Bekleidung Bekleidung: Mit dem Maßband für eine wirklichkeitsnahe Konfektionsgröße

Gießen/dpa. - Viele Frauen kennen das: Sitzt die Hose an denOberschenkeln perfekt, kneift sie in der Taille. Schmiegt sie sichwie eine zweite Haut an die Rundungen der Hüfte an, schlabbert sieunten. Damit soll nach dem Projekt «Size Germany» Schluss sein: Durchdie Vermessung von 12 000 Frauen, Männern und Kindern in ganzDeutschland sollen die Konfektionsgrößen an die Wirklichkeitangepasst werden.
Als erster Standort in Hessen nimmt die Universität Gießen an derReihenmessung teil. In den Räumen der Professur für Prozesstechnik inLebensmittel- und Dienstleistungsbetrieben steht eins der vierLasergeräte, die seit September 2007 durch Deutschland wandern. DieMessung an der Universität Gießen läuft noch bis zum 21. Dezember.Zurzeit wird außerdem in Bonn (Nordrhein-Westfalen), Kaiserslautern(Rheinland-Pfalz) und Bönnigheim (Baden-Württemberg) Maß genommen.Danach wandern die Lasergeräte nach Dresden und Ravensburg. Bis Ende2008 soll das Projekt abgeschlossen sein.
Bei der Vermessung wird eine Laserlinie auf den Körper projiziert.Von oben nach unten erfasst sie die Körperform. Mithilfe von achtDigitalkameras wird die Form aufgenommen und am Computer ein«digitaler Zwilling» des Probanden erstellt. Dazu müssen sich dieTeilnehmer bis auf die Unterwäsche ausziehen. Nach der Messungerfahren die Probanden, welche Konfektionsgröße sie haben.
«Am schwierigsten ist es für mich, eine gut sitzende Hose zufinden», sagt Deborah Peine. Die Psychologie-Studentin im fünftenSemester macht bei der Messung mit, weil sie hofft, dass sie danachspäter beim Einkaufen leichter passende Kleidungsstücke findet. Invier verschiedenen Körperhaltungen wird sie gemessen. Ihr Gewicht undihre Körpergröße werden nicht von dem Lasergerät erfasst, die müssenmit Maßband und Waage ermittelt werden. Eine Vermessung dauertungefähr zehn Sekunden. Danach muss Deborah Peine am Computer nocheinen Fragebogen ausfüllen. Dabei wird abgefragt, welcheKonfektionsgrößen sie bisher gekauft hat.
Verantwortlich für Projekt sind das Hohensteiner Institut und dieFirma Human Solutions. «In den Industrieländern werden die Menschenimmer größer. Nun wollen wir feststellen, wie ihre Figur sichverändert», sagte der Ingenieur Martin Rupp, der bei den HohensteinerInstituten das Projekt leitet.
Die Hohensteiner Institute messen schon seit 50 Jahren im Auftragvon Bekleidungsindustrie und Automobilindustrie. Die letzteReihenmessung bei Frauen hat im Jahr 2000 im Auftrag derMiederwarenindustrie stattgefunden. «Dabei haben wir festgestellt,dass 50 Prozent der Frauen die falsche BH-Größe tragen», sagte Rupp.
Die letzte Vermessung von Männern liegt schon länger zurück. DieVeränderung ihrer Körpermaße wurde seit den 70er Jahren nicht mehrüberprüft. «Da erwarten wir große Überraschungen», sagte derIngenieur. Denn damals wurde noch per Hand mit dem Maßband gemessen.«Das Lasergerät ist viel genauer.»