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Von Ausstattung bis Parken Damit der Camping-Urlaub nicht ins Wasser fällt: So gelingt die Reise mit dem Wohnmobil

Ausstattung, Beladung, Fahrsicherheit und richtig Parken - bei vielen Entscheidungen stehen Camping-Fans vor der Qual der Wahl. Die wichtigsten Tipps und Tricks für einen gelungenen Urlaub mit Wohnmobil oder -wagen gibt es hier.

Von DUR Aktualisiert: 24.04.2025, 17:48
Dem Frühling entgegen: Bevor die erste Tour des Jahres beginnen kann, braucht der Wohnwagen einen gründlichen Technik-Check.
Dem Frühling entgegen: Bevor die erste Tour des Jahres beginnen kann, braucht der Wohnwagen einen gründlichen Technik-Check. (Symbolfoto: Imago/Westend61)

Magdeburg - Eine Möglichkeit, sich abseits der eigenen vier Wände zu erholen, bietet Camping. Ob innerhalb Deutschlands oder über die Landesgrenzen hinaus: das Reisen mit Wohnwagen und Wohnmobil erlebt derzeit einen Boom.

Wer zum ersten Mal mit dem Wohnmobil unterwegs ist, sollte sich allerdings gut auf die Fahrt vorbereiten. Der ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt hat die wichtigsten Tipps für Camping-Neulinge und erfahrene Reisende zusammengefasst.

Größe und Fahrdynamik der Camper kennenlernen: Fahrpraxis hilft

"Für Camper-Modelle bis zu 3,5 Tonnen Gewicht reicht der normale Pkw-Führerschein aus, die Dimensionen und Fahreigenschaften sind jedoch ganz andere", erklärt Alexandra Kruse, Sprecherin des ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt. Deshalb solle man sich rechtzeitig mit dem Fahrzeug vertraut machen.

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Das gehe nur, wenn man drinsitze und das Fahren und Bremsen sowie Kurven und Slalom ausprobieren könne. "Das geht am besten bei einem Fahrsicherheitstraining, das den sicheren Umgang mit dem Camper vermittelt", fügt Kruse hinzu.

Die Camping-Ausstattung: Was muss mit?

Eine Voraussetzung für einen gelungenen Camping-Trip ist die passende Grundausstattung. Vor der Abreise gilt es, Küche, Bad und Wohnraum mit dem Nötigen auszurüsten. Diese Utensilien sollte man nicht vergessen:

  • Küchen- und Haushaltsgegenstände sowie Hygieneartikel
  • Putz- und Spülmittel
  • Grundnahrungsmittel und Konserven sowie einfache Campingrezepte
  • Campingmöbel und -grill
  • Bettwäsche
  • Elektronik wie Ladekabel, Adapter, Kamera, Smartphone, Tablet etc.
  • Reiseapotheke mit Medikamenten zur Behandlung akuter Erkrankungen inklusive
  • Desinfektionsspray
  • Mückenschutz

Vor der Abfahrt sollten Reisende zudem daran denken, unentbehrliche Dokumente und Papiere einzupacken:

  • Ausweis
  • Führerschein
  • Versicherungskarte und Auslandskrankenschutz
  • EC- und Kreditkarte
  • bei Bedarf: Maut-Vignette

Beim Beladen des Wohnmobils: Vorsicht vor Übergewicht

Wie schnell manche Wohnmobile beim Beladen mit den üblichen Urlaubsutensilien an ihre zulässige Gesamtgewichtsgrenze stoßen, sei vielen Fahrern nicht bewusst, so der ADAC. Damit es nicht zu bösen Überraschungen komme, sollte man sich genau über das Leergewicht, die mögliche Zuladung und das richtige Beladen informieren.

"Schon innerhalb des erlaubten Rahmens hat ein voll beladenes Wohnmobil eine komplett andere Fahrdynamik als das leere Modell. Je höher das Gewicht, desto höher ist die Belastung von Reifen und Bremsen. Serpentinenfahrten und Ausweichmanöver bei gleicher Geschwindigkeit sind im beladenen Wohnmobil somit um ein Vielfaches tückischer", betont die Sprecherin.

Ein überladenes Wohnmobil könne zu einem unkontrollierbaren Gefährt werden. Außerdem drohen im Ausland hohe Bußgelder und die Entsorgung der Gepäckgegenstände bei Überladung. Wer das vermeiden möchte, sollte sich vorab informiert.

