Transport selbst schlagen echte Kerzen Transport selbst schlagen echte Kerzen: Weihnachtsbaum - was darf ich und was nicht?

Weihnachten ohne Tannenbaum ist für die meisten Deutschen unvorstellbar. Mehr als 29 Millionen Nadelbäume stellen die Deutschen im letzten Jahr in ihre Wohnzimmer, schätzte der Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AID) in Bonn.
Dazu kommen noch hunderttausende Bäume, die ins benachbarte Ausland exportiert werden. „Schon Ende September rollen LKW mit gebündelten Fichten aus dem Sauerland in Richtung Niederlande“, berichtet Forstdirektor Bertram Leder, Waldökologe der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen. Gerade das waldreiche Sauerland ist ein Zentrum für Weihnachtsbäume.
Qualität des Baumes ist wichtig
„Wichtig für die Qualitäten als Fest-Baum ist natürlich vor allem der Wuchs“, sagt Leder. „Fichten neigen zu langen Trieben. Dadurch wirken sie oben oft etwas kahl. Die Edeltannen wachsen einfach gleichmäßiger.“ Um diesen Wuchs auch bei Fichten zu erreichen, müssen die Bestände sehr stark bearbeitet, gejätet und gedüngt werden.
Naturschützer und Landschaftspfleger sehen es daher gar nicht gerne, wenn die Täler der Mittelgebirge mit Weihnachtsbaum-Kulturen besetzt werden.
Auch in diesem Jahr geht es bei vielen Deutschen schon Mitte Dezember damit los, sich über den Weihnachtsbaum Gedanken zu machen. Wo bekommt man ihn her, wie läuft der Transport ab und wie sieht es mit der Dekoration aus? Damit alles glatt läuft, sollten Sie einige Dinge beachten.
Baum darf im Wald nur mit Erlaubnis geschlagen werden
Auf der Suche nach dem schönsten Weihnachtsbaum zieht es viele in den Wald. Doch eine Tanne ohne Erlaubnis zu fällen, ist Diebstahl. Wer dabei erwischt wird, dem droht eine Geldbuße, erklärt Rechtsanwalt Jürgen Widder aus Bochum. „Bei Erst- und Einzeltätern wird das Verfahren wahrscheinlich eingestellt, aber Geld wird es kosten.“ Denn einfach etwas mitnehmen darf man in der freien Natur nicht.
Auch wenn kein Zaun oder Schild darauf hinweist, meist gibt es einen Besitzer. „In der Tat gehört der Wald immer jemandem“, erläutert Widder, der Vorsitzender des Bochumer Anwalt- und Notarvereins ist. Entweder es handele sich dabei um einen Privateigentümer oder um den Staat. Der Wald dürfe zwar grundsätzlich betreten werden, doch nur unter Einhaltung der Regeln.
Es kann sogar eine Klage drohen
Wer sich auf eigene Faust einen Weihnachtsbaum aus dem Wald holt, dem können neben dem Diebstahl auch weitere Klagen drohen, warnt Widder. Vorstellbar sei zum Beispiel, dass umstehende Pflanzen und Bäume beim Fällen beschädigt werden. „Das würde die Sache zusätzlich verschärfen.“ Dringe man sogar in umzäunte Gebiete ein, lasse sich das als Landfriedensbruch auslegen.
Entscheidend für das Strafmaß seien die Umstände der Tat und die Menge der entwendeten Bäume. „Wer auch noch die Nachbarschaft mit Bäumen versorgt und dafür sogar noch Geld nimmt, dem droht der Vorwurf der gewerbsmäßigen Hehlerei.“ Allgemein drohe jenen, die Profit aus dem Weihnachtsbaumklau schlagen, härtere Sanktionen. Das können empfindliche Geldstrafen sein und im Extremfall sogar Freiheitsstrafen.
Wer auf das Erlebnis des selbstgeschlagenen Tannenbaums nicht verzichten möchte, der sollte es dort machen, wo die Forstverwaltung es erlaubt, auch wenn das unter Umständen etwas kostet. „Günstiger als mit einer Geldstrafe belegt zu werden, ist das auf jeden Fall.“
Weihnachtsbaum mit dem Auto transportieren
Um das Bäumchen ohne Flurschaden und Blessuren nach Hause zu transportieren, sollten Autofahrer eines beachten: die richtige Ladungssicherung, wie Bernd Herbener vom Auto Club Europa (ACE) in Kirchhain bei Marburg im Gespräch mit dem dpa-Themendienst betonte.
