BMX-Fahren BMX-Fahren: Blaue Flecken gehören dazu
Karlsruhe/dpa. - Bei Profi-Wettkämpfen oder auf Video sieht es meist ganz einfach aus: BMX-Fahrer vollführen Tricks in der Ebene und der Halfpipe, überwinden Hindernisse oder springen über Erdhügel - ohne sich dabei ernsthafte Blessuren zuzuziehen.
Doch wer sich selbst zum ersten Mal auf ein BMX-Bike wagt, landet oft auf der Nase. Neulinge brauchen Geduld und dürfen sich von Stürzen nicht entmutigen lassen. Umso wichtiger sind das richtige Rad und eine gute Schutzausrüstung. «Anfängern empfehle ich, sich erstmal ein BMX-Rad von jemandem auszuleihen, um herauszufinden, ob sie wirklich auf Dauer Spaß daran haben», sagt Eugen Kuksa. Der 16-Jährige aus Hannoversch Münden bei Göttingen ist selbst seit 2002 auf dem BMX-Bike unterwegs, zählt sich aber noch zu den Neulingen. Gleichgesinnten, die das erste eigene Gefährt kaufen wollen, rät er, sich in der Preisklasse um 200 Euro umzuschauen. «Damit kann man eigentlich alle Tricks machen. Später kann man sich dann ein besseres Bike holen.»
Auch Christian Hepp vom Hersteller KHE-Bikes in Karlsruhe rät Anfängern zu einem 200 bis 300 Euro teuren Rad. Dieses hat dann etwa ein um 360 Grad drehbares Vorderrad und «Pegs» - Stangen aus Metall, die an beiden Rädern die Achsen verlängern und auf die der Fahrer sich stellen kann. «So ein Bike ist zum Probieren und Starten ausreichend.» Nach und nach können dann auch einzelne Teile gegen höher wertigere und leichtere ausgetauscht werden.
Viele BMX-Fans starten mit «Flatland», einer von vier wichtigen Disziplinen. «Dabei wird auf einem flachen Platz ohne Hindernisse gefahren», sagt Daniel Weber, Redakteur bei der in Köln erscheinenden Zeitschrift «Freedombmx». Daneben gibt es laut Christian Hepp «Vert» beziehungsweise «Miniramp», «Dirtjump» und «Street». Bei ersterem wird in einer Halfpipe gefahren. «Dirtjump»-Biker springen über Erdhügel und vollführen im Flug Tricks. Bei «Street» geht es auf der Straße oder im Skatepark über Hindernisse, zum Beispiel Container.
«Flatlander» können etwa mit dem Trick «Manual» starten. Dabei wird laut Weber so lange wie möglich auf dem Hinterrad gefahren. «Das sieht einfacher aus, ist es aber gar nicht.» Später wird der «Manual» mit anderen Tricks kombiniert. «Ein wichtiger Trick ist der "Endo"», sagt Eugen Kuksa: Im Fahren wird die Vorderbremse so angezogen, dass sich das Hinterrad hebt. In dieser Position heißt es, möglichst lange zu verharren. Dabei darf nicht zu schnell angefahren werden. «Sonst passiert das, wovor alle Eltern warnen: Man überschlägt sich.»
Obwohl üble Stürze die Ausnahme sein dürften: BMX-Fahrer müssen damit rechnen, dass sie sich hin und wieder blaue Flecken zuziehen. Das gilt laut Weber nicht nur für Anfänger: «Selbst wenn man sicher fährt, fliegt man einfach mal auf die Schnauze.» Daher ist es wichtig zu lernen, sich möglichst schnell «vom Rad zu lösen». Schließlich tut ein Sturz, bei dem der Fahrer nicht nur auf dem Asphalt landet, sondern auch unter dem Bike begraben wird, besonders weh.
Daher ist gerade für Neulinge eine gute Schutzausrüstung das A und O. «Mindestens Schienbeinschoner, Handschuhe und ein Helm sollten es sein», empfiehlt Hepp. Anbieter wie das Unternehmen TSG haben vom TÜV geprüftes Material im Programm. «Hier ist man für etwa 80 Euro komplett eingedeckt.» Schienbeinschoner sind wegen der Stahlstifte wichtig, die zum besseren Halt in die Pedale eingeschraubt werden.
Auch ein Händchen fürs Schrauben und Basteln können BMX-Fahrer gebrauchen, schließlich sind verbogene Speichen oder platte Reifen keine Seltenheit: «Man sollte auf jeden Fall einen Schlauch flicken können. Die meisten Fahrer wechseln auch ihre Anbauteile selbst aus», sagt Hepp. Wie hoch der Verschleiß ist, hängt neben der Qualität der Teile und dem Fahrstil auch von der Pflege ab. «Regelmäßiges Reinigen, Fetten und Ölen ist essenziell.»
Das Anfänger-Stadium bereits weit hinter sich gelassen hat Daniel Fuhrmann aus Eberswalde in Brandenburg. Seit rund sechs Jahren fährt der 20-Jährige BMX, zählt heute zu den «Flatland»-Spezialisten und nimmt an den großen Wettkämpfen teil. «Man kann schon nach zwei bis drei Jahren vorne dabei sein, muss dafür aber teilweise schon sechs, sieben Stunden pro Tag trainieren», erzählt er.
Fuhrmann ist einer der 13 «World Team Riders» von KHE-Bikes - zusammen mit Fahrern aus den USA, Australien oder Südafrika. Mit dem großen Geld ist das Sponsoring allerdings nicht verbunden: «Ich kann noch nicht vom BMX-Fahren leben», sagt er. «Es gibt vor allem in den USA ein paar Fahrer, die einiges an Geld verdienen. In Deutschland gestaltet sich das ein wenig schwerer.»
Von einer Karriere als BMX-Profi sollten Einsteiger daher besser gar nicht erst träumen, rät Weber von «Freedombmx». Dafür haben sie auch dieses Jahr viele Gelegenheiten, die Könner zu bewundern: «Der wichtigste Wettbewerb werden die Deutschen Meisterschaften im Juli in Coburg sein.» Am letzten Juni-Wochenende messen sich BMXer aus vielen Ländern in Köln. «Immer wieder werden deutschlandweit auch kleinere Contests veranstaltet», sagt Christian Hepp. «Auch da geht es heftig zur Sache.»