Blumen Blumen: Kamelien - die edlen Blüher

Bonn/dpa. - Schuld war das milde Wetter im Dezember: In einigen Gegenden Deutschlands lassen sich derzeit blutrote Kamelien-Blüten blicken. Dort wo ein wenig Schnee liegt, bieten sie einen auffälligen Kontrast zur weißen Pracht - ein vergängliches Schauspiel. Denn sobald der Frost nachlässt, fällt die Blume zusammen. Doch zum Glück ist es die erste Blüte am Strauch, die anderen warten noch in ihrer schützenden Knospe.
Kamelien im Schnee, das geht gut, solange es sich um entsprechend harte Sorten handelt. Die 'Dr. Burnside' mit ihren roten Blüten gehört dazu, sie gilt als vergleichsweise frostverträglich. Aber es gibt noch härtere Pflanzen wie die 'Donation' und die 'Inspiration'. Diese haben sich schon bei minus 20 Grad bewährt. Als ähnlich unerschrocken haben sich die halbgefüllte, lebhaft rosa gefärbte 'Leonard Messel' sowie die 'Elegant Beauty' mit ihren großen anemonenförmigen Blüten erwiesen.
Absolut winterharte Kamelien sind sie allerdings auch nicht. In Regionen mit regelmäßigem, hartem, lang andauerndem Frost hat keine von ihnen im Freien eine Chance. Nicht nur die Kälte setzt ihnen dort zu. Viel schlimmer sind die Trockenschäden, wenn kalte Luft und scharfer Wind die Blätter austrocknen und die Wurzeln aus dem hart gefrorenen Boden keine Feuchtigkeit ziehen können. Doch dort, wo Weinbauklima herrscht oder die Nordsee für mildfeuchte Winter sorgt, kann man es wagen, die Kostbarkeiten nach draußen zu pflanzen.
Der geeignete Kamelien-Standort ist hell, vor direkter Sonne und vor Wind geschützt. Vor allem der Morgensonne sollten die immergrünen Blätter in den Wintermonaten nicht ausgesetzt werden. Da die tiefste Temperatur unmittelbar nach Sonnenaufgang herrscht, verstärkt volle Morgensonne den Kontrast zwischen nächtlichem Frost und warmen Tagestemperaturen besonders. Dagegen ist ein Standort im Mauerschatten oder im lichten Baumschatten günstig. Bei gleichmäßiger Bodenfeuchte und hoher Luftfeuchtigkeit herrschen dort ideale Wachstumsbedingungen.
Manche Kamelien-Sorten dürfen nach dem Kauf nicht gleich in den Garten gesetzt werden. Dazu gehört zum Beispiel die 'Chandleri Elegans'. Die Pflanze mit den großen rosa-weiß gefleckten Blüten übersteht den plötzlichen Wechsel an die frische Luft nicht. Bis der Winter vorüber ist, erfreut sich der Blumenfreund im kühlen Zimmer an ihrer Pracht. Erst dann kommen sie an den vorgesehenen Platz im Garten, der mit humusreicher, torfiger Erde vorbereitet werden muss.
Bei schwerer Erde sorgt eine Drainageschicht beispielsweise aus Kies unter der Pflanze dafür, dass überschüssiges Wasser rasch abzieht. So vorbereitet können sie richtig einwurzeln und sind stark genug, den nächsten Winter zu überstehen. Eine dicke Laubpackung sollte dann die Wurzeln schützen. Zusätzlich bietet eine Zeltkonstruktion aus Stangen, rund um den Strauch gesteckt und mit einer Strohmatte umwickelt, Schutz vor tieferen Temperaturen. Folie eignet sich dagegen nicht, unter ihr bildet sich Kondenswasser, das Pilzbefall fördert.
Bei der ebenfalls rot blühenden 'Lady Campbell', die sehr häufig in Gartencentern und Blumengeschäften angeboten wird, sollte man das Auspflanzen nicht probieren. Sie verträgt Frost genauso wenig wie etwa die rosa 'California'.
Kamelien in Topf und Kübel haben alle eines gemeinsam - sie mögen Trockenheit überhaupt nicht. Rieseln der Knospen zeigt deutlich, dass Boden und Luft nicht feucht genug sind. Im Sommer ist ein schattiger Platz im Freien ideal. In der winterlichen Blütezeit lieben sie es kühl und hell, aber frostfrei und ohne pralle Sonne. Das wenig geheizte Schlafzimmer oder Treppenhaus kann ein genauso guter Kamelienstandort sein wie der kühle Glasanbau oder der Wintergarten. Fühlen sie sich dort wohl, setzt bald nach der Blüte kräftiges Wachstum ein.
Beim Umtopfen sollten die Kamelien in leicht saure Erde gesetzt werden, die auch für Rhododendren und Azaleen geeignet ist. Ein Rhododendrondünger liefert die nötigen Nährstoffe. Dabei ist Sparsamkeit angebracht, denn Kamelien sind salzempfindlich. Die Hälfte, bei kleinen Töpfen sogar ein Viertel der für Rhododendren angegebenen Menge reicht aus, damit sie sich immer schöner entwickelt.
Die bekannteste Kamelie Deutschlands gedeiht in Pillnitz bei Dresden - seit mehr als 200 Jahren. Sie ist neun Meter hoch und misst elf Meter im Durchmesser. Von einem Steg aus können Besucher einen Blick auf das Meer aus rund 35 000 roten Blüten werfen. Seit einiger Zeit werden von der Pillnitz-Kamelie Stecklinge angeboten. Auf diese Weise lassen sich ein wenig die Sehnsüchte stillen, die angesichts der blühenden Berühmheit bei manchem Blumenfreund aufkommen.