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Gefälschte Mails, Abzocke am Telefon Gefälschte Mails, Abzocke am Telefon: Verbraucherschützer in Sachsen-Anhalt kommen ans Limit

Von Ralf Böhme 29.05.2015, 09:10
Unerlaubte Telefonwerbung gehört zu den Hauptärgernissen.
Unerlaubte Telefonwerbung gehört zu den Hauptärgernissen. dpa Lizenz

Halle (Saale) - Aggressive Anrufe, gefälschte E-Mails - die Flut unseriöser und gefährlicher Machenschaften via Telefon und Internet trifft Sachsen-Anhalt schwer. Die Zahl der Beschwerden, mit denen sich Betroffene an die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt wenden, geht in die Zehntausende und steigt weiter. Die 39 Mitarbeiter der Organisation arbeiten am Limit, wie der neue Jahresbericht belegt.

Viele der mehr als 100.000 Hilfesuchenden beklagten unerwünschte Telefonanrufe als ihr größtes Ärgernis. „Das Geschäft mit dieser Verkaufsmasche blüht, trotz verschärfter Vorschriften und angedrohter Bußgelder bis zu 300 000 Euro für unerlaubte Telefonwerbung“, sagt Verbraucherschützerin Gabriele Emmrich. „Zunehmend segeln zwielichtige Firmen auch unter falscher Flagge.“ Um ihre Abzockereien zu tarnen, melden sie sich mitunter sogar als „Verbraucherzentrale“ oder „Verbraucherschutzservice“.

Vorsicht bei Vertragsabschlüssen per Telefon

Besonders oft geht es den Anrufern um den Abschluss von Verträgen für die Energieversorgung, Telefon- und Internetdienste sowie Gewinnspiele und Lotterien. Aber auch Geldanlagen und Versicherungen sowie Nahrungsergänzungsmittel und Angebote zum angeblichen Schutz vor Datenmissbrauch spielten eine Rolle. In etwa 30 Prozent der Fälle haben die Telefonate finanzielle Folgen. Diese Kunden erhielten laut Emmrich Rechnungen, Vertragsbestätigungen. Manchmal erfolge postwendend eine Abbuchung vom Konto.

Telefonwerbung ohne vorherige Einwilligung des Angerufenen ist grundsätzlich rechtswidrig. Trotzdem sind auch mündliche Vertragsabschlüsse während solcher Anrufe oftmals rechtswirksam. Mitunter erhalten sogar Betroffene, die einer Dienstleistung nicht zustimmten, eine Rechnung. Spätestens dann lohnt sich der Weg zur Verbraucherzentrale.

Tatort Internet: Phishing, dieser Begriff steht für das illegale Durchwühlen privater Daten. Präparierte Mails machen das möglich. Bis zu 47 Prozent der Empfänger fallen laut einer Google-Studie darauf herein. (rbö)

Gegenwärtig läuft zu diesen Problemen eine bundesweite Umfrageaktion der Verbraucherzentralen, so Emmrich. Dabei sollen Opfer solcher Attacken ihre Erfahrungen mit derartigen Telefon-Attacken melden. Möglich ist das unter anderem auf der Homepage der Verbraucherzentrale. Allein die erste Zwischenauswertung nach drei Monaten, heißt es im Jahresbericht, listet 2 800 Fälle auf. 84 Prozent der Befragten versicherten zudem, niemals oder zumindest nicht bewusst in einen Werbeanruf eingewilligt zu haben.

Wie man sich vor Phishing-Mails schützen kann, lesen Sie auf Seite 2.

Leichtsinniger Umgang mit Internet

Viel Aufklärungsarbeit beschert den Verbraucherschützern der vielfach leichtsinnige Umgang mit dem Internet. Wenn wie vor wenigen Tagen im Polizeirevier Dessau-Roßlau gleich mehrere Betrugsversuche angezeigt werden, ist das nach Auffassung von Emmrich nur die Spitze des Eisberges. Gefälschte Rechnungen finden sich ihr zufolge praktisch täglich in den Postfächern vieler Nutzer.

Die Versender, deren Spur oft kaum nachvollziehbar ist, missbrauchen Namen verschiedenster Unternehmen, deren Design und Logo. In den gefälschten E-Mails dreht es sich meistens um hohe, unbezahlte Rechnungen über mehrere hundert Euro, um Rücklastschriften. Auch von Inkasso- und gerichtlichen Schritten ist häufig die Rede. Besonders gefährlich, warnt Emmrich, sind die Anhänge der Mails. Wer sie öffne, riskiere, dass Unbefugte die Daten auf dem Rechner ausgespähten.

Welche fiesen Tricks gerade aktuell sind, das registriert der Phishing-Radar auf der Internetseite der Verbraucherzentrale. Dort erfahren Interessenten auch Wissenswertes über die Spielarten von Spam-Mails mit Werbung unter anderem für Potenzmittel, Spielkasino-Gewinne oder andere Dienstleistungen, die sich zunehmend als Belästigung entpuppen. Emmrich dazu: „Nur eines hilft da, Löschtaste drücken!“

Mehr Informationen zur Verbraucherzentrale unter: www.vzsa.de

Das Symbol «Neue E-Mail-Nachricht» wird auf einem Computer-Monitor angezeigt.
Das Symbol «Neue E-Mail-Nachricht» wird auf einem Computer-Monitor angezeigt.
dpa/Symbol Lizenz