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Psychische Folgen Einbruch und psychische Folgen: Die Angst vor Einbrechern

Von Katja Fischer 05.11.2018, 09:00
Kein schöner Anblick: Ein Einbruch kann auch psychische Folgen nach sich ziehen.
Kein schöner Anblick: Ein Einbruch kann auch psychische Folgen nach sich ziehen. dpa

Ein Einbruch ist ein Schock. Nicht nur, weil wertvolle oder persönliche Dinge gestohlen wurden. Neben dem Verlust von materiellen Werten müssen Opfer auch verkraften, dass jemand in ihre Privatsphäre eingedrungen ist: Ihr Zuhause, in dem sie sich immer geborgen fühlten, erscheint nicht mehr sicher.

Psychische Probleme wie Ängste, Nervosität, Schlafstörungen

„Das Grundvertrauen ist gestört“, sagt Gerd Reimann von der Deutschen Psychologen Akademie. „Das ist eine starke psychologische Belastung, die sich in verschiedenen Symptomen äußern kann: Ängste, Nervosität, Schlafstörungen, Alpträume bis hin zu psychosomatischen Störungen wie Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf- oder Magen-Darm-Problemen.“

15 bis 20 Prozent der Einbruchsopfer leiden langfristig unter Ängsten und psychosomatischen Belastungen, erläutert die Opferschutzorganisation Weißer Ring.

Einbruchs-Opfer wollen letztlich oft aus der Wohnung ausziehen

Viele Opfer stellen sich immer wieder die quälende Frage, ob ihnen so etwas wieder passieren könnte. Auch Ekel spielt eine Rolle: Was hat der Eindringling angefasst? „Etwa 25 Prozent aller Einbruchsopfer leiden so stark, dass sie aus ihrer Wohnung ausziehen wollen. Zehn Prozent tun das auch wirklich“, so Reimann.

Betroffenen helfen: Über den Einbruch sprechen

Damit sich Ängste und Traumata nicht verfestigen, ist es wichtig, Betroffene zu unterstützen. „Es kann bereits helfen, über Erlebtes zu sprechen und so das Geschehene zu verarbeiten“, sagt Bianca Biwer vom Weißen Ring.

Es ist also sinnvoll, sich aktiv Beistand zu holen, bei Verwandten, Freunden, aber auch bei Hilfseinrichtungen oder Psychologen. Helfer sollten sich aber mit Kommentaren zurückhalten. „Das könnte die Selbstvorwürfe und Schuldgefühle der Opfer verstärken“, warnt Reimann.

Polizei und Versicherung stellen Fragen, die oft unangenehm sind

Er beobachtet, dass auch Aussagen bei der Polizei und Versicherungen für Betroffene eine Belastung darstellen können: „Notwendige Fragen nach den Tatumständen, nach Sicherheitslücken und Schutzvorrichtungen werden oft als Schuldzuweisung interpretiert.

Danach fühlen sich die Opfer noch schlechter.“ Wenn Ängste und andere psychische Symptome nicht innerhalb von drei Wochen zurückgehen, sollten sich Betroffene psychologische Hilfe suchen.

Einbruchsopfer verlieren ihre Ängste nicht automatisch durch einen Umzug

„Ein Einbruchsopfer, das aus Angst in eine andere Wohnung zieht, wird sich dort nicht automatisch sicherer fühlen. Im Gegenteil: Die Ängste werden nicht weniger, sondern stärker“, so Reimann.

Was kann man tun? Es kommt darauf an, die Gedanken und das Handeln der Betroffenen auf konkrete Pläne und Veränderungen zu richten. „Es hilft, sich darüber zu informieren, was man selbst tun kann, um künftigen Einbrüchen bestmöglich vorzubeugen“, erklärt Biwer.

Mit technischen Mitteln gegen Einbrecher vorbeugen

Mit welchen technischen Mitteln kann man es Einbrechern so schwierig wie möglich machen? Das gibt Einbruchsopfern oft das Gefühl, dass sie aktiv dazu beitragen können, weitere Einbrüche zu verhindern.

Mitunter neigen Einbruchsopfer dazu, ihre Wohnung zu einer Festung zu machen und sie kaum noch zu verlassen. Das hilft aber nicht bei der Verarbeitung des Geschehens. Besser ist es, soziale Beziehungen zu pflegen.

Ex-Einbrecher erklärt, wie man sich schützen kann

„Das sorgt für ein höheres Sicherheitsgefühl“, betont Bianca Biwer von der Opferberatung. „Gibt es mehrere Orte, an denen ich mich sicher und geborgen fühle, verliert die eigene Wohnung etwas an Bedeutung - und damit sinkt auch die Angst vor einem Einbruch.“

Im Video erklärt zusätzlich ein ehemaliger Einbrecher, wie man sich am besten schützen kann. (mz)