Garten Garten: Schutz vor rauen Winterwinden

Bonn/dpa. - Ungehindert pfeift der Wind vom hohen Venn herüber. Kalterherberg scheint der einzig passende Name für die kleine Gemeinde auf der Eifelhöhe zu sein. Wer hier wohnt, muss sich mit dem Wind arrangieren: Viele Häuser verbergen sich hinter bis zu fünf Meter hohen, grünen Wänden. Aus Rotbuche (Fagus sylvatica) besteht der Windschutz - immer wieder geschnitten, bis die Bäume so dicht sind, dass hinter ihnen der Wind zum leisen Lüftchen wird.
Auch in Norddeutschland sind Windschutzpflanzungen verbreitet: Feldhecken rahmen viele Äcker ein. Bevorzugte Pflanzen sind Ahorn, Haselnuss, Rotdorn und Eiche. Früher zwang man die Stämmchen durch Knicken dazu, sich kräftig zu verzweigen, weswegen die Hecken auch Knicks genannt werden. Heute wird regelmäßig zurückgeschnitten. So entsteht die notwendige Dichte, ohne die die leichten Sandböden längst mit dem Wind verweht wären.
In Ostfriesland säumen vor allem immergrüne Hecken viele Pflanzquartiere - eine Mischung aus Schönheit und Funktionalität. Samtig dicht legen sich etwa streng geschnittene Mooszypressen (Chamaecyparis pisifera 'Plumosus' und 'Plumosus Aurea'), Lebensbäume (Thuja) und Eiben (Taxus) um die Reihen. Sie halten die vor allem bei Kahlfrost gefährlichen Winterwinde fern und schützen Rhododendron, Azaleen oder Schattenglöckchen (Pieris) vor Austrocknung.
Auch Wissenschaftler haben sich schon mit dem «lebenden» Windschutz beschäftigt. Dabei ging es vor allem um die Frage, welchen Vorteil sie gegenüber Mauern bieten. Das Ergebnis: Mauern stellen sich dem Wind als undurchdringliches Hindernis entgegen. Mit erhöhter Geschwindigkeit strömt er über sie hinweg und fällt dann rasant in das «Luftloch» dahinter ab. Hecken kann die Luft dagegen durchströmen, ihre Geschwindigkeit wird gebremst.
Hinter der Hecke fließt die Luft als langsames «Polster» weiter. «Bei einer Durchlässigkeit des Windhindernisses von 40 bis 50 Prozent wird die optimale Windschutzwirkung erreicht», fasst Uwe Schlüter die Erkenntnisse der Wissenschaftler in seinem Buch «Pflanze als Baustoff» zusammen. Daher sollten Windschutzpflanzungen vom Fuß bis zur Krone eine derartige Durchlässigkeit aufweisen.
Was in Nord- und Westdeutschland seit Jahrhunderten praktiziert wird, können Hobbygärtner problemlos auf ihr eigenes Grundstück übertragen. Überall dort, wo der Wind ein häufiger Gast ist, können dichte Hecken für behaglicheren Aufenthalt im Garten sorgen und sogar den Aufwand an Heizenergie für das Haus mindern. Denn Wind kühlt ab, über die Außenwände des Hauses genauso wie durch starke Zugluft.
Als Bollwerk gegen Wind eignen sich streng geschnittene Hecken genauso wie frei wachsende Hecken, die sich aus verschiedenen Arten zusammensetzen können. Letztere brauchen allerdings Platz: Mindestens drei Meter Breite müssen eingeplant werden. Blütengehölze wie Felsenbirne, Zierapfel, Forsythie oder Strauchrose können Leben in die grüne Windschutzwand bringen.
Wie der norddeutsche Knick müssen auch frei wachsende Hecken rund um das Haus regelmäßig geschnitten werden. Dabei werden abgestorbene und überalterte Triebe, die nur noch schwache Zweige bringen, entfernt. Auch Triebe, die über die Hecke hinauswachsen, sollte der Hobbygärtner zurücknehmen. Sie beschatten sonst die anderen Gehölze, und die Hecke wird schütter.
Die Zahl der Gehölzarten, die sich theoretisch für streng geschnittene Hecken eignen, ist groß. Aber nicht alle besitzen die Wuchskraft, um rasch und dauerhaft die für den Windschutz erforderliche Höhe von mindestens zwei Metern zu erreichen. Das wohl stärkste Wachstum zeigt die Rotbuche. Ihr zum Teil im Winter haftendes Laub sorgt auch in der kalten Jahreszeit für Widerstand.
Bis zu drei Meter hoch lassen sich Feldahorn (Acer campestre) und Hainbuche (Carpinus betulus) ziehen. Bei Liguster können bis zu 2,5 Meter erreicht werden. Dabei ist der halbimmergrüne Ligustrum vulgare 'Atrovirens' robuster als der immergrüne Ligustrum ovalifolium. Unter den Nadelgehölzen haben sich Eibe, Chamaecyparis und Thuja bewährt. Sehr rasch wächst die Bastardzypresse (Cupressocyparis leylandii). Ein Meter Zuwachs pro Jahr in Jugendjahren ist bei ihr normal.
Damit die Hecke ausreichend dicht abschirmt, sollten je Meter drei bis vier, bei Liguster auch fünf Pflanzen stehen. Neben sehr jungen Sträuchern, den «leichten Heistern», bieten die Baumschulen spezielle Heckenware an. Das sind Pflanzen, die bereits mehrfach gestutzt wurden und entsprechend dicht verzweigt sind.
Bei hohen Hecken ist ein konischer Schnitt besonders wichtig. Die Heckenwände sollten also eine Neigung von fünf bis zehn Prozent erhalten. So bekommen auch die unteren Zweige ausreichend Licht und verkahlen nicht. Bis die Hecken ihre volle Höhe erreicht haben, werden bis zu drei Mal im Jahr gestutzt. Danach reicht meist ein einmaliger Schnitt.