Fußbekleidung Fußbekleidung: Von der Badelatsche zum Trendsetter

Düsseldorf/München/dpa. - Flap-flap, flap-flap - das Geräusch dürfte bald in jedermanns Ohr sein. In diesem Sommer werden vermutlich zahlreiche Modeanbeter auf ihren neuen Zehensandalen lautmalerisch durch Deutschlands Straßen schlappen. Was in den USA längst ein Hit ist und in Asien schon fast Tradition hat, zeigt sich in Deutschland bereits in der Vorsommerzeit als Kassenschlager.
Der Normalverbraucher kennt die Schuhe unter dem Markennamen Flipflop. Im Fachjargon heißt die Zehensandale Dianette und stellt in diesem Sommer «den zweitwichtigsten Artikel auf dem Schuhmarkt» dar, sagt Martin Krist, Division Manager von Shoes & Accessories bei Esprit in Düsseldorf. Die Resonanz bei den Kunden sei unglaublich: Der Sommer habe noch gar nicht richtig begonnen, und die erste Auslieferung der Zehengreifer sei bereits komplett vergriffen.
Die Zehenriemensandale ist ein Accessoire aus der Textilindustrie. Verkauft wird sie daher nicht nur in Schuhgeschäften, sondern auch bei Bekleidungshändlern wie Marc O'Polo, Mexx, Esprit, H&M, Otto und anderen. Sie alle haben die omeletteartigen Gummiplatten - ein Relikt aus der Hippiebewegung - wieder straßentauglich gemacht. Dabei sind längst nicht alle Modelle klassisch aus Schaumstoff. Die Palette der Varianten ist breit und umfasst auch Sandalen aus Holz und Leder.
Besonders letztere Exemplare sind beim Hippie-Revival das I-Tüpfelchen der Garderobe: Vegetabile Lederlatschen, die Riemchen kunsthandwerklich mit Perlen, Muscheln und indianischen Details bestickt oder mit Flower-Power-Mustern auf der Vorder- und Rückseite der Sohle, sorgen für folkloristisch-bunte Stimmung auf den Straßen.
Trendamazonen greifen allerdings besser zur klassischen Schaumstoff-Dianette. Die Liebhaber von flexiblen Cargo-Hosen, Military-Stil und naturnahen Leinenmaterialien kommen mit Farben wie Oliv, Beige, vollmundigem Dunkelbraun, Camel und rostroten Tönen voll auf ihre Kosten. Meist sind die Schlappen uni oder gestreift. «Maximale Bequemlichkeit bei möglichst wenig Material am Fuß» heißt dabei das Motto. «Der ganze Modestil ist viel legerer geworden, dazu passen Zahnriemensandalen sehr gut», sagt Stefanie Schulze von der flip-flop GmbH, einem Hersteller in München.
Ob Infraditi («zwischen den Zehen»), Rubber Thong («Gummizunge»), Dianette oder einfach nur Badesandalette - eines haben die Latschen auf der ganzen Welt gemeinsam: Sie werden ausschließlich durch einen Riemen zwischen den Zehen am Fuß gehalten. Das hat zur Folge, dass der Fuß den Schuh praktisch bei jedem Schritt festkrallen muss, damit er nicht vom Fuß fällt. Experten sehen die Zehensandale daher durchaus positiv. Sofern der Fuß gesund ist, sei aus orthopädischer Sicht nichts gegen die Schlappe einzuwenden: «Die Sandale zwingt den Fuß, zu arbeiten, und damit wird die Fußmuskulatur aktiviert und gestärkt», sagt Hans-Henning Wetz, Direktor der Klinik für technische Orthopädie und Rehabilitation in Münster.
Die Sandale sei in den fünfziger Jahren ursprünglich sogar als Gesundheitssandale erfunden und eingeführt worden. Nur Risikogruppen, wie Diabetikern rät der Fachmann von der Zehensandale ab. Die Verletzungsgefahr sei hoch, verglichen mit anderem Schuhwerk. Scharfe Gegenstände, zum Beispiel Glasscherben am Strand, können leicht den Schaumstoff zerschneiden und arge Verletzungen verursachen.
Der Vorteil der holzgefertigten Zehensandalen liege dagegen vor allem in dem hohen gymnastischen Effekt für Schienbein-, Waden- und Fußmuskulatur, sagt der Orthopädiemechaniker André Rummelhagen in Hamburg. Für lange Wege sei der Schuh jedoch ungeeignet, da der Fuß nicht richtig abrollen kann. Eine erhöhte Gefahr von Fußpilz sieht Rummelhagen bei den Sandalen nicht, denn der werde vor allem durch schlechte Schuhlüftung übertragen.
«Zumindest bedeutet der neue Trend zu Zehensandalen längst nicht so eine extreme Belastung für den Fuß wie jüngst die Plateauschuhe», beurteilt auch Reiner Schumacher, Obermeister der Innung für Orthopädieschuhtechnik in Hamburg, den Trend. Die Fans der Schlappe können sich also mit gutem Gewissen freuen: auf einen gesunden und geräuschvollen Sommer.