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Tipps für den Sparplan ETF auf den MSCI World: Solide Basis oder Mogelpackung?

Er ist des Deutschen liebster Index: der MSCI World. Wer Monat für Monat einen Sparplan füttert, tut das oft mit ETF, die auf ihm gründen. Aber reicht das aus, um erfolgreich Vermögen aufzubauen?

Von Interview: Christoph Jänsch, dpa 15.04.2025, 00:05
Bei Privatanlegern beliebt, unter Kritikern skeptisch beäugt: der MSCI World Index.
Bei Privatanlegern beliebt, unter Kritikern skeptisch beäugt: der MSCI World Index. Christin Klose/dpa-tmn

Berlin - Er gilt wahlweise als das einfachste Investitionsprodukt oder als die größte Mogelpackung überhaupt: ein ETF auf den MSCI World Index. Die Meinungen von Fachleuten gehen weit auseinander, ob Anlegerinnen und Anleger gut damit fahren, ihr Geld einfach in diesen weltweit streuenden, aber US-dominierten Indexfonds zu stecken oder nicht.

Wir fragen Marktexperte und Autor Andreas Lipkow nach seiner Einschätzung. Im Interview erklärt der ehemalige Börsenmakler, Investmentbanker und Trader, woher die Vorbehalte kommen und wie sich umgehen lassen.

Lässt sich mit einem langfristig angelegten Sparplan auf einen MSCI-World-ETF erfolgreich Vermögen aufbauen?

Andreas Lipkow: Wer es sich mit der Geldanlage möglichst einfach machen möchte, fährt mit einem Sparplan auf einen MSCI-World-ETF in jedem Fall besser, als wenn er sein Geld auf dem Girokonto liegen lässt. Denn dort wirft es keine Zinsen ab und die Inflation sorgt dafür, dass das Geld immer weniger wert wird. Bei einem langfristigen Welt-ETF-Investment von mindestens zehn Jahren konnte man in der Vergangenheit hingegen mit einer jährlichen Rendite von sieben bis acht Prozent rechnen.

Taucht man allerdings etwas tiefer ein, kann man feststellen, dass ein ETF auf den MSCI World zwar als solide und langfristige Basisanlage dienen kann, diese aber nicht perfekt diversifiziert ist.

Was bedeutet das für Anlegerinnen und Anleger?

Lipkow: Es dominieren vor allem US-Aktien von Mega-Konzernen aus dem Technologiesektor. Die rund 610 US-Unternehmen im Index machen etwa 74 Prozent des MSCI World aus. Daraus ergibt sich für Europäer zum einen ein Währungsrisiko, weil viele der im Index enthaltenen Aktien in US-Dollar gehandelt werden. Zum anderen werden durch die Konzeption des Index oft junge - und damit schnell wachsende Trends - zu spät berücksichtigt. Das kann Rendite kosten.

Auch andere wichtige und aussichtsreiche Branchen wie Rohstoffe, Versorger oder Gesundheitswesen sind zu gering gewichtet, was zu einer ungleichmäßigen Verteilung führt. Der Augenschein eines weltweiten, stark diversifizierten Anlagevehikels trügt somit. Es könnte sich darum als klug erweisen, einem Basis-Investment auf den MSCI World gezielt andere ETFs beizumischen, um die Streuung zu erhöhen.

Wie sähe ein Portfolio aus, das Sie empfehlen würden?

Lipkow: Wer regelmäßige Anlagen tätigen möchte, ist aus meiner Sicht besser aufgestellt, wenn drei oder vier verschiedene ETFs auf Hauptindizes aus Europa, den USA und Asien separat bespart werden. Dabei kann zusätzlich darauf geachtet werden, dass die Währungsrisiken bei dem jeweiligen Anlageprodukt entsprechend ausgeschlossen sind. Das hat den Vorteil, dass Anlegerinnen und Anleger die Länder-Gewichtung in ihrem Depot selbst in der Hand haben. 

Die Gewichtung im MSCI World Index kann sich in den kommenden Jahrzehnten - wie schon in der Vergangenheit - weiter stark verändern. Das kann dazu führen, dass Anlegerinnen und Anleger nicht mehr das im Depot haben, was die Ausgangssituation war, sondern unter Umständen eine vollkommen andere Zusammenstellung. 

Niemand kann in die Zukunft schauen und schon gar nicht wissen, welche Unternehmen und Branchen in 10 oder 20 Jahren zu den größten und einflussreichsten der Welt werden. Vielleicht ist der heute US-dominierte MSCI World Index dann faktisch ein China- oder Indien-ETF geworden, weil sich die Gewichtungen vollends verschoben haben?