Medienbildung und Schulprojekt Mit Video: Fake News entlarven: Schulprojekt Medienklasse lehrt kritisches Denken
Das Projekt „Medienklasse“ der Mitteldeutschen Zeitung und der Volksstimme startet von neuem. Anmeldungen für Schulklassen sind noch möglich. Mehr dazu auch im Video.
Halle (Saale). - In Zeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) und Desinformationen ist der Begriff „Medienkompetenz“ mittlerweile zum Schlagwort geworden. Jüngst hatte sich ein Bürgerrat, ein von der Bertelsmann Stiftung in Kooperation mit dem Bundesinnenministerium entwickeltes Projekt, dafür ausgesprochen, nicht nur ein Gütesiegel für qualitativen Journalismus einzuführen, sondern auch Medienkompetenz in den Lehrplänen rechtlich zu verankern. Auch sollen sich die Betreiber sozialer Netzwerke zur effektiven Bekämpfung von Desinformation verpflichten.
Medienkompetenz als Antwort auf Desinformation
Als größtes Problem sehen viele Fachleute die Flut von gefälschten Bildern oder Videos im Internet, die mit KI generiert wurden, sogenannte Deepfakes. Diese ließen sich inzwischen im Handumdrehen erstellen und verbreiten, heißt es auch im Jahresbericht von Jugendschutz.net: „Viele der generierten Fälschungen sehen täuschend real aus und sind kaum von tatsächlichen Fotos zu unterscheiden.“ Mithilfe von generativer KI könnten massenhaft verstörende Inhalte erzeugt werden wie Gewalt- oder sexuelle Darstellungen, erläutert auch Martin Bregenzer von der Initiative Klicksafe. Kinder und Jugendliche könnten dadurch noch leichter zu Opfern von Cybermobbing werden.
Video: Grundschüler erkunden die Tageszeitung: MZ-Redakteurin besucht Medienklasse in Halle
(Kamera, Bericht: Anna Lena Giesert)Kritisches Denken bei Kindern fördern: Schutz vor Fake-News
Was ist wahr, was ist falsch? Das können selbst Erwachsene im Internet mitunter kaum noch erkennen. Kindern falle das noch schwerer, denn ihnen fehle die Urteilskraft und der Erfahrungshorizont, sagt David Martin, Experte für Bildschirmmedien bei der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). Kritisch sieht der Experte auch die Verwendung von KI, um alle wichtigen Informationen beispielsweise für ein Schulreferat zu bekommen. Selbst zu recherchieren und auszuwählen, sei nicht mehr nötig: „Eine ganz wichtige Kompetenz für unsere Demokratie – die Urteilsfähigkeit – gerät dadurch in Gefahr.“
Medienklasse-Projekt: Ein Vorbild für Schulen
Um diesen Problemen entgegenzuwirken, haben die Mitteldeutsche Zeitung und die Volksstimme das medienpädagogische Gemeinschaftsprojekt „Medienklasse“ ins Leben gerufen. Es steht unter der Schirmherrschaft der Landesbildungsministerin Eva Feußner (CDU). Zur diesjährigen Auftaktveranstaltung des Projekts am 18. September betonte Feußner die große Bedeutung des Medienklasse-Projekts und die hohe Relevanz von Medienkompetenz für den Nachwuchs: „Es ist ein wesentlicher und wichtiger Schritt, Kinder und Jugendliche für den bewussten Umgang mit Medien fit zu machen und ihnen vor allem im Hinblick auf Desinformation zu vermitteln, Medien nicht nur zu konsumieren, sondern auch kritisch zu hinterfragen.“
Das Projekt richtet sich an Schülerinnen und Schüler der 3., 4. und 5. Klasse (Junior-Medienklasse) sowie der 6. bis 10. Klasse aller Schulformen und unterstützt Lehrkräfte dabei, Medien unkompliziert in den Schulalltag zu integrieren. Ziel ist es, dadurch die Medienkompetenz sowie die Lese- und Schreibkompetenz der Kinder und Jugendlichen zu verbessern.
