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Abnehmen Abnehmen: Gefährliche Diät-Pillen

Von Kerstin Metze 15.04.2007, 20:59

Halle/MZ. - Doch Stiftung Warentest warnt: Dünner machen solche Mittel nicht, dafür aber vielleicht krank. Pillen, Pulver und Kapseln aus dem Internet seien oft gefährlich, fand die Stiftung in einer Untersuchung von 16 Präparaten heraus. Zur Gewichtsabnahme konnte keines der getesteten Mittel empfohlen werden.

"13 Schlankheitsmittel, die wir weltweit bezogen haben, stellen wegen ihrer Inhaltsstoffe eine hohe oder sogar sehr hohe Gefahr dar", sagt Carl-Friedrich Theill, Leiter des Ressorts Gesundheit der Zeitschrift "test". Viele Produkte würden als natürliche Nahrungsergänzungsmittel mit Pflanzengemischen angeboten, zum Beispiel mit Lotusblume oder Kokos.

Schwerwiegende Folgen

"Es handelt sich aber um Arzneimittel, die der ärztlichen Kontrolle bedürfen", warnt Theill. Einige Bestandteile seien in Deutschland rezeptpflichtig. Bei unkontrollierter Einnahme könnten sie Schlaflosigkeit, Herzrasen, Herz-Rhythmus-Störungen, Bluthochdruck oder Abhängigkeit auslösen.

Für gefährlich halten die Verbraucherschützer beispielsweise Appetitzügler wie Sibutramin und das früher als Potenzmittel eingesetzte Yohimbin. Gewarnt wird ferner vor dem gefundenen Ephedrin, das wegen seiner aufputschenden, suchterregenden Eigenschaften in Deutschland verschreibungspflichtig ist, vor Gugglusteron, das die Schilddrüse stimulieren soll, und vor sehr hohen Dosen Koffein. "Da die Zusammensetzung der Mittel meist falsch oder gar nicht angegeben wird, weiß der Nutzer nicht, welchen gefährlichen Cocktail von Substanzen er einnimmt", warnt Stiftung Warentest.

Für ihre Untersuchungen haben die Experten der Stiftung in Berlin das Internet bemüht. Nach den Worten von Dr. Ulla Loggen, Leiterin einer Abteilung für Produkttests, wurden Suchbegriffe wie "Abnehmpille", "Schnell schlank" oder "Wundermittel aus Asien" eingegeben und 16 Produkte, die zwischen 21 und 66 Euro pro Packung kosten, bestellt. Zudem auch das verschreibungspflichtige Mittel "Acomplia", das dadurch auffiel, dass es mit 152 Euro für 28 Kapseln überteuert und ohne Vorlage eines Rezepts angeboten wurde.

"Ohne erkennbare Kontrolle oder Intervention des Zolls bekamen wir alle bestellten Produkte innerhalb von 24 Stunden bis zu drei Wochen", erzählt Loggen. Absender der Sendungen aus aller Welt waren Geschäfts- oder auch Privatadressen.

Im Labor wurden die Präparate auf pharmakologisch wirksame Substanzen geprüft. Zu dem vernichtenden Urteil trugen neben der Gesundheitsgefährdung auch die unzureichenden, nicht lesbaren oder falschen Informationen bei.

Die Verbraucherschützer raten dringend davon ab, auf falsche Wirkversprechen hereinzufallen. "Die Vertreiber und Hersteller solcher Produkte handeln skrupellos und illegal", sagt Dr. Ursula Loggen. Die Gesundheit von Menschen stehe auf dem Spiel, betont Warentester Carl-Friedrich Theill. Geworben wird unter anderem mit völlig haltlosen Versprechen wie

- "gesund abnehmen können ohne zu hungern" (Darling Tian Ran Jian Fei)

- "bremst die chemischen Fettproduktions- und Fetteinlagerungsmechanismen" (Dyma-Burn Xtreme)

- "Oft kommt es vor, dass Anwender das Essen vergessen" (LiDa Dai Dai Hua)

- "bei einer 30-tägigen Kur ... bis zu zehn Kilo Gewichtsverlust" (Meizitang)

- "sehr wirksames, ungefährliches Produkt" (ThermoGenesis)

- "mühelose Gewichtsabnahme" (Guggul Complex) oder

- "es ist der einzige richtig wirkende pflanzliche Appetitzügler" (Original Hoodia Gordonii-Kapseln).

Doch die Verbraucher haben die Möglichkeit, auf illegale Geschäfte Einfluss zu nehmen und sich zu schützen. "Unser Appell: Widerstehen Sie unverantwortlichen Versprechungen im Internet. Kaufen Sie keine Gesundheitsprodukte aus ungeprüften Quellen", rät Theill. Solche Schlankheitsmittel führten nicht zum erhofften Ziel. Im Gegenteil, sie stellten sogar eine Gefahr für die Gesundheit dar. Einzig Acomplia wurde von den Warentestern "mit Einschränkung geeignet" befunden, die Therapie von stark Übergewichtigen zu unterstützen. Allerdings sei das Präparat wenig geeignet, dauerhaft Gewicht zu verlieren, wenn nicht zugleich die Ernährung umgestellt wird.

Mehr in der Zeitschrift "test" von Stiftung Warentest, Ausgabe 4 / 2007, 4,20 Euro, im Zeitschriftenhandel