1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Beziehung: Beziehung: Das große Schweigen

Beziehung Beziehung: Das große Schweigen

Von Bettina Levecke 22.02.2008, 17:55

Hamburg/Köln/dpa. - Sie möchten reden, sich mit ihrem Partner austauschen - doch der antwortet nur knapp oder wird zum stillen Zuhörer. Damit die Beziehung auf Dauer keinen Knacks bekommt, sind beide gefragt: Sie sollte klar sagen, wenn sie reden möchte, und er darf sich nicht immer verschließen.

"Liebling, jetzt sag' du doch mal was dazu", fordert die Frau ihren Mann auf. Doch der murmelt "Mmmh", lehnt sich zurück und schweigt. "Er spricht nicht mehr mit mir" - eine Klage, die Henning und Claudia Matthaei, Eheberater aus Hamburg, schon von vielen Frauen gehört haben. "Wenn man nachfragt, wie lange die Sprachlosigkeit anhält, gibt es erschreckende Antworten. Bisweilen geht es um Jahrzehnte."

Eine einseitige Kommunikation prägt viele Beziehungen, weiß auch Günther Bergmann, Diplom-Psychologe bei der Katholischen Ehe-, Familien-, und Lebensberatungsstelle in Köln: "Nach der großen Verliebtheit ebbt im Laufe der Jahre die Bereitschaft zu intensiven Gesprächen ab." Ein weit verbreitetes Phänomen, trotz wissenschaftlichem Gegenbeweis: Laut einer Studie der University of Arizona sprechen Männer fast genauso viel wie Frauen. Zwei bis zehn Tage lang zeichneten die US-Wissenschaftler jedes Wort der Probanden auf. Die Männer kamen im Durchschnitt auf 15 696 Wörter, lediglich 500 Wörter weniger als die Frauen. Doch wann reden Männer diese ganzen Wörter, mag sich so manche Frau fragen. "Männer können reden wie ein Buch, wenn es um den Beruf, die Hobbys oder die Wirtschaftslage geht", erklärt Monika Barth, Kommunikationstrainerin aus Worms. Doch Frauen möchten mit ihrem Partner nicht nur über Sport und Finanzstrategien sprechen. "Frauen sind sehr beziehungsbezogen und wollen sich über ihre Gefühle austauschen, dazu sind viele Männer nicht in der Lage", sagt Bergmann. Für Frauen ist es eine große Erleichterung, sich die eigenen Probleme von der Seele zu reden - auch ohne eine Lösung zu finden.

Männer hingegen machen ihre Probleme eher mit sich selbst aus und thematisieren diese nur ungern. Die Gründe hierfür sieht Monika Barth in gesellschaftlichen Werten: "Auch heute steckt noch in vielen Köpfen, dass Männer, die über Gefühle reden, schwach sind."

Damit die Beziehung nicht im Schweigen endet, sei die erste Regel, offen über die eigenen Bedürfnisse zu sprechen, sagt Bergmann. Wenig hilfreich sei es, Männer mit Aussagen, wie "Du musst mit mir reden!" unter Druck zu setzen, warnt Barth. "So bauen Männer eine innere Abwehrhaltung auf." Weiter kämen Frauen mit einem Satz wie: "Schatz, mich beschäftigt etwas, und deine Meinung ist mir wichtig."

"Wer nicht miteinander spricht, hat auch keinen Streit. Diese Unlösung ist häufig zuerst für die Frau unerträglich. Doch kommt sie einer gefühlten Trennung recht nahe", beschreiben es die Hamburger Eheberater. Paare, die es aus eigener Kraft nicht schaffen, an den Kern des Problems zu gelangen, sollten sich professionelle Hilfe suchen.