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  5. Blaukrabbe an Usedoms Ostseeküste gefunden: Welche invasiven Arten gibt es in Deutschland und Sachsen-Anhalt?

Invasive Arten Blaukrabbe auf Usedom gefunden - Warum der Fund des 20-Zentimeter-Tieres eine Sensation ist

Ein Spaziergänger hat auf Usedom eine Blaukrabbe gefunden. Laut Expertin handelt es sich bei der Krabbe um die erste ihrer Art in der südlichen Ostsee. Was das Tier besonders macht und welche invasive Arten es noch in Deutschland gibt.

Aktualisiert: 03.05.2023, 13:00
Blaukrabben sind in Deutschland nicht heimisch. Sie stammen eigentlich von der amerikanischen Ostküste.
Blaukrabben sind in Deutschland nicht heimisch. Sie stammen eigentlich von der amerikanischen Ostküste. Symbolfoto: dpa | Ingo Wagner

Usedom/dpa//DUR/acs - An der Osteseeküste von Mecklenburg-Vorpommern wurde eine Blaukrabbe gefunden. Ein Spaziergänger entdeckte das tote Tier am Strand nahe der seebrücke von Ahlbeck. Da er an der Färbung gleich erkannte, dass es sich dabei um eine besondere Krabbe handeln muss, verständigte der Mann das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund. Die Experten vor Ort bestätigten den außergewöhnlichen Fund.

Es handle sich um eine Blaukrabbe, „die hier bisher noch nie gefunden worden ist“, sagt Ines Martin vom Deutschen Meeresmuseum der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist schon wirklich eine Sensation.“

Vor Usedom in der Ostsee gefunden: Was ist an der Blaukrabbe besonders?

Im Vergleich zu heimischen Krabben ist die Blaukrabbe mit mehr als 20 Zentimetern Breite ungewöhnlich groß. Männchen werden dabei größer als Weibchen. Auch die auffallende Verfärbung der Krabbe ist ungewöhnich: Der Rückenpanzer weist eine dunkelbraune, gräuliche, grünliche oder bläulich-grüne Färbung auf und besitzt auf jeder Seite orangefarbene Stacheln oder Dornen mit einer Breite von bis zu acht Zentimetern.

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Die unteren Beine und der Bauch der Krabbe sind weißlich gefärbt. Die Scheren weisen je nach Geschlecht unterschiedliche Farbschattierungen auf. Die Scherenspitzen der Männchen sind bläulich und die der Weibchen rötlich gefärbt.

Die ursprüngliche Heimat der Blaukrabbe ist die Atlantikküste von Nordamerika und Südamerika. Mittlerweile ist sie auch in japanischen Gewässern, der Ostsee, der Nordsee, dem Mittelmeer, der Adria und im Schwarzen Meer anzutreffen. Wahrscheinlich ist die Krabbe mit Ballastwasser eingeschleppt worden. In Europa wurde die Krabbe erstmals 1901 in Frankreich gesichtet.

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Nach Aussage von Ines Martin vom Deutschen Meeresmuseum ist die Krabbe für die Fischerei sehr interessant. „Vor allem das Muskelfleisch in den Gliedmaßen gilt als Delikatesse“, erklärt die Biologin gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Eingeschleppte Tiere und Pflanzen: Invasive Arten in Deutschland

Die Blaukrabbe gilt als Neozon. Sie wird demnach zu den invasiven Tierarten gezählt. In der „Unionsliste“ invasiver Arten benennt die EU Tier- und Pflanzenarten, die mit ihrer Ausbreitung Lebensräume, Arten oder Ökosysteme beeinträchtigen und daher der biologischen Vielfalt schaden können. Sie wurde 2022 von 66 auf 88 Arten erweitert.

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Zu den in Deutschland etablierten invasiven Tierarten gehört in der Familie der Krebstiere unter anderem die Chinesische Wollhandkrabbe, der Signalkrebs und der Marmorkrebs. Doch auch bekannte Tiere wie der Marderhund, das Nutria, der Waschbär oder der Bisam zählen zu den invasiven Tierarten, die in Deutschland mittlerweile verbreitet sind. 

