Deutsche Doggen haben die Ruhe weg
Sprendlingen/Lünne/dpa. - Die Deutsche Dogge ist der «sanfte Riese» unter den Hunden. Ihr Langmut ist legendär, ihre Haltung als Familienhund daher meist unkompliziert. Dennoch müssen sich Besitzer von Doggen vor allem bei der Aufzucht an Regeln halten.
Das erste Lebensjahr ist entscheidend für die weitere Entwicklung. Das beginnt bei der Ernährung: «In der Regel ist Fertigfutter das beste für alle Halter, die keine absoluten Experten sind», sagt Siegfried Goldschmitt, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Doggenclubs 1888. Weil Deutsche Doggen ohnehin schnell wachsen, darf vor allem nicht zu viel Eiweiß gefüttert werden: «Eine Überdosis beschleunigt das Wachstum», so der Experte im niedersächsischen Lünne.
Auch erwachsene Doggen sollten nicht zu viel Fleisch - der Hauptlieferant von Eiweiß - bekommen: «In der Regel sollte nicht mehr als ein Drittel des Futters Fleisch sein», sagt Heiko Wagner, Vorsitzender der Kynologischen Gesellschaft für Deutsche Doggen. Der Züchter aus Sprendlingen in Rheinland-Pfalz rät aber, sich bei der Fütterung an der Figur des Hundes zu orientieren: «Es gibt Tiere, die mehr Fleisch brauchen, um nicht zu mager auszusehen.» Bei Fragen und Problemen könnten vor allem die Züchter weiterhelfen.
Neben der Ernährung ist ausreichende Bewegung wichtig: «Im Wachstum sollte drei- oder viermal täglich jeweils für eine halbe Stunde mit den Hunden gespielt werden», sagt Wagner. Aber auch hier ist laut Goldschmitt das richtige Maß wichtig: «Knochen, Gelenke und Muskeln müssen entwickelt, aber nicht überfordert werden.» Außerdem muss der Hund im ersten Lebensjahr erzogen werden. «Bei einem so großen Tier ist es besonders wichtig, dass es gehorcht.»
Rüden erreichen eine Rückenhöhe von mindestens 80 Zentimetern (cm), Hündinnen von mindestens 72 cm. Nach eineinhalb Jahren sind Deutsche Doggen, die in den Farben Schwarz, Blau, Gelb, Schwarz-Weiß gefleckt und Gelb gestromt gezüchtet werden, ausgewachsen.
Ein derart großer Hund brauche natürlich mehr Platz als ein Yorkshire Terrier, sagt Goldschmitt. Wegen seines ruhigen Wesens ist aber Wagner zufolge nicht unbedingt ein großes Gelände erforderlich: «Ein mittelgroßer Arbeitshund wie der Schäferhund braucht mehr Platz zum Herumlaufen.» Eine Dogge muss beschäftigt werden: Zwei bis drei Stunden täglich sollte sich der Halter mit seinem Tier bewegen.
Deutsche Doggen werden laut Wagner meist sieben oder acht Jahre alt. Wie alle großen Hunde seien auch sie mitunter von einer Fehlbildung der Hüftgelenks betroffen, so Anke Wundrock, Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Rassehunde Verbandes im hessischen Diemelstadt. Interessenten sollten sich daher vor dem Kauf eines Hundes die Papiere der Eltern zeigen lassen. «Darin muss ein entsprechender Befund stehen, wenn es ihn gibt.»
Ursprünglich wurde die Dogge für die Wildschweinjagd gezüchtet. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sie viele Namen: Die schwarz-weiß gefleckte Dogge wurde dem Deutschen Doggenclub zufolge vor allem in Süddeutschland gezüchtet und hieß Ulmer Dogge. Dänische Doggen wurden die norddeutschen Züchtungen in Blau und Gelb genannt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Name Deutsche Dogge für alle Arten festgelegt. Im Englischen heißt die Rasse aber noch heute «Great Dane» - großer Däne. Und auch in Deutschland hält mancher den «sanften Riesen» fälschlicherweise für eine dänische Dogge.