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Baumängel Baumängel: Typische Probleme von Hausjahrgängen

Von Carina Frey 07.08.2006, 10:40
Aussagekräftige Zahl: Bereits das Baujahr kann bei Bestandsimmobilien Aufschluss über den anstehenden Sanierungsaufwand geben. (Foto: dpa)
Aussagekräftige Zahl: Bereits das Baujahr kann bei Bestandsimmobilien Aufschluss über den anstehenden Sanierungsaufwand geben. (Foto: dpa) Felix Rehwald

Freiburg/dpa. - Während bei Häusern, die bis in die fünfzigerJahre errichtet wurden, vor allem bauliche Mängel zu finden sind,können in Gebäuden aus den sechziger bis achtziger Jahren Wohngiftestecken. Doch auch bei Neubauten gibt es Probleme: «Wir beobachten,dass die Bauqualität wieder sinkt», sagt Peter Burk vom InstitutBauen und Wohnen in Freiburg.

Ob ein Altbau saniert werden muss, kann nur ein Sachverständigervor Ort klären. Denn selbst in den Jahren des Mangels können solideHäuser errichtet worden sein. «Man kann nicht sagen, dass Gebäude auseiner bestimmten Zeit generell schlechter sind», sagt Ulrich Zink,Vorsitzender des Bundesarbeitskreises Altbauerneuerung in Berlin.«Aber bestimmte Bauepochen haben typische Mängel.»

Ein grundlegendes Problem aller Hausjahrgänge sindFeuchtigkeitsschäden. «Sie treten bei fast allen Häusern auf», sagtWinfried Haas, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständigeraus Eschborn bei Frankfurt/Main. Das Wasser dringt über undichteKeller, Dächer und Balkone oder defekte Leitungen ein.

Häuser aus der Zeit der Jahrhundertwende bis zu den zwanzigerJahren zeichnen sich nach Angaben der Experten durch eine guteBausubstanz aus. «Die wurden solide gebaut», sagt Haas. Dafür sindRohre, Heizungsanlagen und Elektroinstallationen oft völlig veraltetund zum Teil defekt. Wärmedämmung und Schallisolierung fehlengänzlich. Die Keller sind unzureichend abgedichtet, schreibt Burk imRatgeber «Kauf eines gebrauchten Hauses». Diese Probleme finden sichauch bei den Hausjahrgängen bis Ende der fünfziger Jahre.

Die dreißiger und vierziger Jahre sind vom Mangel gekennzeichnet.«Vor und nach dem Krieg fehlte es an Materialien», erläutert Zink. Inder Folge wurde sparsam und mit schlechten Werkstoffen gebaut. Dabeispielsweise kaum Holz zur Verfügung gestanden habe, wurde Sommer-statt Winterholz verwendet. Das sei jedoch stärker von Schädlingenbefallen. Wegen der einfachen Bauweise rät Zink, bei Häusern ausdieser Zeit die Statik zu untersuchen. «Es sollte zum Beispielgeprüft werden, ob der Dachstuhl noch trägt.»

Erst Mitte der fünfziger Jahre gab es wieder mehr Materialien. Dieersten Zentralheizungen entstanden, Schalldämmung fand erstmalsBerücksichtigung, erläutert Burk. Allerdings begann in dieser Zeitauch der Einsatz von teerhaltigen Baustoffen, Holzschutzmitteln,Asbest und Mineralwolle mit kleinen Fasern, die in die Lungeeindringen können. Bäder wurden mit ölhaltigen Farben gestrichen.«Die fünfziger Jahre sind schwierig, da bauphysikalische undbauchemische Probleme zusammenkommen», sagt Burk.

Diese Schadstoffe wurden zum Teil noch bis in die achtziger Jahrehinein verwendet. Hinzu kamen formaldehydhaltige Holzschutzmittel.Einen kritischen Blick sollten Interessenten auf Häuser inOstdeutschland werfen: «Während der DDR-Zeit wurden fast alleDachstühle mit teerhaltigen, sehr giftigen Holzschutzmitteln gebaut,die zum Teil durch die Decken liefen», warnt Zink.

In den sechziger Jahren verbesserte sich die Bauphysik. Es wurdebegonnen, Keller aus Beton zu bauen und Drainagen zu legen, erklärtBurk. Bei Neubauten spielten Wärmedämmung, Schallschutz und dietechnische Ausrüstung eine größere Rolle. «Aus heutiger Sicht ist dieDämmung jedoch unzureichend.»

In den siebziger Jahren begann der vermehrte Einsatz von Beton,der neue Probleme mit sich brachte. «Es entstanden Wärmebrücken undin der Folge große Bauschäden», erläutert Zink. Im Zuge der achtzigerJahre fanden Bauphysik und Haustechnik immer größere Beachtung.Wärmedämmung und Schallschutz spielen seither beim Bau eine wichtigeRolle. Doch lasse die technische Umsetzung zum Teil zu wünschenübrig, sagt Zink. Bei modernen Häusern sei zum Beispiel häufig dieLüftung nicht geregelt. Die Folge sind Feuchtigkeitsschäden.

Wer sich für ein Haus interessiert, sollte klären, ob und wannzwischenzeitlich saniert wurde, rät Burk. «Wurde ein Altbau aus denzwanziger Jahren in den Fünfzigern umgebaut, hat er möglicherweiseähnliche Probleme wie Neubauten aus der Zeit.»

Literatur: Peter Burk u.a.: «Kauf eines gebrauchten Hauses»,Stiftung Warentest, ISBN 3-9381-7405-6, 9,80 Euro.