Tipps für Sparer Tipps für Sparer: Einen guten Vermögensberater finden
Ein Sprichwort sagt: Wenn es ums Geld geht, hört die Freundschaft auf. Vielleicht ist das ein Grund, warum Sparer und Anleger in Gelddingen oft Fremden vertrauen: ihren Finanzberatern. Viele gehen in solche Gespräche aber zu unvorbereitet. „Kunden wissen oft zu wenig, weil sie sich zu selten mit Finanzthemen beschäftigen“, sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift „Finanztest“. „Wie oft werden Sie in Ihrem Leben auch mit Baufinanzierung zu tun haben?“, gibt er ein Beispiel.
Doch nicht immer handeln die Berater im Sinne der Kunden. Im Gegenteil: „Wenn ein Kunde etwa seinen Dispokredit voll ausgeschöpft hat, wird er häufig nicht darauf hingewiesen, dass ein Ratenkredit für ihn günstiger ist“, erklärt Tenhagen. Schließlich ist der Zinssatz für den Dispokredit oft höher als für den Ratenkredit, das Geldinstitut verdient also mehr.
Zum Gespräch mit dem Anlageberater nehmen Kunden besser immer einen Zeugen mit. Dessen Aussage erleichtert es ihnen im Streitfall, die eigenen Ansprüche notfalls auch vor Gericht durchzusetzen. Davon ungeachtet sollten sich Bankkunden alle Aussagen zu Ertrag, Risiko und Bedingungen einer Geldanlage schriftlich bestätigen lassen, empfiehlt das Magazin „Finanztest“.
Eberhard Beer, früher selbst Banker, hat eine Vermutung, warum das so ist: „Der Druck in den Geldinstituten ist heute enorm.“ Mitarbeiter müssten häufig von ihren Chefs hochgesteckte Ziele erfüllen. „Das ist ein Provisionsgeschäft, da gibt es oft klare Vorgaben.“ Was das für Folgen hat, kann Beer heute immer wieder beobachten. Der Ex-Bankenvorstand arbeitet jetzt für die Alten Hasen GmbH, ein Netzwerk von Bankern im Ruhestand, die ihre Altersgenossen bei der Geldanlage beraten.
Immer wieder landen Fälle auf seinem Tisch, bei denen er den Kopf schütteln muss. Zum Beispiel der einer älteren Kundin, die ein Vermögen von rund 170.000 Euro zusammengespart hatte. „Davon wollte sie ihre monatliche Miete in Höhe von 700 Euro in den kommenden Jahren sicher zahlen, denn die kleine Rente, die sie erhielt, reichte dafür nicht mehr“, sagt Beer. Der Rat ihres Finanzberaters: Sie sollte das Geld in einen Fonds stecken, der angeblich eine durchschnittliche Rendite von sechs Prozent abwerfen sollte. „Viel zu riskant für jemanden, der das Geld sicher braucht“, findet Beer.
Ein anderes Beispiel: Rund 50.000 Euro hatte ein älteres Ehepaar zur Verfügung. Geld, das die Rentner über die Jahre angespart hatten. Die Mittel sollten so angelegt werden, dass das Kapital auf jeden Fall erhalten bleibt und trotzdem eine kleine monatliche Rente abfällt. Einige Zeit lief das auch gut. „Bis der Mann irgendwann zufällig auf den Kontoauszug schaute“, sagt Beer. „Da waren vom Kapital nur noch 35.000 Euro übrig.“ Darauf hatte das Geldinstitut das Ehepaar aber nicht hingewiesen. „Es fehlte schlicht an Betreuung.“
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Sie sich optimal auf ein Beratungsgespräch vorbereiten können.
Doch es sind nicht nur die Berater, die Fehler machen. „Die Kunden sind oft bequem“, erklärt Tenhagen. Statt mehrere Angebote einzuholen, gingen sie oft nur zu einem Anbieter. Auch informierten sie sich vor einem Beratungsgespräch nicht ausreichend. „Wenn es um ein neues Handy oder einen neuen Fernseher geht, geben sich Verbraucher oft die größte Mühe, zu vergleichen“, sagt auch Julia Topar vom Bundesverband deutscher Banken. „Bei Finanzprodukten macht das kaum jemand, dabei ist es gerade da wirklich wichtig.“
„Es hilft nichts“, erklärt Tenhagen. „Geldanlage ist Arbeit!“ Auf ein Beratungsgespräch müssten sich Verbraucher vorbereiten. Wichtige Aufgaben: den eigenen Finanzbedarf ermitteln, die Anlageziele festlegen, die Anlagedauer bestimmen und das Risiko abschätzen, das man bereit ist, einzugehen. „Wichtig ist, dass Sie sich dabei auch klarmachen: Je höher die Rendite, desto höher ist auch das Risiko“, erklärt Topar.
Keine Scheu haben, auch mal nachzufragen
Ein weiteres Problem: Kunden verstehen oft nicht genau, was ihnen der Berater gerade empfiehlt. Fachbegriffe, juristische Formulierungen oder unübersichtliche Zahlen machen die Angaben mitunter kompliziert. Auch die gesetzlich eingeführten Produktinformationsblätter haben dieses Problem nicht nachhaltig beseitigen können. Tenhagen und Topar empfehlen deshalb: aufschreiben und fragen. „Haben Sie keine falsche Scheu“, rät Topar. „Fragen Sie einfach nach.“ Ein guter Berater kläre den Kunden über alle wichtigen Punkte auf.
