Ein Schluck zu viel ist bei Liquid Ecstasy fatal
Freiburg/dpa. - Liquid Ecstasy - der Name klingt harmlos. Doch dahinter verbirgt sich eine Substanz mit unkalkulierbarer Wirkung - im schlimmsten Fall kann die Wirkung tödlich sein.
Der Name ist mehr als irreführend. Liquid Ecstasy hat chemisch nichts mit Ecstasy zu tun. Es hat auch eine völlig andere Wirkung. Deshalb sollte man besser nur von GHB sprechen. GHB fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. Bekanntheit erlangte die Substanz als K.o.-Tropfen. Es gab Berichte über Frauen, die nach GHB-Konsum sexuell missbraucht wurden. Drogenexperten sehen bei GHB aber auch eine ganz andere Gefahr: Ein paar Tropfen zu viel reichen aus, um sich in eine Bewusstlosigkeit zu katapultieren. In manchen Fällen kann das tödlich enden.
Die Abkürzung GHB steht für Gamma-Hydroxybutyrat, erläutert das Institut für Rechtsmedizin der Universitätsklinik Freiburg. Populär wurde GHB in den 80er Jahren als Aufbausubstanz für Bodybuilder. Seit 2002 fällt es unter das Betäubungsmittelgesetz - Weitergabe und Besitz sind also verboten. Dennoch wird GHB vor allem von Jugendlichen konsumiert. Es wird meist pur oder gemixt getrunken, sagt Marita Völker-Albert von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln.
«Wir gehen davon aus, dass das Problem weiter wächst», sagt Volker Auwärter von der Forensischen Toxikologie der Uniklinik Freiburg. Das liegt unter anderem daran, dass die GHB-Vorläufersubstanz GBL (Gamma-Butyrolacton) frei verkäuflich ist.
«Das muss man sich mal vorstellen: Die Leute trinken freiwillig so ein Zeug», sagt Stephan Hog vom Verein Eclipse in Berlin, der sich für akzeptanzorientierte Drogenarbeit einsetzt. Seiner Ansicht nach ist GHB - auch wenn der Szenename Liquid Ecstasy anderes nahelegt - kein Partydroge. «Man hat wohl bei einer niedrigen Dosierung eine euphorisierende Wirkung.» Glücksgefühle und Entspannung werden beschrieben, es macht aber auch schläfrig.
Aufmerksamkeit erregte GHB als K.o.-Tropfen. Es gab Berichte, dass Frauen heimlich GHB ins Getränke gegeben wurde, um sie zu vergewaltigen. Grundsätzlich ist das denkbar, was an zwei Eigenschaften von GHB liegt. Es macht Lust auf Sex, und bei einer Überdosierung fallen die Leute in komaähnlichen Schlaf. «Wir haben Fälle erlebt, wo Leute beim Tanzen plötzlich einschliefen und umfielen», erzählt Hog. Darin sehen die Drogenexperten auch das größte Risiko. Kommt plötzlich der Schlaf und stürzen die Betroffenen, können sie sich erheblich verletzen, sagt Auwärter.
Bei einer Überdosierung leiden die Konsumenten zudem an Schwindel, Kopfschmerzen und Verwirrtheit, ihnen wird übel und sie müssen erbrechen - was fatal ist, wenn sie als Folge der Überdosis auch bewusstlos werden. Dann können sie an Erbrochenem ersticken.
Dass es zu diesen Effekten kommt, ist gar nicht so unwahrscheinlich. Denn bei GHB ist der Grat zwischen gewolltem Rausch und Überdosierung extrem schmal, sagt Auwärter. «Das passiert sehr leicht, wenn man ein bisschen mehr nimmt oder zu kurze Abstände einhält.» Und da die Leute nie wüssten, wie hoch das angebotene GHB konzentriert ist, lasse es sich nicht genau dosieren, sagt Hog. Wenn jemand schon Drogen konsumiert, sollte er sich zumindest auf eine beschränken. Bei einem Mix sind die Folgen noch viel schwerer abzuschätzen. Eindringlich warnt Stephan Hog vor Alkohol mit GHB. Auch die Kombination mit Opiaten oder Medikamenten kann fatal sein.
«Alles über Drogen» von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.drugcom.de
Verein für akzeptanzorientierte Drogenarbeit: www.eclipse-online.de