1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Gesellschaft: Gesellschaft: Die Problemzone Mann

Gesellschaft Gesellschaft: Die Problemzone Mann

Von Britta Schmeis 09.03.2007, 08:40

Dresden/Kelkheim/dpa. - Viele Männer fühlen sich davon überfordert, denn was in dem Allerlei fehlt, sind verbindliche Ideale - und das nagt am Selbstverständnis. Kurzum: Der Mann steckt in einer Krise und weiß immer weniger, was er kaufen soll und wie er sich im Umgang mit Frauen richtig verhält.

"Was Männer sollen und dürfen, ist zunehmend weniger eindeutig zu sagen", sagt Holger Brandes, Männerforscher an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit in Dresden. Zwischen Softie und Macho ist heute alles drin. "Männer sind quasi die sozialpsychologische Problemzone des 21. Jahrhunderts", so fasst es Trendforscher Eike Wenzel vom Zukunftsinstitut in Kelkheim bei Frankfurt (Main) zusammen. Schon seit Jahren würden die Männer weicher und emotionaler. Grund sind die sich wandelnden Anforderungen in der Gesellschaft und nicht zuletzt veränderte Wünsche der Frauen.

Trotz der Wünsche nach einem verständnisvollen Partner und verantwortungsbewussten Vater bleibe bei ihnen das Bedürfnis nach spürbarer Männlichkeit: "Männer sollen eben nicht "Softies" sein, sondern selbstbewusst", sagt Brandes. Denn für die meisten Frauen gebe es noch immer einen klaren Zusammenhang zwischen Dominanz und sexueller Attraktivität - wenn auch nur unterbewusst.

Wie Männer im Alltag aus dieser Zwickmühle heraus finden, ist wohl das größte Problem. Selbst beim ersten Date und einer anschließenden Einladung in die Wohnung dürfen ruhig Selbstbräuner und Antifaltencreme in seinem Badezimmer stehen, findet zum Beispiel der Stiltrainer Jan Schaumann aus Berlin: "Männer sollten mit diesen Dingen sehr selbstbewusst umgehen."

Dennoch ist der gepflegte, häusliche Typ nicht das angesagte Idealbild. Trotz immer weicherer Männer hat Zukunftsforscher Wenzel eine Rückbesinnung auf den maskulinen Mann ausgemacht. Der ist spätestens in Gestalt des aktuellen James Bond - Daniel Craig - auf den Plan getreten. Da liegt der Gedanke nahe, nicht immer nur nett zu sein. Das ist durchaus erlaubt, findet Jan Schaumann. Mit völliger Wahllosigkeit beim Benehmen sollte das aber nicht einhergehen. So verlassen Herrenwitze beispielsweise besser nicht die Runde um den Stammtisch: "Das hat etwas mit Respekt zu tun."

Der beste Weg liegt daher - wie so oft - in der Mitte zwischen Macho und Softie. Das mag manchen Mann anstrengen, bietet aber auch neue Möglichkeiten - Männer müssen sie nur zu nutzen wissen, sagt Eberhard Schäfer, Leiter des Väterzentrums in Berlin: "Die Männer wollen gern neue Rollen annehmen. Es wird ihnen nur an vielen Stellen schwer gemacht." Neben der Arbeitswelt sieht er dabei vor allem die Partnerin in der Pflicht: "Die Männer brauchen auch die Unterstützung ihrer Frauen in der Rollenfindung." Frauen sollten daher auch einmal Nachsicht walten lassen.