Bilder im Kopf Bilder im Kopf: Der Traum von der Weltreise oder dem Klavier

Bad Salzuflen/Hamburg/dpa. - «Viele Träume werden nicht verwirklicht, weil es keine konkreten Vorstellungen davon gibt», sagt Dieter Ückermann, Coach und Autor aus Bad Salzuflen (Nordrhein-Westfalen). «Wenn jemand seine Träume so lange mit sich herumträgt, dann vielleicht nur, um sie nicht erfüllen zu müssen», vermutet Frank Piekara, Psychologe in Erding. Die Idee, insgeheim ein toller Maler zu sein, gebe dem einen oder anderen vielleicht ein gutes Gefühl.
Thomas Diesbrock, Diplompsychologe und «Lebenscoach» aus Hamburg, verdächtigt noch andere Übeltäter, die der Realisierung der Träume im Wege stehen: «Introjekte» nennen Psychologen scheinbar unbedeutende Sätze, die unbewusst wirken und als innere Stimmen das Handeln steuern. «Ich kann keine Auszeit für ein Buchprojekt nehmen, weil sich das im Lebenslauf nicht gut macht» ist ein Beispiel dafür, oder auch: «Die brotlose Kunst kann mich nicht ernähren.»
Mit dem Bewusstsein dieser Hindernisse kann das Vorhaben aber auch Jahre später endlich gelingen. Die erste Voraussetzung, so Diesbrock: «Seinen Traum ernst nehmen». Gedanklich in die Situation versetzt, wie man als alter Mensch sein Leben rückblickend betrachtet, wird man sich dessen bewusst, was wirklich im Leben Bedeutung hat. «Das ist in der Regel nicht der Job», sagt Diesbrock.
Eine weitere Voraussetzung: realistisch sein. «Viele Ziele werden nicht erreicht, weil sie zu hoch gesteckt sind», erklärt Ückermann. Sind die Vorleistungen im Kopf geschehen, wird der Traum zum Projekt. Diesbrock empfiehlt ein regelmäßig geführtes Projekttagebuch. «Damit wird der Traum zur Gewohnheit und gelangt in den Alltag.»
Struktur erhält das Projekt durch einen Mentor. «Das kann ein Freund sein, den man bittet, einmal im Monat beim Bier über sein Vorhaben zu sprechen, der Feedback gibt und erste Ergebnisse einsieht», empfiehlt Diesbrock.
Doch was, wenn man erkennen muss, dass das Talent vielleicht doch nicht so groß ist, wie erhofft? «Die eigene Arbeit kann man in der Regel nicht objektiv beurteilen», sagt Ückermann. Dann hilft der Blick von außen - von einem Lehrer oder von Freunden. Zudem ist Talent nicht immer notwendig. «Wer ein Buch schreiben will, um seine Vergangenheit aufzuarbeiten, braucht kein Talent. Wer einen Bestseller verfassen will, hingegen schon», sagt Ückermann.
Doch nicht jeder Traum muss unbedingt erfüllt werden. Der heimliche Schriftsteller, der noch keine Seite geschrieben hat, fühlt sich vielleicht wohl mit der Illusion. Andere Träume tun einfach gut. Wie der von der großen Weltreise oder dem Aussteigerleben auf Gomera. Träume wie diese haben einen «Dampfkochtopfeffekt», so Diesbrock: «Sie lassen Dampf ab und vermindern ein wenig den täglichen Stress.»