Der Stauraum eines Wohnmobils sollte mit Bedacht beladen werden.
Der Stauraum eines Wohnmobils sollte mit Bedacht beladen werden.
Foto: ADAC Niedersachsen/ Sachsen-Anhalt

Das Gewicht beeinflusst auch, welche Schilder gelten. Ein Wohnmobil, das mehr als 3,5 Tonnen wiegt, dürfe etwa auf einem Parkplatz für Lkw stehen.

„Ein anderes Beispiel ist das Durchfahrtsverbotsschild mit einem abgebildeten Lkw in der Mitte. Dieses gilt nicht nur für Lkws, sondern auch für Wohnmobile über 3,5 Tonnen. Bei Missachtung droht ein Bußgeld von 50 bis 100 Euro“, verrät der Rechtsanwalt für Verkehrsrecht, Tom Louven, Partneranwalt von Geblitzt.de. Zudem dürfe das Wohnmobil mit dem Gewicht auf der Autobahn maximal Tempo fahren.

Einparken üben und Fuß vom Gas

Während der Reise mit dem Wohnmobil gelte vor allem eines: lieber mit einer geringeren Geschwindigkeit. Defensives Fahren und eine moderate Reisegeschwindigkeit würden für Sicherheit sorgen und die Nerven schonen. "Ideal ist ein Tempo bis maximal 110 Kilometern pro Stunde", so die ADAC-Sprecherin. "Übrigens sollte man Nachtfahrten mit dem Wohnmobil möglichst vermeiden, denn in der Dunkelheit sieht man mögliche Gefahren häufig nicht", merkt sie weiterhin an.

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Auch das Parken müsse geübt sein. Parkplätze und Parkhäuser können zu einer besonderen Herausforderung für Camper werden. Der ADAC Niedersachen/ Sachsen-Anhalt empfiehlt: "Deshalb sollte man nicht nur die Maße seines Gefährts genau kennen – das ist für die Höhenbegrenzung in Parkhäusern entscheidend -, sondern auch das Einparken ausführlich üben. Am besten sowohl allein als auch mit Einweiser."

Parkprobleme für Camper: Wohin mit dem Wohnmobil?

Doch wo und für wie lange darf man rechtlich mit einem Wohnmobil oder Campinganhänger parken? Grundsätzlich dürfen Wohnmobile und Autos mit Wohnwagen, sofern es keine Verkehrszeichen verbieten, auf öffentlichen Straßen und Parkplätzen ohne zeitliche Begrenzung abgestellt werden – jedoch nur, wenn das zulässige Gesamtgewicht unter 7,5 Tonnen liegt, erklärt Tom Louven, Rechtsanwalt für Verkehrsrecht. Wiegt das Gefährt oder das Gespann mehr als 7,5 Tonnen, sei das Parken in Wohngebieten von 22 bis 6 Uhr nicht erlaubt.

Den Wohnwagen dürfen Camping-Fans dem Experten zufolge maximal für zwei Wochen auf demselben Parkplatz am Straßenrand stehen lassen. Aber Achtung: Manche Parkplätze seien nur für Autos erlaubt. Wer dort mit Camper steht, müsse mit einem Bußgeld zwischen zehn und 30 Euro rechnen. Auch das ausgeschilderte Parken auf dem Gehweg ist nur für Wohnmobile bis zu einer Gesamtmasse von 2,8 Tonnen erlaubt. 

Bei Übernachtungen im geparkten Camper gilt Vorsicht. In vielen Städten und Gemeinden sei das auf öffentlichen Straßen verboten. „Gestattet ist es für eine Nacht auf Autobahnrastplätzen und Parkplätzen an Bundesstraßen sowie mit Erlaubnis des Eigentümers auch für längere Zeit auf Privatgrundstücken", sagt der Rechtsanwalt Louven. 

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Wohnmobil oder doch besser Wohnwagen?

Kaum eine andere Art von Urlaub ist so flexibel wie der Campingurlaub. Doch bei einer Frage scheiden sich oft die Geister: Wohnmobil oder Wohnwagen - was ist besser? Wie so oft bietet sowohl die eine als auch die andere Variante Vor- und Nachteile. Welche Lösung sich am besten als Grundstein für die schönsten Wochen des Jahres eignet, ist laut dem ADAC von mehreren Faktoren abhängig.