Für Tenhagen ist ein weiterer Punkt wichtig: „Machen Sie sich klar: Berater sind Verkäufer.“ Für den Vertrieb der Finanzprodukte würden Provisionen gezahlt. „In der Regel bekommen Sie bei der Finanzberatung deshalb auch keinen umfassenden Marktüberblick.“ Auch mit ihrer Unterschrift sollten Kunden immer vorsichtig sein. „Unterschreiben Sie nicht, dass etwas 'auf eigenen Wunsch' erfolgte“, rät Tenhagen. „Denn damit stellen Sie das Geldinstitut von der Haftung frei.“
Brauche ich eine gute Altersvorsorge, will ich Geld für ein neues Auto, die Enkelkinder oder für eine eigene Wohnung ansparen? Dem Bankberater muss deutlich gesagt werden, wofür und wann genau das Geld zur Verfügung stehen soll, ob eine einmalige Summe angelegt werden oder monatliche Beiträge gezahlt werden sollen.
Wichtig ist auch, sich die eigene Risikofreudigkeit klar zu machen. Bekomme ich Herzrasen, wenn der Kurs meiner Aktien in den Keller rauscht, und sollte deshalb die Finger von spekulativen Geschäften lassen? Nur wer seine Risikobereitschaft für sich selbst klar definiert habe, könne sich gegenüber dem Berater deutlich ausdrücken, betont die Stiftung Warentest. Wer kein Risiko eingehen wolle, solle Anlageformen wie Tagesgeld und Festgeld wählen. Bei Geldanlagen gelte grundsätzlich: Je höher die Renditechance, desto höher das Risiko.
Möglichst nicht allein zum Beratungsgespräch gehen, empfiehlt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift „Finanztest“. Ein Zeuge könne später bares Geld wert sein, wenn ein Kunde wegen Falschberatung gegen eine Bank vorgehen wolle. Verwenden Berater unverständliche Begriffe, sollten Kunden ganz genau nach ihrer Bedeutung fragen. „Fragen Sie zurück, und lassen Sie sich Kosten in Euro und Cent statt in Prozenten vorrechnen“, rät der Verbraucherschützer. Wird die Kündigung bestehender Verträge empfohlen, sei Skepsis angebracht, denn das Umschichten bringe der Bank zusätzliche Provisionen, der Kunde habe jedoch erst einmal nichts davon - nur neue Gebühren.
Bankkunden sollten die seit 2010 vorgeschriebenen Beratungsprotokolle kritisch durchlesen, bei Unsicherheit nachfragen - und zurückweisen, falls sie Angaben enthalten, die nicht richtig sind oder im Gespräch gar nicht thematisiert wurden. Stiftung Warentest rät, das Protokoll zu Hause in Ruhe zu lesen und dann erst zu unterschreiben. Zudem solle nicht unterzeichnet werden, dass etwas „auf eigenen Wunsch“ erfolge, denn damit werde der Berater aus der Pflicht entlassen, einen Kunden anleger- und anlagegerecht zu beraten. Gut sei es, wenn das Protokoll ein Leerfeld enthalte, in das der Kunde schreibe, wie er das Angebot verstanden hat. Die Unterschrift des Beraters muss auf jeden Fall unter dem Protokoll stehen, der Kunde muss hingegen nicht unterzeichnen.
„Der Bankberater ist Verkäufer, er lebt davon“, betont Tenhagen. Daher sei von Bankberatern nicht unbedingt ein neutraler Marktüberblick zu erwarten. Es sollten mehrere Angebote eingeholt und verglichen werden. Wer eine neutrale Beratung suche, könne auf einen Honorarberater zurückgreifen, der allerdings pro Stunde schnell 100 bis 150 Euro koste. Die Stiftung Warentest stellt im Internet Informationen über mehrere tausend Fonds zur Verfügung und führt außerdem eine Warnliste zu dubiosen oder sehr riskanten Geldanlage-Angeboten.
Wird einem Bankkunden ein Produkt aufgeschwatzt, das nicht zu seiner Lebenssituation und seinem Risikoprofil passt, kann von Falschberatung gesprochen werden. In diesem Fall hat der Anleger Anspruch auf Schadenersatz. Dieser sollte zunächst bei der Bank eingefordert werden. Der nächste Schritt könne eine Schlichtungsstelle oder ein Ombudsmann sein, bevor ein Anwalt oder eine Verbraucherzentrale eingeschaltet werde, empfiehlt die Stiftung Warentest.
Kunden sollten im Anschluss prüfen, ob die Angaben zur Sicherheit, zur Höhe der Erträge, zu den Kosten und zu Kündigungsmöglichkeiten im Beratungsprotokoll den geäußerten Wünschen entsprechen. Grundsätzlich sollten sie keinen Vertrag abschließen, dessen Konditionen sie nicht vollständig verstanden haben. Weiteren Aufschluss über eine Anlage gibt der zugehörige Prospekt. Hiervon sollten die Kunden vor allem das Kapitel zu den Risiken der Anlage eingehend studieren.
Ganz hilflos sind Kunden ihren Beratern aber nicht ausgeliefert, denn schlechte Finanzberatung lässt sich relativ einfach erkennen. „Wenn Sie der Berater unter Zeitdruck setzt, ist das nicht unbedingt ein gutes Zeichen“, sagt Topar. Auch sollten alle Risiken gut erklärt und größere Summen nicht nur in ein einziges Produkt investiert werden. Ihr Tipp: „Wenn Sie ein schlechtes Gefühl haben, wechseln Sie einfach den Berater.“ Schließlich gehe es bei der Finanzberatung ja auch um Vertrauen. (dpa/gs)
Wie man einen guten Finanzberater erkennt, verrät die Bildergalerie: