Begehrt: Schneeglöckchen unter dem Hammer
Bonn/dpa. - Der Auktionator schwingt den Hammer. Freudestrahlend springt die Bieterin auf und eilt nach vorn, um ihr soeben ersteigertes Schneeglöckchen in Empfang zu nehmen. Aber warum bezahlte sie dafür so viel Geld?
Für die Teilnehmer der Galanthus-Gala - einem der großen Schneeglöckchen-Events in England - ist der Preis nicht außergewöhnlich. 'E.A. Bowles' ist ein perfekt pokuliformes Schneeglöckchen, bei dem die drei inneren Blütenblätter genauso geformt sind wie die drei äußeren. Es besitzt also kein weiß-grünes Krönchen in der Mitte, sondern öffnet Blüten aus sechs gleich großen schneeweißen Blütenblättern. Sorten mit derart gleichmäßigen Blüten sind rar. Entsprechend hoch ist der Preis. Schneeglöckchen-Liebhaber, sogenannte Galanthophile, zahlen ihn ohne zu zögern.
Auch in Deutschland hat die Jagd nach den kleinen Schönheiten begonnen, und immer mehr Gärten hüten kostbare Sorten. Mit 5 bis 20 Euro sind die meisten zum Glück deutlich erschwinglicher als 'E. A. Bowles'. Längst nicht alle stammen vom normalen Garten-Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) ab.
Auch Galanthus plicatus, Galanthus atkinisii oder Galanthus rizehensis tragen zur Sortenfülle bei. Einige Schneeglöckchenfreunde sprechen von rund 1000 Sorten. Etwas nüchterne Kenner lassen nur die Hälfte als echte Sorten gelten. Aber auch das sind noch mehr als genug Varianten der - je nach Sichtweise - 15 bis 20 Arten.
Die gefüllten Blüten fallen dem Schneeglöckchen-Laien als erstes auf. Wie ein dichtes Kissen sitzt das doppelte, drei- oder mehrfache Krönchen zwischen den äußeren Blütenblättern. Die Glöckchen von 'Ailwyn' zeigen das in besonders perfekter Form. Ungewohnt üppig wirkt auch 'Mrs. Tompson', die innen und außen je fünf Blütenblättchen besitzt statt der üblichen zwei mal drei.
Begehrt sind Schneeglöckchen mit gelber Zeichnung. 'Primrose Warburg' und 'Blonde Inge' gehören dazu. Ihr Ovarium, also der rundliche Knopf über der Blüte, ist sattgelb genauso wie die Zeichnung auf den Blütenblättern. Für die Spezialisten hört die Variationsbreite damit noch lange nicht auf. Sie achten auch auf zwei Blüten an einem Stiel, auf besonders lange Blütenstiele, besonders große oder besonders kleine Blüten, Blattfarbe und Form.
Dazu kommt die lange Blütezeit. Galanthus reginae-olgae eröffnet den Blütenreigen im Herbst. Je nach Witterung setzen frühe Sorten wie 'Ding Dong' ihn im Januar fort. Im Februar erlebt die Schneeglöckchenblüte ihren Höhepunkt und ebbt dann langsam ab bis 'April Fool' sein Glöckchen als letztes Anfang April läutet.
All diese Sorten lassen sich als ruhende Zwiebel nicht unterscheiden. Daher kaufen Galanthus-Liebhaber ihre Pflanzen nur grün und blühend. Schneeglöckchen verkraften das Umpflanzen in diesem Zustand ohne weiteres, solange die Wurzeln nicht beschädigt werden. Wer keinen Wert auf besondere Sorten legt, kann auch im Spätsommer oder Frühherbst pflanzen. Nur die im Spätherbst zusammen mit anderen Frühlingsblühern angebotenen Zwiebeln sind oft bereits stark geschrumpft und wachsen nicht mehr richtig.
Schneeglöckchen brauchen sorgfältig gelockerte, humusreiche Erde, mit ausreichender Bodenfeuchte, aber sehr gutem Wasserabzug. Gern stehen sie im lichten Schatten unter laubabwerfenden Bäumen oder Sträuchern, die die Wintersonne durchlassen.
Informationen: Schneeglöckchen-Events in Deutschland: «Schneeglöckchentage 2010» im Oirlicher Blumengarten vom 27. bis 28. Februar 2010 jeweils von 10 Uhr bis 17 Uhr, Oirlich 9, 41334 Nettetal («oirlicher-blumengarten.de»); «Garten in den Wiesen» bei Cottbus («garten-in-den-wiesen.de»); Termine in Großbritannien, den Niederlanden oder Belgien unter «gartenlinksammlung.de».
«Schneeglöckchentage 2010»: www.oirlicher-blumengarten.de
«Garten in den Wiesen»: www.garten-in-den-wiesen.de
Gartentermine in Europa: www.gartenlinksammlung.de