„Der Baum muss auf dem Autodach mit Spanngurten gegen Verrutschen gesichert werden“, sagte der Schulungsleiter für Ladungssicherung beim ACE. Dazu wird er am besten in ein Transportnetz gesteckt und mit dem Stamm voran auf die Dachträger gelegt - damit unterwegs die Äste nicht auseinanderbiegen und abbrechen. Die Gurte werden einmal um den Baum herumgeführt und an den Dachträgern befestigt.
Ladung richtig befestigen
Beim Spannen der Gurte ist laut Herbener darauf zu achten, dass der Baum weder nach vorn noch seitlich unter den Gurten durchrutschen kann. Sonst wird er bei starkem Bremsen zum Geschoss und gefährdet andere Verkehrsteilnehmer. Viele Unfälle ereigneten sich, weil die Ladung nicht richtig befestigt wird, sagte Herbener. „Das Thema wird von vielen Autofahrern leider nicht ernstgenommen.“
Das gilt auch für den Fall, dass Ladung - zum Beispiel eben der Tannenbaum - im Innenraum befördert wird. Auch hier muss der Baum unbedingt gegen das Durchrutschen in Fahrtrichtung gesichert werden. „Beim scharfen Bremsen kann er sonst ohne weiteres einen Vordersitz samt Insassen durchschlagen“, warnte der Ladungsexperte.
Weihnachtsbaum mit Kerzen: Achtung Brandgefahr!
Ach, das passiert uns schon nicht! Ein Satz, den sicher jeder mal gesagt hat. Und doch brennt es zur Adventszeit häufiger als viele denken im Privathaushalten: 2014 zahlten die Hausrat- und Wohngebäudeversicherer für 11 000 Weihnachtsbrände, im Durchschnitt 2300 Euro je Brand, berichtet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Was man im Blick haben sollte, erklären der GDV und die Aktion Das sichere Haus:
Der Weihnachtsbaum steht meistens in der Zimmerecke, weil er dort eben nicht im Wege ist. Aber die Flammen der Kerzen können auf die Tapete und den Vorhang überspringen. Und auch hier gilt: Der Baum sollte gut mit Wasser versorgt sein, sonst trocknen die Äste aus. Strohsterne und Dekoschleifen sind mit Kerzen am Baum eigentlich tabu.
Außerdem die Kerzen so anbringen, dass zwischen ihnen und anderen Zweigen 25 Zentimeter Abstand nach oben und zu den Seiten besteht. Einen zusätzlichen Schutz bieten selbstlöschende Kerzen, deren Flamme erlischt, bevor der Docht komplett heruntergebrannt ist
Auch Lichterketten können Brand auslösen, der Baum sollte nicht austrocknen
So fällt der Weihnachtsbaum nicht um
Mit dem Weihnachtsbaum steht oder fällt - wortwörtlich - die Festtagsstimmung. Denn kippt im Wohnzimmer eine schlecht verankerte Tanne mit Kerzen aus dem Ständer, muss am Heiligabend die Feuerwehr anrücken. Auch defekte Lichterketten sind gefährlich. Mit guter Vorbereitung lassen sich solche typischen Risiken aber entschärfen.
„In vielen Familien gibt es noch schön verzierte gusseiserne Ständer, die seit Großmutters Zeiten jedes Jahr wieder benutzt werden“, sagt Susanne Woelk von der Aktion Das Sichere Haus (DSH) in Hamburg. Diesen sollten Verbraucher aber immer wieder auf seine Funktionstüchtigkeit überprüfen. Wichtig sei es auch, zu kontrollieren, ob der Baum nicht etwa zu hoch für den Ständer ist. Angaben hierzu stehen laut Woelk meist auf der Originalverpackung - die deswegen nicht weggeworfen werden sollte.
