Dachmaterialien Dachmaterialien: Glatte Tondachziegel und Betonsteine sind jetzt im Trend

Oberursel/dpa. - «Rein äußerlich können Bauherren Betondachsteine und Tondachziegelkaum unterscheiden», sagt Horst Pavel vom Hersteller Braas.Ausschlaggebend für die Kaufentscheidung seien vor allem die Formenund Farben der Dachmaterialien. Nicht nur historisch betrachtet gebees aber zahlreiche Unterschiede bei der Materialzusammensetzung undder Art, sie zu verarbeiten.
Tondachziegel haben als Dachmaterial eine lange Tradition. Daserste eingedeckte Haus habe 2300 vor Christus in Griechenlandgestanden, so die Arbeitsgemeinschaft Ziegeldach in Bonn. «Auch heutenoch bestehen Tonziegel vor allem aus gebranntem Ton» sagt PeterBoerner vom Ziegeldachhersteller Gebrüder Laumanns in Brüggen-Brecht(Nordrhein-Westfalen). Naturbelassen hätten sie in der Regel eineziegelrote Farbe. Andere Farben können Tonziegel durch das Auftragenvon so genannten Engoben und Glasuren erhalten, die vor demBrennvorgang aufgetragen werden.
«Engoben sind Tonschlämme aus fein gemahlenen Tonen und bilden inder Regel eine matte Oberfläche», erläutert Boerner. Wird den Engobenein geringer Anteil an vorgeschmolzenen Gläsern zugesetzt, entstehtein seidenmatter Schimmer. Der Fachmann spricht hier von Edelengoben.Angeboten werde zudem Dachziegel mit hochglänzenden Oberflächen.Dieser Effekt entsteht durch einen hohen Glasanteil in der Glasur.Glasuren werden in verschiedenen Farben hergestellt.
Quarzhaltiger Sand und Zement sind die Rohstoffe in Dachsteinen. «Beliebt sind Dachsteine wegen ihres Preisvorteils undder besonderen Formbestandigkeit», erklärt Pavel. Ein weiteres Plus:Wegen ihrer Größe reichen nur zehn Stück pro Quadratmeter zumEindecken. Dies verkürze die Arbeitszeit beim Eindecken und spareHandwerkerkosten.
«Bei Ziegeldächern lag der Bedarf traditionell bei 14 bis 15Stück», erläutert Oliver Kortendieck vom Hersteller Nelskamp inSchermbeck (Nordrhein-Westfalen). Solche klassischen Formate würdenimmer noch angeboten. Daneben gebe es aber mittlerweile auchGroßziegel aus Ton. Nelskamp bietet Ziegel an, von denen lautKortendieck sechs Stück reichen, um einen Quadratmeter zu decken.
Bei den Dachsteinen setzen Hersteller wie Braas und Nelskampverstärkt auf hochwertige Beschichtungen, die unter Bezeichnungen wie«Star» oder «Longlife» angeboten werden. «Diese mit einer besondersglatten Oberflächenveredelung beschichteten Steine bieten Moos undAlgen keinen Halt», nennt Kortendieck einen Vorteil. Aber auchSchmutzpartikel, die sich aus der Atmosphäre auf dem Dachniederschlagen, werden mit dem nächsten Regen wieder abgewaschen. DieDachfläche bleibe dauerhaft sauber und sehe «lange wie neu aus».
«Auf mit Engoben und Glasuren behandelten Tondachziegeln kann sichwegen der glatten Oberfläche kaum Patina ansetzen«, sagt Kortendieck.Aber auch in diesem Bereich werde von den Herstellern inzwischen ananderen Beschichtungsmaßnahmen gearbeitet. «Als einzigerTondachziegel-Produzent hat Erlus eine selbstreinigende Beschichtungauf den Markt gebracht», sagt Tobias Steinhäuser für den Herstelleraus Neufahrn (Bayern).
Neben den dominierenden Tondachziegeln und Betonsteinen ist auchSchiefer als Dachdeckmaterial wieder populärer geworden. «Trotz Krisein der Bauwirtschaft sind sieben mal so viele Dächer in denvergangenen 25 Jahren mit Schiefer belegt worden», sagt DirkAckermann von Hersteller Rathschek aus Mayen (Rheinland-Pfalz). DasNaturmaterial habe sich gegenüber den in der Vergangenheit vonBauherren bevorzugten Faserzementplatten durchgesetzt.
INFO-KASTEN: Dachsteine erst seit 50 Jahren industriell erzeugt
Dachsteine sind eine vergleichsweise neue Entwicklung. 1844 wurdezum ersten Mal frostbeständiger Beton als Deckwerkstoff eingesetzt.Durchgesetzt haben sich Betondachsteine aber erst ein Jahrhundertspäter. Im Jahr 1953 kamen mit der Frankfurter und der FinkenbergerPfanne die ersten industriell erzeugten Beton-Pfannen auf den Markt.