Zeitung und digitale Lerninhalte im Klassenzimmer
Den teilnehmenden Klassen wird zwei beziehungsweise vier Wochen lang die Zeitung kostenlos in die Schule geliefert. Darüber hinaus gibt es zum Teil auch Tablet-PCs für digitale Angebote und Lerninhalte. Damit Lehrkräfte den Medienklasse-Unterricht informativ und spannend gestalten können, bekommen sie umfangreiches Arbeitsmaterial an die Hand. Nach der Anmeldung für das Projekt sind diese Inhalte ganz einfach auf der Internetseite der Medienklasse abrufbar. Damit die Lehrkräfte in ihrer Unterrichtsplanung flexibel bleiben, existieren drei Projektzeiträume, aus denen die Schulklassen wählen können: vom 21. Oktober bis 1. November, vom 10. bis 21. Februar und vom 28. April bis 9. Mai für die Junior-Medienklasse. Für die 6. bis 10. Klassen finden die Projektphasen vom 21. Oktober bis 15. November, vom 10. Februar bis zum 7. März und vom 28. April bis zum 23. Mai statt.
Schüler lernen die Arbeit von Journalisten kennen
Neben dem Erlernen des verantwortungsvollen Umgangs mit Medien erhalten die Schülerinnen und Schüler auf Wunsch auch einen Einblick in die Arbeit von Journalisten. Dafür wird den Klassen die Möglichkeit geboten, einmal selbst den Alltag einer Redaktion kennenzulernen – oder Redakteure kommen in die Schulen und berichten aus ihrem Berufsalltag.
Darüber hinaus sollen die Kinder und Jugendlichen auch selbst zu jungen Journalisten werden, auf Recherche gehen und eigene Texte schreiben. Termine mit den Projektsponsoren Mitgas und Sparkasse MagdeBurg (siehe „Zusatzangebote der Medienklasse-Sponsoren) können dafür erste spannende Themen abwerfen und Schreibimpulse schaffen.
Die daraus entstandenen Beiträge können beim Medienklasse-Projekt eingereicht werden. Echte Zeitungsjournalisten schätzen die Texte ein und geben Anregungen und Tipps. Am Ende des Schuljahres werden die besten Texte ausgezeichnet und sogar in der Zeitung veröffentlicht. Werden Beiträge zu den begleitenden Zusatzangeboten der Projekt-Sponsoren eingereicht, winken hier noch einmal attraktive Sonderpreise.
Schülerzeitung als nachhaltiges Projekt
Klassen, die nach dem Projekt die Lust am Recherchieren und Schreiben nicht loslässt, können sich durch den Medienklasse-Partner fjp>Media bei der Gründung einer eigenen Schülerzeitung beraten und sich diese fördern lassen.
Infos auf der Kinderseite
Auch auf der Kinderseite, die täglich in der Mitteldeutschen Zeitung und der Volksstimme erscheint, wird das Medienklasse-Projekt redaktionell begleitet. Zwei Wochen lang bekommen die Junior-Leserinnen und Leser auf ihrer eigenen Zeitungsseite – neben den tagesaktuellen Themen – wichtige Informationen rund um die Welt der Medien: Was macht eine Nachricht aus? Wie entsteht überhaupt eine Tageszeitung? Und was sind Fake News?
Die Kinderseite richtet sich an alle jungen Leserinnen und Leser von acht bis zwölf Jahren. Am Ende des Projekts gibt es ein Quiz, bei dem alle ihr Wissen testen können.
Zusatzangebote der Medienklasse-Sponsoren
Der Projekt-Sponsor Mitgas vermittelt unter anderem Energieexperten der Unternehmensgruppe als Interviewpartner für die Schülerinnen und Schüler. Außerdem werden Sportstunden mit Vereinen wie etwa dem Basketball-Bundesligisten MBC ermöglicht. Und es gibt Energiewissen in Form von Unterrichtsmaterialien, einer Schüler-App sowie eines Online-Spiels. Jugendliche Projektteilnehmer haben zudem die Möglichkeit, sich direkt vor Ort an einem Ausbildungsstandort über das Berufsbild des Mechatronikers, Fachinformatikers oder eines Digitalisierungsmanagers zu informieren.
Interaktive Angebote der Medienklasse-Sponsoren
Der Projekt-Sponsor Sparkasse Magdeburg vermittelt unter anderem Sparkassenmitarbeiter, die in einer Unterrichtsstunde in der Schulklasse unter dem Motto „Bank, so wie ich es will“ Finanzwissen an junge Leute weitergeben. Zudem können Schülerinnen und Schüler Beiträge über ihren Lieblingsverein oder Lieblingssport schreiben oder in Bezug auf die Planspielbörse-Aktivitäten an ihrer Schule über „Bulle und Bär“ berichten. Für jugendliche Projektteilnehmer bietet die Sparkasse Magdeburg zudem die Vorstellung des Ausbildungsberufs Bankkaufmann und Bankkauffrau an der Schule an.