«cuisine française» «cuisine française»: Gutes Essen ist Franzosen wichtig
Halle/MZ. - "Essen wie Gott in Frankreich" - dieser Ausdruck kommt nicht von ungefähr. Was aber macht die französische Küche tatsächlich aus?
"Für die cuisine française ist typisch, dass es keine typische französische Küche gibt", sagt Jean-Marie Dumaine, Koch und Inhaber des Restaurants "Vieux Sinzig" in Sinzig am Rhein (Rheinland-Pfalz). "Stattdessen unterscheidet man die regionale von der klassischen Küche." In letzterer sind die Rezepte der ehemaligen Adelsfamilien zusammengefasst. Verarbeitet werden vor allem edle Produkte wie Austern, Steinbutt, Gänsestopfleber oder Lammrücken.
Heute kochen und essen die meisten Franzosen im Sinne der regionalen, üppiger auftischenden Küche. "Zwischen den einzelnen Regionen gibt es aus gastronomischer Sicht enorme Unterschiede", berichtet Dumaine. Die Rezepte aus dem Norden des Landes beispielsweise hätten nichts mit denen aus dem Westen oder Osten Frankreichs gemeinsam. "Entscheidend ist, welche Produkte die Landwirtschaft und die Böden in den einzelnen Regionen hervorbringen."
In der Normandie stehen daher häufig Milch- und Apfelprodukte auf den Tischen, immerhin gilt die Region als weltgrößter Milchproduzent. Mit Crème fraîche verfeinerte Kalbskoteletts, verschiedenste Käsesorten und der Apfelwein Calvados gehören zu einem typischen Abendessen. "In einem Menü wie diesem ist oft die ganze Landschaft der Region geschmacklich vertreten", sagt Jean-Marie Dumaine, der selbst aus der Normandie stammt.
In der Provence wird gerne Olivenöl verwendet, die Rohstoffe dafür wachsen vor Ort. Generell sind die Gerichte im Süden Frankreichs laut Dumaine würziger als im Norden. "Die Menschen verwenden mehr Kräuter wie Basilikum oder Rosmarin, die in jedem Garten zu finden sind." Das Elsass ist kulinarisch durch seine Nachbarschaft zu Deutschland gekennzeichnet: Hier wird oft Sauerkraut, Choucroute, aufgetischt - beispielsweise zu Fisch als "Choucroute de la mer".
Kochbuchautor Jörg Zipprick sieht auch kulinarische Gemeinsamkeiten, die alle Franzosen verbinden. So ist die Creme brulée im ganzen Land beliebt - und das nicht erst seit dem Kino-Erfolg "Die fabelhafte Welt der Amélie", in dem Schauspielerin Audrey Tautou verführerisch den Löffel in die Süßspeise stieß.
Die andere, entscheidendere Gemeinsamkeit sieht Zipprick in der generellen Liebe der Franzosen zu gutem Essen: "Qualitativ hochwertige Produkte spielen für viele Menschen in Frankreich eine große Rolle." Fleisch wird oft nicht im Supermarkt gekauft, das Brot nicht an der Brottheke. Stattdessen haben die Bäcker und Fleischer enormen Zulauf. "Die Menschen in Frankreich haben eine andere Einstellung dem Essen gegenüber als andere Europäer. Essen muss frisch sein, gut schmecken und genossen werden."
Das mache Frankreichs Küche auch im Ausland so beliebt, ist sich Henry Cames, Leiter des Französischen Fremdenverkehrsamt Maison de la France, sicher. "Vor allem die Deutschen wissen unsere Gerichte zu schätzen." Außerdem sei die mit dem französischen Essen assoziierte entspannte Atmosphäre ein wichtiger Punkt. "Ich höre immer wieder von Deutschen, die Käse, Baguette und Rotwein auftischen und sich so das Gefühl vom letzten Frankreich-Urlaub nach Hause zaubern."