Jungen häufiger betroffen Sprachliche Defizite bei Kindern in Sachsen-Anhalt nehmen zu
Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen: 13,1 Prozent der bis 15-Jährigen haben ärztlich dokumentierte Sprachdefizite. Wie Eltern ihren Kindern helfen können.
Magdeburg - Immer mehr Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt haben Schwierigkeiten mit der Wort- und Satzbildung sowie dem Verständnis von Gelesenem und Gesprochenem. Dies belegen die Daten des BARMER-Kinderatlas aus dem Jahr 2022, die auf die Bevölkerung hochgerechnet wurden.
Demnach weisen 13,1 Prozent der bis 15-Jährigen in Sachsen-Anhalt ärztlich dokumentierte Sprachdefizite auf, was rund 36.600 betroffenen Kindern entspricht.
Besonders auffällig ist, dass Jungen mit einer Betroffenenrate von 15,6 Prozent deutlich häufiger von Sprachstörungen betroffen sind als Mädchen, deren Anteil bei 10,4 Prozent liegt. Im Vergleich zu 2012 ist die Rate der betroffenen Jungen um rund 32 Prozent und bei den Mädchen um 34 Prozent gestiegen. Laut BARMER-Analyse haben in dieser Altersgruppe sechs von 100 Jungen und rund vier von 100 Mädchen mit Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen logopädische Behandlungen erhalten.
Eltern spielen eine entscheidende Rolle in der sprachlichen Entwicklung ihrer Kinder
Axel Wiedmann, BARMER-Landesgeschäftsführer
Im Durchschnitt erhielten diese Kinder pro Jahr 1,8 Verordnungen, deren Kosten sich auf rund 822 Euro pro Verordnung belaufen. „Eltern spielen eine entscheidende Rolle in der sprachlichen Entwicklung ihrer Kinder. Es ist wichtig, dass sie aktiv unterstützen und viel mit ihren Kindern sprechen. Dabei sollten sie sich bewusst sein, dass sie selbst Sprachvorbilder sind. Wichtig ist der Blickkontakt und das Sprechtempo sowie ein dem Alter ihrer Kinder angepasstes Sprachniveau“, sagt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen-Anhalt.
Sprachtherapie-Apps für Kinder: Unterstützung oder Widerspruch?
Sprachtherapie, auch bekannt als Logopädie, werde eingesetzt, um Defizite bei Sprachproblemen und -störungen auszugleichen. Neben der logopädischen Präsenztherapie sei es wichtig, dass Kinder auch zu Hause regelmäßig übten, um ihre Aussprache zu verbessern.
In diesem Kontext könnten Sprachtherapie- oder Hausaufgaben-Apps eine wertvolle digitale Unterstützung bieten. Sie ermöglichten es den Kindern, auf spielerische Weise logopädische Übungen am Tablet, Smartphone oder PC durchzuführen.
„Eine Sprachtherapie-App kann und sollte die logopädische Präsenztherapie nicht ersetzen sondern ergänzen“, betont Wiedemann. Wenn Sprachtherapeuten individuelle Übungen zusammenstellten, die gezielt die sprachlichen Bereiche wie Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben trainierten, könne dies sowohl Eltern als auch Kindern beim Üben zu Hause helfen.
Für die Kostenübernahme einer Sprachtherapie- oder Hausaufgaben-App von der Krankenkasse sei eine schriftliche Empfehlung der Logopädin oder des Logopäden erforderlich. Eine von der BARMER geförderte App für ärztlich diagnostizierte Artikulationsstörungen sei die Artikulations-App von Neolexon. Die BARMER beteilige sich einmalig mit bis zu 199 Euro an den Kosten.