Die Ukulele: Das Instrument für «gestandene Männer»
Frankfurt/dpa. - Frankfurt In einer schummrigen Kneipe im Frankfurter Stadtteil Bockenheim ertönen an jedem letzten Dienstag im Monat die Klänge eines hierzulande eher seltenen Instruments. Dort sitzen Männer und Frauen, die reden, lachen, fachsimpeln und Ukulele spielen.
Notenbücher liegen neben den kleinen Instrumenten auf den Tischen, und ab und zu greift einer der Spieler zum Saiteninstrument und spielt drauf los, ob mit oder ohne Noten. Und wer will, singt einfach mit oder haut ebenfalls in die vier Saiten. «Die Ukulele ist ein tolles Instrument für Kinder, aber auch für Erwachsene. Man erzielt unglaublich schnell Erfolge und kann schon nach kürzester Zeit 'Eine Insel mit zwei Bergen' spielen», sagt Ian Händschke, der Initiator des seit September 2009 stattfindenden Frankfurter Ukulele-Stammtischs.
In der Tat: Es ist ganz einfach. Händschke drückt der Anfängerin am Tisch seine Sopran-Ukulele in die Hand, erklärt kurz die beste Haltung, zeichnet zwei Akkorde auf den Notizblock und schon kann's losgehen. Die beiden Akkorde sind schnell gegriffen, wenn natürlich am Anfang auch ein wenig Konzentration gefragt ist. «Aber die Ukulele ist einfacher zu lernen als die Blockflöte, und das Tolle ist: Das Spielen fördert sehr viel mehr die Motorik, und man kann auch noch selbst mitsingen», erläutert Händschke, der das Ukulelespielen in Workshops lehrt, die Vorteile des Instruments. Bekannt wurde es vor allem durch den Film «Manche mögen's heiß» sowie durch Stefan Raab.
Der TV-Moderator hat auch Stammtischmitglied Sebastian Schubert dazu inspiriert, die in der Jugendzeit gekaufte Ukulele irgendwann wieder hervor zu kramen. Mit 14 Jahren musste das Instrument her, landete dann aber schnell in einer Ecke. «Vor drei Jahren holte ich sie wieder aus einer Kiste hervor und brachte mir das Spielen selbst über das Internet bei. Deshalb ist meine Technik auch so schlampig», erzählt der Polizeibeamte lachend. Zu hören ist von dieser angeblich so schlechten Technik aber nichts. Das könnte laut Ian Händschke auch daran liegen, dass die Ukulele kein Instrument mit klassischem Regelwerk sei. Er erklärt: «Es ist mit etwa 125 Jahren ein sehr junges Instrument, und es gibt nicht wie etwa bei der Gitarre allgemeingültige Regeln. Jeder spielt die Ukulele etwas anders, aber alles ist richtig weil alles funktioniert.»
Mit Sopran, Tenor, der Konzertgröße und dem Bariton gibt es vier verschiedene Ukuleletypen, von denen einige auch beim Stammtisch vertreten sind. Ist die Sopranukulele auch das Standardmodell, so eignet sich die Tenorvariante besser, wenn man «Kleinkram» spielen will. «Das ist dann nicht so fummelig», sagt Händschke. Eigen ist allen Ukulelen aber, dass man sie schon für rund 30 Euro kaufen kann. «Wenn das Kind dann damit die Treppe runter fällt, tut das zumindest dem Geldbeutel nicht so weh», meint Händschke, der sein Instrument so liebt, weil man es überall hin mitnehmen kann. Das sieht auch Sebastian Schubert so: «Momente zum Entspannen gibt es ja immer mal, da muss die Ukulele dann einfach dabei sein.»
Ganz kostenlos hat der Frankfurter Philipp Höhler seine Ukulele, auf der er erst seit zwei Monaten spielt, bekommen. «Ich habe sie von meinem älteren Bruder, der sie schon in unserer Kindheit hatte. Damals durfte ich sie nicht mal anfassen», erinnert sich Höhler, der momentan den alten Nancy-Sinatra-Hit «These boots are made for walking» einübt. Drei Akkorde muss er dafür beherrschen. Die Kostprobe, die er gibt, hört sich gar nicht schlecht an und der halbe Stammtisch singt mit.
Auch Höhler begeistern die schnellen Erfolgserlebnisse und der Spaß bei der Sache. Vor allem, wenn Zuhörer die geschrammelten Melodien erraten müssen. Das sorgt für Erheiterung bei den anderen Stammtischlern, die sich darüber im Klaren sind, dass ihr kleines Instrument gerne belächelt wird. Aber Philipp Höhler versichert: «Abgesehen vom Ukulelespielen ist mein Leben absolut in Ordnung. Ich mache das nur aus Übermut und Lebenslust.»
Das scheint nicht nur ihm so zu gehen. Zwar wird beim Stammtisch auch gefachsimpelt über Instrumente, Saiten oder Lieder, doch das immer mit einem Augenzwinkern. Von einer fast schon philosophischen Seite betrachtet Sebastian Schubert sein Instrument: «Seitdem ich Ukulele spiele, bin ich ein anderer Mensch. Denn mal ehrlich, man kann doch diesen Sound und die gestandenen Männer, die Ukulele spielen, unmöglich ernst nehmen!» Wer die Ukulele als Instrument wähle, müsse selbstironisch sein, meint Schubert. Und wer das ebenso sieht, ist beim Frankfurter Ukulele-Stammtisch genau richtig übrigens auch ohne eigenes Instrument.
Portal des Ukulele Stammtisches: www.honga.de/ukulele (dpa)