«Fuga daemonum» «Fuga daemonum»: Johanniskraut für den Garten
Hamburg/dpa. - «Fuga daemonum» - Teufelsvertreiber - hieß daswilde Johanniskraut im Mittelalter. Es galt als eines der stärkstenAbwehrmittel gegen dämonische Kräfte. Heute sind Johanniskräuter vorallem in Blumensträußen zu finden. Ab und zu dienen sie als robusteBodendecker an Schattenplätzen im Garten. Am schönsten aber sind sieals strahlend gelbe Blütenbüsche.
Der Teufel hasste das Kraut so sehr, dass er mit Nadeln auf seineBlätter einstach - erzählte man sich zumindest und erklärte sich sodie vielen durchsichtigen Punkte, die das Heimische Johanniskraut(Hypericum perforatum) auf den Blättern trägt. Wer diese gegen dasLicht hält, sieht die «Stiche». Andere Hypericum-Arten haben ähnlichePunkte, die tatsächlich Öldrüsen sind.
Zerquetscht man Johanniskrautknospen und -blätter kommt das Öl alsblutroter Saft zum Vorschein. Auch er regte in früheren Jahrhundertendie Fantasie der Menschen an: Das Kraut habe unter Kreuz von Jesusgestanden und dessen Blutstropfen aufgefangen, sagten manche. Nochmehr glaubten, das Öl sei das Blut von Johannes dem Täufer, der aufBefehl von Herodes enthauptet wurde. Die Pflanze blüht schließlichpünktlich zum Johannistag, dem 24. Juni.
An diesem Tag, so glaubten viele, müsse das Kraut auch gepflücktwerden, damit es seine Heil- und Zauberkräfte entfalten könne. Mitdem getrockneten Kraut wurde geräuchert, oder man hängte es inkleinen Sträußen unter die Zimmerdecke, von wo aus es Weihrauchduftverströmte. Einen Teil bewahrte man als Heilmittel auf - gegenGallen- und Leberleiden, Geschwüre, Verbrennungen, Wunden undWundbrand.
Zumindest letzteres war nach aktuellem Stand der Medizin nichtverkehrt: Johanniskrautöl hilft tatsächlich bei der Wundheilung.Größer ist inzwischen aber seine Bedeutung als Mittel gegen leichteDepressionen, Stimmungsschwankungen und Angstzustände. Wer auf dieseWeise das innere Gleichgewicht wieder gefunden hat, muss aber vorallem im Sommer vorsichtig sein: Der Stoff Hypericin im Johannisölsetzt die Empfindlichkeit der Haut gegenüber Sonnenlicht herab.
Beim Umgang mit dem Gewächs im Garten spielt das zum Glück keineRolle. Gern genutzt wird Teppich-Johanniskraut (Hypericum calycinum).Es bedeckt Schattenplätze mit bis zu 30 Zentimeter hohen wintergrünenTrieben - sofern die Erde nicht zu viel Kalk enthält. Von Juli bisSeptember erscheinen darüber goldgelbe Schalenblüten.
Weniger verbreitet sind die Sonne liebenden Johanniskräuter. Vonihnen zählen einige zu den Gehölzen, andere wie das HeimischeJohanniskraut zu den Stauden. Dieses wirkt allerdings immer ein wenigunordentlich und passt am besten in Naturgärten. Saubere Polster darfman dagegen vom Vielblütigen Johanniskraut (Hypericum polyphyllum)erwarten. An sonnigen, warmen Plätzen wächst die 15 Zentimeter hoheStaude unkompliziert und trägt im Juni zahlreiche gelbe Sterne.
Nach Olymp-Johanniskraut (Hypericum olympicum) muss man hier zuLande in speziellen Staudengärtnereien suchen. In England stößt maneher auf Sorten wie 'Edith', 'Citrinum' oder 'Schwefelperle', diealle denkbaren Gelbnuancen durchspielen. Als üppiges, bis zu 50Zentimeter hohes Polster blüht es im Mai und Juni. Hypericum fragileähnelt ihm, hüllt seine nur 20 Zentimeter hohen Triebe aber erst vonJuni bis August in Gold. Beide lieben warme, kalkhaltige, steinigeund trockene Plätze und passen zum Blau von Lavendel und Säckelblume.
Zu den Gehölzen zählt Hypericum kalmianum, ein immergrüner, 60 bis100 Zentimeter hoher rundlicher Strauch. Seine Sorte 'Gemo' trägt vonJuli bis September knallgelbe Blüten. Bis zu 20 Blüten können an denTriebspitzen von Hypericum patulum - früher forrestii - stehen. Alseines der schönsten strauchförmigen Johanniskraut-Gewächse gilt dieSorte 'Hidcote' mit großen schüsselförmigen Blüten.
Attraktive Johanniskräuter gibt es auch bei Floristik-Betrieben:Die Schnittblumen-Spezialisten haben die Früchte des Krauts für sichentdeckt. In lockeren Büscheln sitzen sie an den Triebspitzen. Vorallem Hypericum androsaemum und Hypericum x inodorum eignen sich alsLieferanten von Schnittzweigen, die nicht nur in Herbststräußepassen. Dank intensiver Züchtung entstanden Sorten mit Beeren inRosa, Lachs, Magenta, Weiß, Gelb, Braun und Grün.
Auch wenn diese Arten der Schnittzweigproduktion dienen, darf mansie in den Garten holen. Besonders gut machen sich dort Sorten wie'Albury Purple', 'Orange Flair' oder 'Autumn Blaze' mit gelbenBlütentuffs von Ende Juni bis Ende August. Aus diesen entstehen dannin fließendem Übergang die orangenfarbenen und roten, späterschwarzen Früchte. Wichtig zu wissen ist, dass die Triebe fast allerJohanniskräuter unter Winterschäden leiden. Da die Gewächse aberohnehin nur an den jungen Trieben blühen, schneidet man die Pflanzenim Frühjahr einfach stark zurück - der Blühfreude tut das nur gut.