Was tun, wenn man ein Tier findet?

Tierfunde sind alltäglich. Doch nicht jeder Mensch weiß, wie er sich in einer solchen Situation richtig zu verhalten hat. Der NABU rät, zunächst klarzustellen, um welche Art von Tier es sich handelt und in welcher Situation sich das Tier befindet - also ob es verletzt oder verwirrt ist, oder ob es sich einfach ausruht oder schläft.

Bei einer Sichtung von Fuchs, Waschbär, Marder, Wildschwein und Co. kann sich jederzeit an eine Wildtierberatung gewendet werden. Auch der Naturschutzbund bietet eine solche Beratungsstelle an.

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Für Igel und Eichhörnchen engagieren sich ausschließlich Privatpersonen. In Berlin beispielsweise gibt es die Eichhörnchenhilfe (0172/ 355 33 14). Der Arbeitskreis Igelschutz Berlin e.V. informiert hingegen bei Igeln  (030) 4049251. Am besten schaut man im Internet, welche Hilfsstellen es in nächster Nähe gibt.

Wer einen Vogel findet, bei dem es sich um ein verletzes älteres Tier handelt, kann ihn zum nächstgelegenen Tierazt bringen. Jungtiere hingegen brauchen in der Regel keine Hilfe. Wie der NABU erklärt, ist es normal, wenn ab April auf dem Boden tapsige Vogelkinder rumhüpfen. Die Tiere befinden sich in der sogenannten "Ästlingsphase". Dann verlassen sie, meist noch flugunfähig, das Nest und erkunden die Umgebung. In dieser Zeit kümmern sich die Eltern weiter um ihre Jungen.

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Wer ein Tier findet, welches er nicht kennt, oder das ihm fremd oder gefährlich erscheint, sollte sich ihm am besten erst einmal nicht nähern. Beratungsstellen oder spezielle Einrichtungen, wie im Fall der Blaukrabbe das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund, können in solchen Fällen weiter helfen.

Außergewöhnliche Funde auf Usedom - Auf der Suche nach Bernstein

Für naturbegeisterte Spaziergänger gibt es auf Usedom neben Muscheln und angespülten Tieren und Pflanzen auch noch etwas anderes zu finden. Man nennt es das "Gold des Meeres"; oder auch Bernstein.

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Die beste Zeit, um Bernstein auf Usedom zu finden, ist der Winter. Dann beträgt die Wassertemperatur um die 4 Grad Celsius. Wenn dann noch auflandiger Wind die Wellen an den Strand peitscht, ist die Chance, Berstein zu finden, besonders hoch.

Natürlich kann man auch zu jeder anderen Jahreszeit Bernstein finden. Im Winter ist das Vorkommen jedoch am größten.

Vorsicht bei der Bernstein-Suche - Verwechslungsgefahr mit giftigem Phosphor

Bei der Bernsteinsuche ist jedoch Vorsicht geboten. Denn das "Gold des Meeres" kann schnell mit Phosphor verwechselt werden. Diese gefährliche Chemikalie wird neben Bernstein ebenfalls vermehrt an den Strand gespült und ist eine Altlast aus dem Zweiten Weltkrieg. 

Phosphor sieht Bernstein täuschend ähnlich. Vor allem die Ostseeküste im Osten Mecklenburg-Vorpommerns und der Norden der Insel Usedom ist Schwerpunkt für Phosphorfunde.

Da sich Phosphor in trockenem Zustand und bei Erwärmung entzünden kann, sollte unbedingt vermieden werden, die Fundstücke in die Hosentasche zu stecken. Ratsamer ist es daher, sie in einem Metall- oder Glasbehälter zu transportieren. Sicher ist sicher.

In Mecklenburg-Vorpommern stehen an den Zugängen zu besonders gefährdeten Küstenabschnitten auch Warnhinweise. Die Freude am Suchen, Sammeln und Finden von Bernstein sollte durch die Gefahr von Phosphor also nicht verdorben werden.