Gefahr durch Zecken Gefahr durch Zecken: Wanderröte ist Warnsignal
Halle/MZ. - Nicole P., Saalkreis: Wieso ist ein Zeckenstich so gefährlich?
Antwort: Über den Speichel der Zecke können gefährliche Krankheitserreger in den Körper ihres Opfers gelangen - Borreliose-Bakterien und das FSME-Virus. Die Borreliose ist eine bakterielle Infektion, die gut mit Antibiotika behandelt werden kann. FSME ist eine Virusinfektion, die schwere Entzündungen der Hirnhäute, des Gehirns oder des Rückenmarks beim Menschen hervorrufen und nicht ursächlich behandelt werden kann. Gegen FSME gibt es eine vorbeugende Impfung. Wer in FSME-Risikogebiete reist oder dort wohnt und ein Zeckenstichrisiko hat, sollte sich impfen lassen.
Anne S., Köthen: Was sind Anzeichen für eine Borrelien-Infektion?
Antwort: Bei 85 bis 95 Prozent der Menschen, die eine Borreliose durch Zeckenstich übertragen bekommen haben, tritt als erstes Anzeichen die Wanderröte (Erythema migrans) auf, eine kreisförmige Hautrötung, die von der Zeckenbiss-Stelle aus an andere Körperstellen wandern kann. Durchmesser bis zu 20, 30 Zentimeter sind möglich. Eine weniger häufige Form der Erkrankungsfolge ist das Lymphozytom: eine bläuliche Schwellung an der Brustwarze oder an den Ohrläppchen. Eine sehr späte Form ist das Auftreten von "Papierhaut" auf einer größeren Hautfläche.
Monika N., Halle: Ich habe seit 14 Tagen eine wandernde Rötung, die sich von der Kniekehle bis zur Kniescheibe zieht. Das Ergebnis des Bluttests steht noch aus. Muss ich behandelt werden?
Antwort: Die von Ihnen geschilderte flächenhafte Rötung kann ein Anzeichen für Borreliose sein, die mit einem Antibiotikum behandelt werden muss. Ein Bluttest wegen des Verdachts auf Borreliose bereits 14 Tage nach einem Zeckenstich ist oft noch nicht positiv. Entscheidend ist die Kontrolle etwa vier bis sieben Wochen nach dem Stich.
Brigitte S., Sangerhausen: Meine Enkelin wurde von einer Zecke gestochen und hatte nach zehn Tagen 39 Grad Celsius Fieber. Der Kinderarzt meinte, es sei keine Rötung erkennbar, daher käme eine Borreliose als Ursache nicht in Frage. Stimmt das?
Antwort: Das kann man so eindeutig nicht sagen. Es gibt Borreliose, bei der sich an der Einstichstelle kein roter Kreis bildet. Um sicher zu gehen, sollte nach etwa vier Wochen ein Bluttest vorgenommen werden, um zu sehen, ob Antikörper vorhanden sind.
Petra Sch., Halle: Nach einem Bluttest wurde bei mir Borreliose festgestellt. Vom Nacken bis zum Rücken zeigt sich eine gerötete Fläche. Ich soll zehn Tage Doxycyclin einnehmen, dann habe sich die Borreliose erledigt. Ist das so?
Antwort: Das Erythem ist bei entsprechendem Ergebnis des Borrelien-Bluttests als Anzeichen für eine Borreliose-Infektion zu werten. Die Einnahme des Antibiotikums über zehn Tage ist allerdings zu kurz. Es wird auf eine Einnahmezeit von 14 bis 21 Tagen, mit der Tendenz zu 21 Tagen, orientiert. Mit der Einnahme von Doxycyclin in richtiger Dosierung und über drei Wochen will man sicher gehen, dass die Erreger völlig beseitigt sind und keine Spätfolgen mehr auftreten können.
Katrin M., Wittenberg: Bei mir wurde 2005 eine Borreliose festgestellt, aber sie wurde nicht behandelt. Seither habe ich heftige Gliederschmerzen. Gibt es jetzt noch Hilfe?
Antwort: Eine frische Borreliose kann mit einem Antibiotikum erfolgreich behandelt werden. Wird die Infektionskrankheit erst später behandelt, wird das immer schwieriger. Erreicht die Krankheit ein chronisches Stadium, lässt sie sich nicht mehr heilen. In Ihrem Fall könnte möglicherweise eine dreiwöchige Infusionstherapie mit Rocephin eine Linderung der Gelenkschmerzen bringen.
Franziska B., Bad Dürrenberg: Wir fahren jetzt an die polnische Ostsee und haben zwei FSME-Impfungen erhalten. Wann muss die dritte Impfung erfolgen?
Antwort: Polen gilt als Risikogebiet, in dem Zecken das FSME-Virus übertragen. Wer in solche Gebiete fährt, sollte geimpft sein. Sie sollten die dritte notwendige Impfung neun bis zwölf Monate nach der zweiten Impfung durchführen lassen. Aller drei Jahre ist eine Auffrischungsimpfung notwendig.
Peter K., Zeitz: Ist man gegen Zeckenstiche immun, wenn man schon eine Borreliose-Therapie gemacht hat und gegen FSME geimpft wurde?
Antwort: Trotz einer erfolgreichen Borreliose-Behandlung mit einem Antibiotikum kann nach erneutem Zeckenbiss theoretisch wieder eine Borreliose auftreten. Eine Immunität besteht nicht. Wer einmal an FSME erkrankt ist, hat dagegen einen lebenslangen Schutz. Die FSME-Schutzimpfung muss aber aller drei Jahre aufgefrischt werden.
Bärbel W., Bitterfeld: Werden bei einem Zeckenstich automatisch Borreliose-Bakterien übertragen?
Antwort: Nein, nur in rund drei Prozent der Fälle erfolgt bei einem Stich durch eine Bakterien tragende Zecke eine Borrelien-Übertragung.
Marlies J., Nebra: Gehört der Burgenlandkreis zu den ausgewiesenen FSME-Risikogebieten? Muss ich mich impfen lassen?
Antwort: Zu den vom Robert-Koch-Institut als Risikogebiete ausgewiesenen Landkreisen gehören 55 in Bayern, 32 in Baden-Württemberg, fünf in Hessen, einer in Rheinland-Pfalz, aber ebenso drei in Thüringen. Das sind Hildburghausen, der Saale-Orla-Kreis und der Saale-Holzlandkreis. Der letztgenannte grenzt an den Burgenlandkreis. Eine Impfempfehlung gibt es aber nicht, da bisher keine Erkrankungen aufgetreten sind.
Renate H., Gernrode: Was halten sie von Vereisungssprays?
Antwort: Die Zecken erstarren beim Aufsprühen durch den Kältereiz. Sie lassen sich dann leichter entfernen und sondern auch ab diesem Moment keine Flüssigkeiten mehr ab, die Krankheitserreger übertragen könnten.
Die Fragen und Antworten
notierten Manuela Bank
und Dorothea Reinert.