Gesundheit Gesundheit: Aloe Vera in Nahrungsmitteln ohne positive Wirkung

Köln/Aachen/dpa. - In Cremes und Gels findet sie sich schonlange, doch nun gibt es sie auch im Joghurt, im Tee oder sogar in derMarmelade: Die Heilpflanze Aloe Vera ist als Nahrungsergänzungsmittelein Verkaufsschlager. Doch angesichts dieser Modewelle warnenExperten und Verbraucherschützer davor, die Heilkraft derAloe-Wirkstoffe zu überschätzen.
Wissenschaftlich begründet ist die positive Wirkung der innerenAnwendung von Aloe Vera - sei es über Nahrungs- oder Arzneimittel -jedenfalls nicht. So gibt es laut der Verbraucherzentrale Bayern inMünchen lediglich fünf kontrollierte wissenschaftliche Studien zurinneren Anwendung von Aloe Vera, die alle ohne positives Ergebnisausgingen.
Gesichert ist lediglich, dass die zu 96 Prozent aus Wasserbestehende Pflanze als Abführmittel wirkt, erklärt Ulrich Heier,Pressesprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel undMedizinprodukte (BfArM) in Bonn. Doch auch hier sollte eine Einnahmelaut BfArM «nicht länger als über ein bis zwei Wochen erfolgen».
Für eine gesunde Ernährung ist Aloe Vera also nicht erforderlich.Umso häufiger finden sich kritische Stimmen: «Alle Arten derVerarbeitung von Aloe Vera in Nahrungsmitteln sind bloßeGeldschneiderei», sagt Frank Herfurth vom Verband FreierHeilpraktiker und Naturärzte (VFHN) in Köln. Auch ChristianStrohmeyer vom Bundesverband Naturkost Naturwaren Einzelhandel nenntdie Gerüchte, wonach die Heilpflanze nicht nur gegenVerdauungsbeschwerden, sondern auch gegen Rheuma, Arthritis oder garAids helfen soll, ein «bloßes Verkaufsargument» der Hersteller.
Zudem ist die Vitaminmenge in den Nahrungsmitteln mit Aloe Verasehr gering. Wird sie besonders erwähnt, handelt es sich umzugesetzte Vitamine, so die Verbraucherzentrale Bayern. «Allewertvollen Stoffe in der Aloe Vera sind mit einer obst- undgemüsereichen Ernährung ausreichend abgedeckt», so Frank Herfurth.
Im Gegensatz zur «Kosmetik von Innen» sei die äußere Anwendung vonAloe Vera ein wirksames Rezept, zum Beispiel gegen Entzündungen derHaut, so Herfurth. Das Enzym Bradykinase kann bei derartigenEntzündungen schmerzlindernd wirken. Hauptbestandteil in derkosmetischen Verwendung der Pflanze ist dabei das aus den Blätternder Wüstenlilie gewonnene Aloe-Vera-Gel.
Bekannt ist diese Heilwirkung bereits seit langem: Im Altertumwurden Verletzungen damit behandelt, auch die indischeAyurveda-Medizin greift auf die aus Afrika stammende Heilpflanzezurück. Selbst im Neuen Testament wird Aloe erwähnt. Die spanischenEroberer brachten sie im 15. und 16. Jahrhundert in die Neue Welt, wosie heute vor allem im Süden der USA und in Südamerika angebaut wird.
Doch auch bei der äußeren Anwendung wird Aloe Vera häufigüberschätzt. Außer zur Wundheilung der Haut wird das grüne Gel zumTeil auch zur Behandlung von Akne, Schuppenflechte oder Pilzempfohlen. Gegen diese Beschwerden sei die Wirksamkeit von Aloe Veraaber wiederum nicht durch klinisch-experimentelle Studien belegt, soMaike Groeneveld vom Auswertungs- und Informationsdienst fürErnährung in Bonn (aid). Nahrungsmittelhersteller nutzten Aloe Verahäufig nur als Aroma und profitierten davon, dass die Verbraucher mitdem Begriff positive Eigenschaften verbinden, sagt Groeneveld.
Auch bei den Aloe-Kosmetika sollte der Verbraucher stets auf dieQualität seiner Ware achten, so Frank Herfurth vom VFHN. Es solltesich dabei ausschließlich um die Pflanzenart «Aloe Barbadensis»handeln.
Die Aloe-Vera-Nahrungsergänzungsmittel werden laut Herfurthähnlich überbewertet wie zahlreiche andere Heilmittel, etwa Ginseng,Q10 oder Vitamin E, aber auch der gegenwärtig stark beworbeneNoni-Saft. Dem pflichtet auch Margret Morlo bei, Diätassistentin vomVerband für Ernährung und Diätetik in Aachen: Weder zu Noni noch zuAloe Vera finde sich in der aktuellen wissenschaftlichenFachliteratur «irgendein Hinweis» zum gesundheitlichen Nutzen einerEinnahme.