Gartenpflege Gartenpflege: Wenn Wurzelunkraut den ganzen Garten überwuchert

Konstanz/Braunschweig/dpa. - Mit ihren weiß-rosa Blüten istdie Ackerwinde nicht unansehnlich. Die Blätter des Giersch lassen oftschattige Ecken in frischem Grün leuchten. Dennoch sind die Gewächseund eine Reihe weiterer Wurzelunkräuter im Garten nicht gern gesehen:Bei geeigneten Bedingungen breiten sie sich in Windeseile aus undnehmen Kulturpflanzen wertvolles Wasser, Nährstoffe und Licht weg.
«Ein Großteil der Biomasse von Wurzelunkräutern befindet sich imBoden», erläutert Gregor Schmitz, Leiter des Botanischen Gartens derUniversität Konstanz. Schon kleinste Stücke dieser Ausläufer, Rhizomeoder anderen Wurzelorgane bilden neue Triebe aus. Zudem vermehrensich die meisten auch durch Samen - eine fatale Strategie.
Haben sich die Überlebenskünstler breit gemacht, sind Ausdauer undSorgfalt gefragt. Entscheidend ist, dass alle Wurzelteile entferntwerden. Relativ leicht geht das bei Löwenzahn oder StumpfblättrigemAmpfer. «Sie lassen sich am besten bekämpfen, indem die Wurzelnkonsequent ausgestochen werden», rät Schmitz.
Bei Pflanzen mit langen Ausläufern ist die Bekämpfung schwieriger.«Hier hilft nur, ständig hinterher zu sein und immer wieder so vielwie möglich auszustechen», sagt Peter Zwerger, Leiter des Institutsfür Unkrautforschung an der Biologischen Bundesanstalt für Land- undForstwirtschaft in Braunschweig.
«Ackerschachtelhalm ist wohl am schwierigsten zu entfernen: DieWurzeln reichen nicht nur extrem tief ins Erdreich, sie reißen auchschnell ab», sagt Schmitz. Er rät, mit der Bekämpfung erst kurz vorder Blüte zu beginnen. «Wenn immer gleich die ersten feinen Triebebeseitigt werden, wächst der Ackerschachtelhalm umso dichter nach.»
Entfernte Wurzelteile dürfen nicht auf den Kompost. «Bei heißemtrockenen Wetter können die Wurzeln ein paar Tage, am besten eineWoche lang, zum Trocknen ausgebreitet werden», rät Johannes Kube,Landesfachberater des Bundes Deutscher Gartenfreunde in Leipzig.Sobald die Teile knistern, können sie kompostiert werden. «KleinereMengen lassen sich mit dem Hausmüll entsorgen», sagt Biologe Zwerger.
Mit dem Ausstechen und -graben ist es meist nicht getan. Wird einebefallene Fläche nicht benötigt, kann das Unkraut dort ausgehungertwerden. «Dazu wird eine stabile, dunkle Plane über die Flächegebreitet», erklärt Kube. Die Plane wird mindestens ein, besser zweiJahre liegen gelassen.
Eine weitere Möglichkeit ist es, Gewächse gegen Gewächseauszuspielen: Kulturpflanzen können den Unkräutern das Leben schwermachen. «Dieses Auskonkurrieren funktioniert jedoch nur, wenn dieWachstumsbedingungen für die gewünschte Pflanze optimal sind und wenndie Bepflanzung konsequent vorgenommen wird», sagt Peter Zwerger.
Wuchern Wurzeln vom Nachbarn herüber, kann eine Sperre aus Metalloder Kunststoff helfen. Sie muss aber tief eingegraben werden.«Wurzelunkräuter suchen nach jeder Ritze», warnt Kube. Die Sperremuss nicht direkt unter dem Gartenzaun verlaufen. «Unkräuter sind fürviele Insekten Nahrungsquellen. Für die Förderung der Artenvielfaltwäre es gut, eine Nische im Garten dem Unkraut zu überlassen», sagtSchmitz. Dabei lässt sich aus der Not auch eine Tugend machen:Gierschblätter schmecken gekocht ähnlich wie Spinat.