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Ernährung Ernährung: Lebensmittel ohne Chemie

Von Kerstin Metze 10.09.2006, 19:41

Halle/MZ. - Worauf sollten Menschen achten, die bewusst Bio-Produkte einkaufen wollen?

Mit dem gesetzlichen Schutz der Begriffe "bio" und "öko" und der Einführung des sechseckigen Bio-Siegels nach EU-Verordnung 2001 haben es Verbraucher leichter, die inflationäre Verwendung von Qualitätskennzeichen zu durchschauen: Mit dem Siegel werden nur Produkte gekennzeichnet, deren Zutaten zu mindestens 95 Prozent aus ökologischem Anbau stammen. Verboten sind die Bestrahlung der Lebensmittel, die Verwendung gentechnisch manipulierter Zutaten sowie der Gebrauch von chemisch-synthetischem Pflanzenschutz und mineralischem Dünger.

Wer ein Produkt mit Bio-Siegel erwirbt, erhält ein Produkt, das

- ohne chemische Pflanzenschutzmittel, chemische Wachstumsförderer und chemisch-synthetische

Düngemittel produziert wurde,

- auf Gentechnik verzichtet,

- keine Geschmacksverstärker oder

künstliche Aromen enthält,

- nicht bestrahlt wurde,

- bei der Erzeugung den Tierschutz

besonders berücksichtigt, chemisch-synthetische Masthilfsmittel sind untersagt,

- so streng kontrolliert wird wie

kaum eine andere Gruppe von

Nahrungsmitteln.

Bereits die Verwendung des Begriffs "Bio" bindet Hersteller an die Kriterien der EG-Ökoverordnung. "Deshalb ist auch 'Bio' drin, wo 'Bio' draufsteht", sagt Laura Groche, Ernährungsreferentin der Verbraucher Initiative Berlin. So würden nicht nur das Bio-Siegel oder die Gütezeichen von Anbauverbänden wie demeter, Bioland oder Naturland nach den Richtlinien der Ökoverordnung produzieren. Auch bei anderen Anbietern seien die Kontrollen streng.

Fleisch schrumpft nicht

Die Vorteile von Bio-Produkten werden im täglichen Küchenalltag sichtbar: Bio-Fleisch - wie auch gutes Fleisch aus konventioneller Erzeugung - schrumpft beim Braten in der Pfanne kaum. Öko-Gemüse oder -Obst ist häufig länger lagerfähig. Möglich wird das durch geeignete Sortenwahl, organische Düngung oder eine vielfältige Fruchtfolge, denn das führt zu robusten und widerstandsfähigen Pflanzen. Viele schwören auch auf den besonders intensiven Geschmack von biologisch erzeugtem Gemüse und Obst. Ernährungsexperten sehen darin kein Wunder. Sie begründen das vielmehr damit, dass der so genannte Trockensubstanzgehalt bei Öko-Produkten höher ist. Sie enthalten weniger Wasser.

Unsichere Verbraucher können sich an den Code-Nummern der in Deutschland zuständigen Kontrollstellen orientieren. Diese muss auf der Verpackung aufgedruckt sein und setzt sich aus einer Länderkennung sowie der Kennziffer des Kontrollinstituts zusammen. Beispiele deutscher Institute sind "DE 001" und "DE 0039".

Neben dem bundeseinheitlichen Bio-Siegel geben vor allem die Zeichen der Anbauverbände und die Bio-Handelsmarken den Verbrauchern eine gute Orientierungshilfe.

Skepsis bei "naturnah"

"Die Anforderungen der deutschen Anbauverbände gehen zum Teil über die Anforderungen an das Siegel der EU-Öko-Verordnung hinaus", erklärt Christa Bergmann von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. So gingen sie beispielsweise mit der Verwendung von Zusatzstoffen noch strenger um.

Christa Bergmann unterstreicht, dass nur Begriffe wie "Öko", "Bio", "biologisch", "ökologisch" oder "organisch" oder die anerkannten Siegel und Zeichen wirklich auf ökologischen Ursprung schließen lassen. Unseriöse Hersteller täuschten dem Verbraucher eine ökologische Herkunft manchmal nur vor. Skeptisch unter die Lupe nehmen solle man beispielsweise Waren, die mit Angaben wie "naturnah", "alternativ" oder "aus kontrolliertem Anbau" ökologischen Ursprung vortäuschen könnten. Sie gäben keine absolute Sicherheit auf Öko-Qualität. "Denn nach welchen Kriterien hier kontrolliert wird, ist nicht eindeutig definiert. Das können diese Erzeuger praktisch selbst festlegen", erklärt die Verbraucherschützerin.

Zu Bioprodukten gibt die Verbraucherzentrale unter 01805 / 70 66 00 (12 Cent / Min.) dienstags und donnerstags 10 bis 16 Uhr und in den Beratungsstellen Auskunft.

Literaturtipp: Annette Sabersky: Bio drauf - Bio drin?, Südwest-Verlag, ab 25.9., ISBN: 3-517-08239-2, 6,95 Euro