Caritas Caritas: Wie in einer Großfamilie
HALLE/MZ - Geborgenheit, Hilfe bei Problemen, Förderung - das erlebt nicht jedes Kind in seiner Familie. Vielmehr steigt Jahr für Jahr die Zahl der Mädchen und Jungen - vor allem in der Stadt Halle - die schon als Kleinstkinder durch Gewalt und Verwahrlosung traumatisiert oder psychisch gestört sind und deswegen nicht mehr in ihrer Familie leben können. Ein Ort, an dem diese Kinder betreut und therapiert werden können, soll demnächst das Kleinstheim der Caritas in der Merseburger Straße sein. Voraussichtlich ab April können dort acht Kinder ab dem Babyalter bis zum neunten Lebensjahr betreut werden - derzeit laufen noch die Umbauarbeiten.
„Da hier nur maximal acht Kinder betreut werden, können sie zusammen mit den Sozialarbeitern wie in einer Großfamilie aufwachsen“, erläutert Kerstin Masur, Bereichsleiterin für Kinder- und Jugendhilfe beim Caritasverband Halle, das Projekt. Nicht nur emotional, sondern auch im Alltag soll ein ganz normales Zusammenleben wie in einer Familie ermöglicht werden: „Die Kinder können hier auch einfach mal raus an die frische Luft, im Garten toben und spielen. Und dabei können sie immer im Blick der Erzieher bleiben.“ Denn auf dem Areal des zukünftigen Heims gibt es bereits ein fast 400 Quadratmeter großes Gelände mit einem Abenteuerspielplatz und einem naturbelassenen Park, der zum Spielen im Freien einlädt.
Lange hatte die Caritas nach einem solchen Objekt in der Stadt gesucht, wo diese Möglichkeit besteht. In ganz Halle habe man aber nichts gefunden, so Kerstin Masur. Erst durch den Umzug der ambulanten Erziehungshilfe , die im Erdgeschoss des Hauses in der Merseburger Straße untergebracht war, wurden die Räume frei. Die Caritas nutzt das Haus bereits seit längerem, im Obergeschoss ist eine heilpädagogische Tagesgruppe untergebracht.
Was in dem neuen Kleinstheim erreicht werden soll, ist die intensive Betreuung und Förderung der Kinder - und zwar unter Einbeziehung der Familie. Fachleute schließen die Eltern mit ein. Ziel ist, ein gutes und funktionierendes Verhältnis wiederherzustellen. Unter anderem sollen bei Hausbesuchen Probleme erkannt und gelöst werden; auch eine Familientherapie wird angeboten. Die Rückkehr in die Familie - in Absprache mit dem Jugendamt, dem Kind, den Eltern und dem Kinderheim - soll in kleinen Schritten wie Besuchen und einer Rückkehr auf Probe ermöglicht werden.
Doch bis dahin könnte es für viele der Kinder ein langer Weg werden. Denn aufgenommen werden nur Mädchen und Jungen, die bereits psychische Störungen, Defizite oder Verhaltensauffälligkeiten haben und deren Entwicklung in der Familie gefährdet ist - also problematische Fälle. Über Geborgenheit, Sicherheit und die Gemeinschaft des Heimes sollen die Kinder wieder Neugierde entdecken, positive Erfahrungen machen und ihre Defizite aufarbeiten. So kann ihnen der Weg zu einem weiteren Leben ohne einen Berg von Problemen frei gemacht werden.
Und das soll nicht nur allein durch Therapien, sondern auch durch Ausflüge geschehen: Für Exkursionen in die nähere und weitere Umgebung steht ein Transporter für die Großfamilie bereit, wie Kerstin Masur erzählt. Außerdem können sich die Kinder auch in der Fahrradwerkstatt der Caritas sowie in der Kreativwerkstatt sinnvoll beschäftigen.
Während die Umbaukosten für das Kleinstheim abgesichert sind und die laufende Finanzierung des Heimbetriebes vom Jugendamt der Stadtz Halle getragen wird, steht noch ein größerer Betrag für die Ausstattung des Heimes offen. Eine Küche, Kinderbetten, Wickelkommoden, Schreibtische, Geschirr und andere Einrichtungsstücke fehlen. Dafür bittet die Caritas um Geldspenden. „Der Wohlfahrtsverband kann auf keine vorhandenen Ausstattungsgegenstände zurückgreifen“, betont Kerstin Masur.
Mehr Infos zur Kinder- und Jugendhilfe der Caritas Halle unter: www.caritasverband-halle.de