Preis-Blase oder nicht Preis-Blase oder nicht: Sind Immobilien noch eine lukrative Geldanlage?

Die Preise für Wohnungen und Häuser scheinen vielerorts nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Betongold gilt als sichere Anlage in turbulenten Zeiten. Viele Anleger hoffen zudem auf höheren Renditen als auf dem Sparbuch. Angesichts der Preissprünge der letzten Jahre wächst bei Marktexperten jedoch die Skepsis.
Droht eine Preisblase?
Pauschal könne man nicht von einer Blase sprechen, „auch wenn es einige Märkte gibt, die überhitzt sind“, sagte der scheidende Chef von TAG Immobilien, Rolf Elgeti, jüngst dem „Handelsblatt“. „Wir haben keine Preisblase, weil wir keine Kreditblase haben“, argumentiert Ralph Henger, Immobilienexperte beim arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
Die Menschen verschuldeten sich für den Erwerb von Wohnimmobilien nicht stärker als in der Vergangenheit. Der deutsche Markt sei insgesamt recht stabil, die Preise im internationalen Vergleich noch nicht zu hoch, sagt auch Oliver Beyer, Immobilienmarktexperte bei der Kanzlei Simmons & Simmons. Immobilienblasen gelten als ein Auslöser der jüngsten Krisen in den USA und in europäischen Ländern wie Spanien oder Irland.
Wie entwickelt sich der Immobilienmarkt in Deutschland?
Aus Sicht von Branchenexperten gibt es keinen flächendeckenden Boom. Der Markt driftet vielmehr auseinander. Immer mehr Menschen ziehen in die Metropolen. Mancherorts könne der Wohnungsbau mit der Nachfrage kaum Schritt halten, heißt es im Immobilienmarktbericht 2013 des Arbeitskreises der Gutachterausschüsse.
Beispiele sind München und Umland, Frankfurt, Düsseldorf und Regensburg. An vielen Landgemeinden geht der Boom dagegen vorbei. Weil es dort keine Arbeit gibt, verlieren sie an Attraktivität. Die Einwohnerzahl geht zurück. Die Folge: Teils kräftiger Preisverfall bei bestehenden Wohnimmobilien.
Wie entwickeln sich die Mieten?
Der starke Zuzug in einige Ballungsräume hat die Neubautätigkeit in den vergangenen fünf Jahren deutlich überstiegen, heißt es in einer Untersuchung, die der Augsburger Immobilienkonzern Patrizia auf der Immobilienmesse Expo Real in München vorstellte. Die Folge: Die Mieten sind teilweise rasant gestiegen.
Die höchsten Mieten werden demnach im Schnitt in München und Frankfurt verlangt mit 14,40 Euro pro Quadratmeter beziehungsweise 12,00 Euro. Andernorts sind es gerade einmal 4,50 Euro pro Quadratmeter. Freie Wohnungen in München, Stuttgart, Hamburg oder Hannover sind demnach im Schnitt nach 2,3 bis 2,7 Wochen vermietet. In Leipzig dauerte es zuletzt 14 Wochen.
Werden die Immobilienpreise weiter steigen?
Der Zuzug in die Ballungsräume dürfte anhalten, die Zinsen im Euroraum vorerst niedrig bleiben. Allerdings scheine sich der Markt in manchen Toplagen ein bisschen zu beruhigen. „Preisrückgänge sind hier auch mal möglich“, sagt Henger. Nach Einschätzung Beyers dürfte in Städten wie München das Ende der Fahnenstange erreicht sein.
Lohnt sich die Investition in Immobilien noch?
So mancher Immobilienprofi sieht den Markt in Toplagen inzwischen ausgereizt. „Bei hochwertigen Wohnungen sind die Kaufpreise inzwischen so hoch, dass sie sich als Kapitalanlage nicht mehr lohnen“, sagt Elgeti. Ein Kaufpreis von 5000 Euro pro Quadratmeter liege deutlich über den Herstellungskosten - „für uns völlig uninteressant“. Für Investoren wie Versicherungen oder Pensionsfonds bietet der Mietmarkt in guten Lagen nach Einschätzung von Patrizia aber weiterhin attraktive Renditen, insbesondere im Vergleich zu zehnjährigen Staatsanleihen.
Lohnen sich Immobilien für Privatanleger?
Angesichts der mickrigen Zinsen, die Sparbücher oder Tagesgeld derzeit bringen, flüchtet mancher Privatanleger in Betongold. Einer Studie zufolge besitzen etwa sieben Millionen Deutsche eine Immobilie als Kapitalanlage. Instandhaltung, Kosten bei Mieterwechsel und längere Leerstandszeiten können die Erträge einer Eigentumswohnung allerdings nachhaltig gefährden, so das Ergebnis einer jüngst veröffentlichten Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der Wertgrund Immobilien AG.
Bei jedem zweiten Investment liegt die Rendite noch nicht einmal oberhalb der Inflation. Die Studie bezieht sich auf Daten aus dem Jahr 2012. Allerdings hätten Immobilienanlagen insgesamt auch während der Finanzkrise stabile Durchschnittsrenditen von jährlich zwei bis drei Prozent erzielt.
Was sagen Verbraucherschützer?
„Eine Wohnung in der Stadt oder der Nähe einer Stadt kann angesichts der demografischen Entwicklung von Vorteil sein“, sagt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Dort sei es jedoch entsprechend teurer. Privatanleger sollten jedenfalls nicht ihr gesamtes Vermögen in eine Immobilie stecken. „Es besteht durchaus das Risiko, Geld zu verlieren“. (dpa)
