freund zurück.“ Aber wer sagt, dass sich Christian tatsächlich für Claudia verbiegt? Eventuell empfindet nur Stefan das so.

Dem Partner besser gefallen

„Fakt ist, ich nehme etwas anders wahr“, erklärt Paar-Coach Heum. „Aber meine Sicht auf die Welt ist nicht unbedingt die Realität der anderen. Vielleicht interpretiere ich das Verhalten nur anders.“ Viele Faktoren könnten eine Rolle spielen, warum jemand auf einmal anders tickt: der Stress auf der Arbeit, eine schwierige familiäre Situation, das zeitraubende Hobby.

Und selbst wenn sich der Freund wegen des Partners stark verändert hat, sollte man mit Verständnis reagieren. „Das kann schließlich ganz unterschiedliche Ursachen haben“, sagt Psychologe Kreutzmann. Er hat häufig erlebt, dass ein Grund dafür Angst ist. Angst, man könne die Beziehung kaputt machen, wenn man etwas sagt, das dem anderen nicht gefällt. Angst, bei einem flapsigen Scherz einen Streit zu provozieren. Angst, nicht mehr attraktiv für den Partner zu sein. Viele Menschen ändern sich also deswegen, weil sie meinen, dem Partner so besser zu gefallen.

Nicht nötig, sich zu verbiegen

Stefan ist aufgefallen, dass Christian vor allem dann ganz anders ist, wenn er gemeinsam mit Claudia auftaucht. „Zwei Menschen sollten zusammen sein, weil sie sich so lieben, wie sie sind“, findet er. „Wenn sie sich verändern müssen, ist das doch keine Grundlage für eine Beziehung.“

Das bestätigt auch Psychologe Kreutzmann: „Wenn eine Partnerschaft stabil ist, hat man es nicht mehr nötig, sich zu verbiegen.“ Eine gute Beziehung habe man erst dann, wenn man aneinander gebunden ist, aber trotzdem die Freiheit hat, zu sein, wie man ist. Und wenn man auch mal schwach sein und sich fallen lassen kann.

Nächste Seite: Gemeinsame Bekannte fragen, ob sie die Veränderung genauso empfinden

Bevor man seinen Freund aber auf sein Verhalten anspricht, sollte man sich fragen, was man damit erreichen möchte: „Ist man eifersüchtig auf die Beziehung? Stört einen die Änderung? Ist einem der Freund fremd geworden?“, nennt Kreutzmann als mögliche Gründe. Eventuell fragt man erst einmal gemeinsame Bekannte, ob sie die Veränderung genau so empfinden wie man selbst.

Wenn dem so ist, darf man das Gespräch suchen. Man könne zum anderen sagen: „Ich habe das Gefühl, du hast dich verändert. Möchtest du darüber reden?“, schlägt Kreutzmann vor. Danach solle ein Gespräch ohne Kritik folgen. Gut sind Nachfragen wie: „Hast du auch das Gefühl, es hat sich etwas verändert?“

Nicht bewerten, keine Vermutungen anstellen

Kommunikationstrainerin Heum empfiehlt, nicht zu bewerten und keine Vermutungen anzustellen. Auch wenn sich der Freund zu der Zeit verändert hat, als er eine neue Beziehung eingegangen ist, muss das nicht an der neuen Partnerin liegen. Deswegen sollte man in einem Gespräch aus der eigenen Perspektive formulieren: „Ich nehme wahr… Bei mir kommt an… Ich erlebe dich so...“, sagt Heum. Das sei besser, als dem anderen entgegen zu schleudern: „Du bist ganz anders.“
Nach dem klärenden Gespräch dürfen Wünsche geäußert werden - aber ohne versteckte Vorwürfe. Also nicht: „Ich wünsche mir, dass du so bist wie früher“, sondern: „Ich wünsche mir, dass wir mehr Zeit miteinander verbringen.“

Nach einer solchen Unterhaltung stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich die Freundschaft wieder bessert. Manche Menschen würden es zwar überhaupt nicht so sehen, dass sie sich verändert haben. Aber: „Manchmal haben sie das nur nicht bemerkt. Darauf angesprochen, fallen sie aus allen Wolken“, sagt Kreutzmann. Und eventuell möchten sie dann doch wieder so sein wie früher.

Darauf hofft auch Stefan. Er möchte Christian ins Kino einladen und in Ruhe mit ihm sprechen. „Vielleicht kann er meine Probleme nachvollziehen. Dann werden wir bestimmt einen gemeinsamen Weg finden.“

Wenn eine Partnerschaft stabil ist, hat man es nicht mehr nötig, sich zu verbiegen.
Wenn eine Partnerschaft stabil ist, hat man es nicht mehr nötig, sich zu verbiegen.
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