Fenster in Denkmälern erhalten oder austauschen
Bonn/dpa. - Bei denkmalgeschützten Häusern ist eine Aufarbeitung oder der Austausch alter Fenster eine zweischneidige Sache. Denn gerade die historischen Fenster bestimmen maßgeblich das Fassadenbild.
Auf der anderen Seite verschwenden einfachverglaste, marode Fenster jede Menge Energie. «Ziel ist es erst einmal, das Original zu erhalten», sagt Ursula Schirmer von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Bonn. Ein kompletter Austausch sollte immer die letzte Option sein. Denn Fenster ließen sich in vielen Fällen reparieren. Versierte Handwerker seien in der Lage, die Originalsubstanz aufzuarbeiten.
«Wer ein denkmalgeschütztes Haus besitzt, sollte sich vor der Renovierung zuerst an die Untere Denkmalschutzbehörde wenden», sagt Schirmer. Mit dieser Behörde werde dann ein Konzept erarbeitet, das sowohl den Anforderungen des Denkmalschutzes als auch der angestrebten Sanierung gerecht werde. Ist ein Erhalten der alten Fenster nicht möglich, müssen die neuen in Struktur und Profil dem historischen Vorbild entsprechen.
Die technischen Möglichkeiten, historische Fenster energetisch aufzuarbeiten oder sie zu ersetzen, sind vielfältig. «Wichtig bei Fenstersanierungen ist, dass neben dem Aspekt Energiesparen neue oder aufgearbeitete Fenster die Wohnqualität des Gebäudes erhöhen», erklärt Ulrich Tschorn vom Verband der Fenster- und Fassadenhersteller in Frankfurt/Main. Denn keiner möchte heute noch im Winter mit zugigen Fenstern wohnen - auch nicht, wenn er in einem Denkmal lebt.
In denkmalgeschützten Häusern kann bei einfachverglasten Fenstern zum Beispiel innen ein zusätzliches Isolierglasfenster eingebaut werden, erläutert Jürgen Benitz-Wildenburg vom Institut für Fenstertechnik in Rosenheim. «Eine weitere, aufwendige Möglichkeit ist der exakte Nachbau des historischen Einfachfensters», sagt Tschorn. Hierbei werde oft ein besonders dünnes Isolierglas verwendet, das speziell für den Denkmalschutz entwickelt wurde.
Häufig ist bei diesen Isoliergläsern der Zwischenraum zwischen den Fenstern mit dem Edelgas Aragon gefüllt. Aragon ist ein weit besserer Isolator als die früher übliche Luft zwischen den Scheiben. Dadurch kann bei gleicher Isolation das Glas dünner ausfallen. Dies hat Einfluss auf die Rahmenstärke, die dadurch filigraner sein darf.
Aufarbeiten ließen sich auch sogenannte Kastenfenster, wobei die Runderneuerung ein komplexer Vorgang sei, bei dem sich Fensterbauer, Glaser und Klempner absprechen müssen. Außerdem müssten die Bestimmungen der Energieeinsparverordnung 2009 (EnEV) berücksichtigt werden. Für Fenster in Denkmälern gibt es aber Ausnahmeregelungen.
Eine umfassende energetische Sanierung lässt sich aber nicht auf die Fenster beschränken. «Vielmehr muss ein Konzept aufgestellt werden, das die Senkung des Energieverbrauches mit der Beibehaltung der Substanz und der historischen Ansicht der Gebäude in Einklang bringt», erklärt Thomas Kwapich von der Deutschen Energie-Agentur (dena) in Berlin. Wichtig sind eine gute Dämmung, das Vermeiden von Wärmebrücken und eventuell der Einbau einer Lüftungsanlage.
Bei manchen Einzeldenkmälern sei es schwierig, moderne Standards für alle Bereiche zu erreichen, so Kwapich. Dann kann an anderer Stelle ausgeglichen werden. So lassen sich in vielen Fällen das Dach, die oberste Geschossdecke oder die Rückfront mehr dämmen als die Straßenfassade.
«Auch bei nicht denkmalgeschützten Häusern sollten Bauherren nicht nur auf einen optimalen Wärmeschutz, sondern auch auf den Erhalt des ursprünglichen Fassadenbildes achten», rät Tschorn. «Denn ein Haus, das energetisch dem neuesten Stand der Technik entspricht, aber seinen ursprünglichen Charakter eingebüßt hat, verliert an Wert.»
Der Austausch von Fenstern im Rahmen einer energetischen Sanierung wird häufig gefördert. Das reicht von Zuschüssen für eine Energieberatung bis hin zu zinsgünstigen Darlehen oder direkten Zuschüssen der staatlichen KfW-Bank. Darauf weist der Verband der Fenster- und Fassadenhersteller in Frankfurt/Main hin. Außerdem gibt es oft finanzielle Förderprogramme von den Ländern, Kommunen und regionalen Energieversorgern.