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Augen Augen: Die Sehkraft richtig trainieren

Von Thomas Kärst 22.03.2005, 09:07

Bad Vilbel/Hamburg/dpa. - Viele müssen sich irgendwann damit auseinander setzen, dass ihre Sehkraft schwindet. Sehtrainings sollen helfen, auch ohne Brille besser zu sehen. Augenärzte lehnen die meisten Methoden als unwissenschaftlich oder gar gefährlich ab.

Grundlage vieler Augenschulen sind die Theorien des US-amerikanischen Augenarztes William Bates (1861 bis 1930). Brillen sind demnach allenfalls «Krücken», die eher zur Verschlechterung des Sehens führen. Stattdessen setzt Bates auf das Training der Augenmuskulatur, etwa durch das so genannte Palmieren, bei dem das Auge mit der hohlen Hand abgedeckt wird und sich so entspannen soll.

Auf Entspannung und Lockerungsübungen setzt auch Wolfgang Hätscher-Rosenbauer, Leiter der Instituts für Sehtraining in Bad Vilbel (Hessen). So üben die Teilnehmer seiner Kurse «ganzheitliches Sehen» in der Natur oder schauen Farbtafeln an, massieren ihr Gesicht rund um die Augenhöhlen und lassen die Augen hinter einer eigens entwickelten «Rasterbrille» hin- und her wandern. «Wir versprechen keinem, dass er keine Brille mehr braucht - das wäre unseriös», sagt der ausgebildete Gestalttherapeut. Immer wieder komme es aber vor, dass Teilnehmer durch das Training weniger starke Gläser bräuchten.

Eine «reine Irrlehre» sind die Theorien von Bates dagegen aus Sicht des Berufsverbandes der Augenärzte in Düsseldorf. Im Alter etwa lasse die Sehkraft nach, weil die Linse weniger elastisch wird, sagt Georg Eckert, Sprecher des Berufsverbandes und Augenarzt in Senden (Bayern): «Da können Sie gar nichts trainieren.» Sträflicher Leichtsinn sei es, bei verschlechtertem Sehen nicht den Augenarzt aufzusuchen, sondern das Problem selbst behandeln zu wollen. Schließlich könne sich alles Mögliche hinter einer plötzlich auftretenden Fehlsichtigkeit verbergen: «Im einfachsten Fall folgt eine Brille, im schlimmsten die Star-Operation.»

Laut Prof. Christian Ohrloff, Direktor der Universitäts-Augenklinik in Frankfurt/Main, kann ein Sehtraining allerdings subjektiv tatsächlich erfolgreich sein. Die Teilnehmer lernten einfach, mit ihrer unzureichenden Sehkraft besser zurechtzukommen. Diese Sicherheit sei jedoch trügerisch, da sie allenfalls in vertrauten und voraussehbaren Situationen wirke: «Trotzdem sehen die Betreffenden ja im Straßenverkehr nicht besser.»

Unbestritten ist bei allen Experten, dass das Auge heute etwa durch Bildschirmarbeit stärker gefordert wird als früher. «Die erhöhten Sehanforderungen führen zur Ermüdung», erläutert Mario Scarperi, Arbeitsmediziner bei der Verwaltungsberufsgenossenschaft in Hamburg. Für die Arbeit am Computer gelte, dass der Bildschirm flimmerfrei sein und richtig aufgestellt werden sollte, so dass der Betrachter den Kopf um 35 Grad nach unten neigen muss.

Statt ständig auf den Bildschirm zu starren, sollten Betrachter den Blick bisweilen schweifen lassen, rät Scarperi. «Je seltener der Lidschlag, desto leichter trocknet die Tränenflüssigkeit aus», so der Mediziner. Vor einem nicht korrigierten Sehfehler warnt der Experte ausdrücklich: Das Gehirn müsse verstärkt arbeiten, um dies auszugleichen. Die Muskeln werden unwillkürlich stärker angespannt - und wer auf die Brille verzichtet, kann sich laut Scarperi schnell Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen einfangen.