Die Vorteile eines Wohnwagens:

  • hohes Maß an Unabhängigkeit und Flexibilität 
  • Zugfahrzeug steht am Urlaubsort als „normaler“ Pkw für den Alltag zur Verfügung
  • leichte Pflege
  • wenig Wartungsaufwand
  • vergleichsweise geringe Anschaffungskosten, günstiger als ein Wohnmobil
  • beim Wohnwagen ist die Fahrerlaubnis nach Massenklasse mit der B96-Erweitereung leicht auf 4,25 Tonnen zu erweitern
  • auch der Hängerschein BE ist im Vergleich zu den C-Klassen (WoMo ab 3,5 Tonnen) preiswerter und leichter zu erwerben

Die Nachteile eines Wohnwagens:

  • große Herausforderung für ungeübte Fahrer, das Auto samt Anhänger durch die Straßen oder bergab zu bugsieren
  • härtere Geschwindigkeitsbegrenzungen
  • Wohnwagen dürfen nicht einfach dauerhaft auf öffentlichen Straßen abgestellt werden (Abstellplatz ist schwer zu finden und kostet)
Wer mit einem Wohnwagen reist, ist mit dem eigenen Pkw vor Ort noch flexibel unterwegs.
Wer mit einem Wohnwagen reist, ist mit dem eigenen Pkw vor Ort noch flexibel unterwegs.
Foto: ADAC Niedersachsen/ Sachsen-Anhalt

Die Vorteile eines Wohnmobils:

  • komfortablere Variante
  • Wohnmobil verfügt über einen eigenen Antrieb und fungiert damit selbst als Fahrzeug
  • meist großzügige Wohnfläche
  • einfacheres Fahren
  • die Reisedauer ist oft kürzer, da mit dem Wohnmobil schneller gefahren werden kann als mit dem Wohnwagen
  • Reisende können sich auch während der Fahrt (gesichert!) im Wohnraum aufhalten
  • durch Wohnmobilstellplätzen eine größere Auswahl als Stellmöglichkeit

Die Nachteile eines Wohnmobils:

  •  gegebenenfalls eine spezielle Fahrerlaubnis nötig
  • am Urlaubsort selbst sind Reisende etwas unflexibler
  • höhere Instandhaltungs- und Wartungskosten

Welche Variante nun am besten geeignet ist, sollten Camping-Fans ganz individuell und den Reiseansprüchen- und planungen entsprechend ausloten.

Mit einem Wohnmobil ist man deutlich schneller am Ziel.
Mit einem Wohnmobil ist man deutlich schneller am Ziel.
Foto: ADAC Niedersachsen/ Sachsen-Anhalt

Neue Mautpflicht: Was ändert sich für Wohnmobile?

Seit dem 1. Juni 2024 ist die Mautpflicht in Deutschland ausgeweitet und gilt auch für Gefährte mit mehr als 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Bisher war die sogenannte Lkw-Maut auf Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen beschränkt.

Generell sind nach Angaben des ADAC Wohnmobile weiter mautfrei, wenn sie für Mautkontrollsysteme von außen eindeutig als als solche erkennbar sind.

Generell sind laut Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) Fahrzeuge von der Mautpflicht ausgenommen, die dauerhaft und fest mit einer Wohneinrichtung (Toilette, Dusche, Betten, Kochgelegenheit und Wohnraum) ausgestattet sind. Diese Ausnahmeregelung gilt demnach für Fahrzeuge, die ausschließlich der Personenbeförderung und nicht dem Transport von Gütern dienen.

Da es dennoch Ausnahmen und Zweifelsfälle geben kann, können Halter ihre Fahrzeuge freiwillig als Wohnmobil registrieren lassen. So lassen sich laut BALM "unnötige Ausleitungen, Kontrollen und Nacherhebungsbescheide weitestgehend vermeiden".

Informationen und Formulare zur Registrierung von Wohnmobilen mit mehr als 3,5 Tonnen gibt es im Serviceportal von Toll Collect.

Campingplätze in Sachsen-Anhalt

Auch in Sachsen-Anhalt können Urlauber in den Camping-Genuss kommen. Das Bundesland zwischen Elbe und der Märchen- und Sagenwelt des Harzes überzeugt nicht nur mit seiner vielfältigen Natur sowie zahlreichen Seen und kleineren Flüssen. Auch sehenswerte Städte sowie zahlreiche Burgen, Schlösser und Klöster sind einen Besuch wert. 

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Beliebt unter Touristen und Einheimischen: der Campingplatz Seeburg am Süßen See.
Beliebt unter Touristen und Einheimischen: der Campingplatz Seeburg am Süßen See.
Foto: Jürgen Lukascheck

Vielfältige Wander- und Radwege sowie ein reichhaltiges Wassersportangebot machen Sachsen-Anhalt für Camper attraktiv. Und noch ein heißer Tipp für alle Gourmets: In der Region Halle-Saale-Unstrut befindet sich das nördlichste Qualitätsweinbaugebiet Deutschlands.