Familienfest Familienfest: Wie eine festliche Rede gelingt
Bonn/Berlin/dpa. - Sie gehört zum großen Familienfest wie der Sekt zum Anstoßen: Zu Omas Achtzigstem, der Hochzeit des besten Freundes oder dem Jubiläum des eigenen Familienunternehmens darf die Rede nicht fehlen.
Doch nicht immer werden die gut gemeinten Worte dem feierlichen Anlass auch gerecht. Eine gute Rede sollte nicht zu lang oder langweilig und ganz individuell auf den zugeschnitten sein, für den sie gehalten wird, rät Wolf Iwan Zinn, Redenschreiber und Ghostwriter aus Bonn: «Die Rede für eine vornehme Dame muss zum Beispiel etwas anders aussehen als die für ein burschikoses Landei.» Vor vorgefertigten, unpersönliche Redevorlagen, die unter anderem im Internet zu finden sind, warnt Mark Berger, Redenschreiber aus Berlin: «Eine solche Vorlage kann man auch nicht überzeugend vortragen.»
Ein Brainstorming bringt erste Ideen auf das Papier, empfiehlt Zinn: Um den Namen des Jubilars oder des Hochzeitspaares werden erste Stichworte notiert. Fragen, die dabei hilfreich sind, wären etwa: Woher kenne ich die Person? Was zeichnet sie aus? Was haben wir gemeinsam erlebt? Was konnte ich von ihr lernen? Wie hat sie mich beeindruckt oder beeinflusst? Steht der Inhalt der Rede fest, wird dieser in eine Struktur gebracht. Das wichtigste, so Zinn, ist der Anfang: «Bei Familienfeiern werden einige der Gäste den Redner vielleicht noch nicht kennen. Mit dem Einstieg stellt er sich vor, weckt Sympathien und zieht das Publikum auf seine Seite.»
Ist der Einstieg gelungen, stellt der Mittelteil der Rede keine große Herausforderung mehr dar. «Hier lehnen sich die Zuhörer ohnehin zurück, erst wenn der Redner ankündigt, zum Schluss zu kommen, wird die Aufmerksamkeit des Publikums noch einmal geweckt.» Da sich die Zuhörer den Schluss einer Rede am besten merken können, fasst der Redner hier noch einmal das Gesagte zusammen und gibt ihnen einen Appell auf den Weg. «Schön ist auch, wenn man sich am Schluss auf den Anfang bezieht, um den Bogen zu schließen», findet Berger.
Beim schriftlichen Formulieren der Rede besteht die Schwierigkeit darin, für Zuhörer statt für Leser zu schreiben. Eine Regel dafür hat Kurt Tucholsky einst auf die einfache Formel gebracht: «Hauptsätze, Hauptsätze, Hauptsätze». Komplizierte Satzstrukturen sind zu vermeiden, die Sätze kurz zu halten.
Wer kein geübter Redner ist, studiert eine Woche vor dem Fest jeden Tag die Rede einmal ein, empfiehlt Berger: «Nach einer Woche sitzt die dann ganz gut, der Redner fühlt sich sicherer und muss nicht so oft auf das Blatt schauen.»
Gegen Lampenfieber hilft ein wenig Autosuggestion. «Man sollte darauf vertrauen, dass das Gesagte gut ankommt und das Publikum wohlgesonnen ist», sagt Rainer Rudloff, Sprach-Coach aus Lübeck. In der Regel stimme das auch: Die Zuhörer sind nicht feindlich gestimmt, sondern eher dankbar und interessiert.
Fällt dem Redner dann doch einmal nicht sofort die richtige Formulierung ein, gibt es keinen Grund zur Panik. «Die Pause, die dann entsteht, ist gar nicht tragisch», beruhigt Rudloff. «Im Gegenteil: Oft braucht der Zuhörer diese Pausen, um das Gesagte auch gut zu verstehen.»