Generation Y Generation Y: Sind die 30-Jährigen gar nicht so selbstbewusst?

Sie ist nicht so selbstbewusst wie ihr Image: die Generation Y. Das ist zumindest das Ergebnis einer neuen Studie eines US-Forschungs- und Beratungsunternehmens. Die Washingtoner Firma „Leadership IQ“ befragte 3000 Angestellte aus verschiedenen Generationen und sämtlichen Branchen zu ihren Kompetenzen.
Millenials sind viel unsicherer als ihr Ruf
Dabei fielen bei manchen Fragen insbesondere die jungen Angestellten aus dem Rahmen, also diejenigen, die im Allgemeinen zur Generation Y gezählt werden: die etwa 18- bis 35-Jährigen. Die als krisenbewährt geltenden Millenials, die in ihrer Arbeit in erster Linie Sinn suchen, sind demnach in vielen Bereichen des Berufslebens deutlich unsicherer als ihr Ruf.
Lieber keine Ziele besprechen
Lediglich 23 Prozent der jungen Angestellten zwischen 18 und 30 fühlen sich wohl damit, ihre Langzeitziele im Beruf mit dem Vorgesetzen zu besprechen. Bei den 41- bis 50-Jährigen sind es immerhin 32 Prozent, bei den 51- bis 60-Jährigen 42 Prozent.
Die Generation Y tritt in der Regel selbstbewusst auf, der demografische Wandel spielt den jungen Leuten immer mehr in die Hände. „Sie wünschen sich Perspektiven, daher die durchaus berechtigte Frage an den potenziellen Arbeitgeber: ‚Was haben Sie mir zu bieten?‘“, sagt die Recruiting-Spezialistin Regina Bergdolt.
Was ist aber mit der „ur“-deutschen Tugend des „Pflichtbewusstseins“? Bergdolt: „Das wird häufig verwechselt. Das Vorurteil lautet: Wer sich um Freiräume sorgt, zeigt kein echtes Engagement. Diese Aussage stimmt nicht, was sich schon in der Generation X beobachten lässt.“ Auch die Generation Y zeige großes Engagement im Job – und im Privatleben.
Wie groß das sein kann, hat 2013 die Elbeflut bewiesen: „Menschen nutzten soziale Netzwerke, um zu Hilfe und Spenden aufzurufen und ihre Aktionen zu koordinieren“, erinnert sich Bergdolt. Das galt besonders für die „Generation Y“: Sie bevölkerten zu Tausenden Sandgruben, brachten fremde Möbel in Sicherheit – und orientierten sich über Facebook, wo ihre helfenden Hände gebraucht wurden. Bergdolt ist sich sicher: „Da wächst keineswegs eine Gruppe von Egoisten heran.“ Vielmehr genieße die „Generation Y“ die Informationsvielfalt und Freude an der Arbeit. „Sie erlauben es sich, andere Wege zu gehen.“
Dabei wird den Millenials doch nachgesagt, an ihren Job sehr hohe Anforderungen zu stellen und auf diese auch zu pochen: Demnach wünschen sich die Ypsiloner (von Y: „Why?“, also „Warum?“) nicht nur einen Beruf, der ihrem Leben Sinn verleiht, sondern auch eine gute „Work-Life-Balance“ verspricht.
Sind die „Egotaktiker“ gar nicht so egoistisch?
Schließlich widmete ihnen die Autorin Kerstin Bund ein Buch mit dem bezeichnenden Titel „Glück schlägt Geld“ und Jugendforscher Klaus Hurrelmann erklärte die Millenials sogar zu „Egotaktikern“, die alle wichtigen Lebensentscheidungen auf Basis ihrer persönlichen Vorteile träfen.
Unsicher in einer unsicheren Welt?
Diese Selbstsicherheit in einer unsicheren Welt scheint die Studie des Washingtoner Unternehmens jedoch teilweise zu widerlegen: So glauben nur 28 Prozent der 18- bis 30-Jährigen, dass sie im Job besser kommunizieren als Gleichaltrige. Nur 35 Prozent gehen davon aus, dass ihre Schreibfertigkeiten besser sind als die der gleichaltrigen Kollegen. Und: Nur 33 Prozent der 18- bis 30-Jährigen wussten, ob ihre Leistung überhaupt den Anforderungen ihres Jobs entspricht.
Es herrscht Gesprächsbedarf
Unternehmer, die sich beschweren, dass die Millenials nicht den Drang verspüren, sich zu verbessern, sollten ihre Feedback-Kultur überdenken, legen die Autoren der Studie nahe. Die Ypsiloner seien nicht mutwillig eigensinnig und narzisstisch. Sie wüssten nur einfach nicht genau, was von ihnen erwartet werde. So oder so legen die Daten nahe: Es gibt Gesprächsbedarf. Und zwar auf beiden Seiten.