Creditpoints & Co: Punkte sammeln für den Abschluss
Hannover/Bonn/dpa. - Seit der Bologna-Reform ist ein Studium wie ein Videospiel: Für jedes bestandene Level gibt es Punkte, und schwierige Missionen werden mit einem Bonus belohnt.
Studenten müssen dabei aufpassen, dass sie ihr Punktekonto schnell genug auffüllen - sonst heißt es «Game over». Das sollte nicht passieren. Die wichtigsten Fragen dazu im Überblick:
Sind Kreditpunkte das gleiche wie Noten?
Nein - auch wenn beides oft verwechselt wird, wie Studienberaterin Elke Mittag von der Universität Hannover beobachtet hat. Für ein bestandenes Modul bekommen alle Studenten zwar die gleiche Anzahl an Leistungspunkten, aber nicht die gleiche Note. Sie wird separat vergeben. Der «Kontostand» der «Creditpoints», zu deutsch Kreditpunkten, zeigt, wie viel vom Studienpensum Hochschüler bereits absolviert haben, nicht, wie gut sie dabei waren.
Hängen die Kreditpunkte von den Semesterwochenstunden ab?
Nicht direkt. Auch der gesamte Arbeitsaufwand zählt, wie Monika Schröder von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Bonn erläutert. Bei dem «workload» werde auch die Zeit mitgerechnet, die für das Vor- und Nachbereiten des Stoffs anfällt. Ein Leistungspunkt entspricht einem Arbeitsaufwand von 30 Stunden. Somit könne es sein, dass Studenten für eine Vorlesung mehr Punkte bekommen als für eine andere, obwohl beide gleich lang dauern. Das sei etwa der Fall, wenn sie in der einen Veranstaltung ein Referat halten müssen.
Wie viele Punkte brauche ich für meinen Abschluss?
Das hängt von der Dauer des Studienganges ab. Bei einem sechssemestrigen Bachelor seien 180 Punkte nötig, bei acht Semestern sind 240 Punkte zu erbringen, erläutert die Uni Kassel in einem Online-Glossar. Pro Semester sollen Studenten also 30 Punkte erwerben. Wie viele Punkte Studenten im ersten Abschluss gesammelt haben, ist auch für den zweiten wichtig: Wer länger im Bachelor studiert hat, kann dafür einen kürzeren Master machen, erklärt Mittag. Beide zusammen sollen 300 Punkte ergeben.
Hängt die Abschlussnote von den gesammelten Kreditpunkten ab?
Die Noten der Module zählen nicht alle gleich, sondern werden gewichtet. «Die Wichtigkeit einer Note hängt also davon ab, wie viele Kreditpunkte es für ein Modul gibt», erklärt Mittag. Wie die Gewichtung gestaltet wird, liegt Schröder zufolge im Ermessen der einzelnen Hochschule. «Da gibt es keine einheitliche Formel.» Anders als früher fließen bei den neuen Studiengängen auch schon alle Noten in den Abschluss ein, die im Lauf des Studiums vergeben werden.
Wie viel macht die Abschlussarbeit aus?
Das hängt davon ab, wie viel Zeit und Arbeit Studenten in sie investieren müssen. Für eine Bachelorarbeit sind laut Schröder 6 bis 12 Punkte vorgesehen, im Master sind es 15 bis 30. Extrapunkte kommen dazu, etwa wenn ein Praktikum Bestandteil der Anfertigungsphase ist. Das gleiche gilt, wenn eine zusätzliche mündliche Prüfung zur Abschlussarbeit gehört.
Infos zum Bologna-Prozess: www.hrk-bologna.de
Bologna-Glossar: http://bologna.owwz.de
Neben den deutschen Noten gibt es auch eine Einstufung nach dem European Credit Transfer System (ECTS). Diese «Grade» im Bachelor und Master lassen sich nicht eins zu eins mit herkömmlichen Noten gleichsetzen. Denn der Grad ist eine relative Note: Sie zeigt an, wie gut Studenten im Vergleich zu anderen waren. Die besten 10 Prozent einer bestandenen Modulprüfung erhalten einen «A»-Grad, erläutert die Uni Kassel in einem «Bologna-Glossar». Die nächstbesten 25 Prozent werden als «B» eingestuft, die folgenden 30 Prozent als «C». Die Stufe «D» umfasst weitere 25 Prozent, und die letzten 10 Prozent erhalten den Grad «E». Dieses System soll Noten an verschiedenen Hochschulen besser vergleichbar machen.