Baum sollte nicht austrocknen
Bei Christbaumständern hat sich in den vergangenen Jahren das Seilzugsystem durchgesetzt. „Statt Flügelschrauben hält bei diesen Ständern ein Drahtseil den Baumstamm in der Senkrechten“, erklärt Woelk. Niemand muss mehr zwischen piksenden Ästen Schrauben in den Stamm eindrehen, da die Halterung per Fuß durch mehrmaliges Treten betätigt wird. So sei es einfacher, den Weihnachtsbaum aufzustellen.
Der Ständer sollte ein Wasserreservoir haben, das regelmäßig aufgefüllt werden muss, damit der Baum nicht austrocknet. „Trockene Weihnachtsbäume brennen wie Zunder“, warnt Ursula Geismann vom Hauptverband der Deutschen Holzindustrie in Bad Honnef bei Bonn. Zusätzlich könne ein Teelöffel Zucker ins Wasser kommen - wobei nicht jeder Gärtner dem Zusatzstoff einen Nutzen zuspricht. Dass ein Baum noch frisch ist und Wasser aufsaugen kann, lässt sich beim Kauf an der noch feuchten Schnittstelle erkennen.
Der Baum sollte erst kurz vor dem Fest ins Zimmer kommen. Wer ihn mit echten Kerzen schmückt, sollte Folgendes beachten: Sie gehören so weit außen an die Zweige, dass die Flamme keine darüberliegenden Zweige entzünden kann, erläutert Silvia Darmstädter vom Deutschen Feuerwehrverband in Berlin. Gerade ausgetrocknete Zweige brennen leicht. Der Weihnachtsbaum sollte deshalb nach dem Fest bald aus der Wohnung kommen.
Auch Lichterketten können zu Bränden führen
„Ein Baum steht gut, wenn er genügend Abstand zu Möbeln und Vorhängen hat“, sagt Darmstädter. In der Nähe eines Weihnachtsbaums mit Kerzen sollte stets ein Feuerlöscher oder ein Eimer Wasser stehen - damit sich ein Brand schnell löschen lässt. Wer einen Eimer im Wohnzimmer hässlich finde, nimmt am besten eine hübsche Bodenvase.
Viele fühlen sich sicher, wenn sie den Weihnachtsbaum mit Lichterketten schmücken. Aber auch diese können Brände oder Stromschläge auslösen. „Denn fallen mehrere Lämpchen einer Lichterkette aus, können sich die restlichen teils so stark erhitzen, dass sie trockene Zweige oder Papier in Brand setzen“, erklärt Ralf Diekmann vom TÜV Rheinland in Köln. Die Lämpchen sollte man deshalb regelmäßig kontrollieren und defekte Lampen austauschen. Sonst ziehe die Kette so viel Energie, dass sich die dünnen Stromkabel überhitzen und möglicherweise Schwelbrände auslösen. „Auf keinen Fall sollte man mehrere Lichterketten zusammenstecken oder sie reparieren“, sagt Diekmann.
Auf das TÜV-Siegel achten
Der TÜV rät zu Produkten, die das CE-Zeichen, besser noch ein GS-Zeichen für „Geprüfte Sicherheit“ tragen. Indizien für Qualität seien außerdem eine Bedienungsanleitung in deutscher Sprache und eine deutlich auf der Verpackung lesbare Adresse des Herstellers. Wer Bäume oder Sträucher im Vorgarten oder auf dem Balkon beleuchten will, sollte Lichterketten mit dem Kürzel „IP44“ kaufen. Dieses gibt an, dass die Produkte für den Außeneinsatz taugen.
Als sicher gelten LED-Lichterketten. Laut Diekmann reduziert ein Transformator die Stromspannung von 230 Volt auf etwa 12 bis 24 Volt. Die Gefahr eines gefährlichen Stromschlags bestehe somit nicht. Lichterketten mit den Leuchtdioden erhitzen sich beim Ausfall von einzelnen Lämpchen auch nicht. Der Experte rät daher dazu, diese LEDs in Haushalten mit Kindern zu verwenden. Und es gibt noch einen Vorteil: Die Lichterschlacht in der Weihnachtszeit wird günstiger. LEDs verbrauchen weniger Energie als normale Lichterketten. Zwischen Weihnachten und dem 6. Januar lassen sich laut Diekmann rund 15 Euro sparen. (gs/chs/dpa)