Wankelmotor Wankelmotor: Einsatz heute nur noch in Fahrzeugen von Mazda

Neckarsulm/Leverkusen/dpa. - Zeitweise allerdings schien es gar nicht selbstverständlich,dass das Prinzip des Hubkolbenmotors auf unabsehbare Zeit das einzigebleiben würde. Vor 50 Jahren tauchte mit dem Wankelmotor einKonkurrent auf. Wenngleich es still um ihn geworden ist, wird dochfast unbemerkt von der Öffentlichkeit immer noch an seiner Zukunftgearbeitet.
Man schrieb das Jahr 1957, als beim Autohersteller NSU inNeckarsulm - der später mit Audi fusionierte - das als Wankelmotorberühmt geworden Motorenprinzip seine ersten Prüfstandsläufeabsolvierte. Erfunden hatte diesen speziellen RotationskolbenmotorFelix Wankel, ein Mann, der eher als Tüftler denn als reinerWissenschaftler galt. Der 1902 geborene gelernte Verlagskaufmann sollschon 1924 erste Überlegungen angestellt haben, einen Motor zu bauen,der ohne die vielen sich hin und her bewegenden Teile auskommt.
Als dann viele Jahre später der Wankelmotor wirklich seine erstenPrüfungen überstanden hatte, lasen sich die Vorzüge denn auchvielversprechend. Der Motor hat vergleichsweise wenige beweglicheTeile, er ist recht kompakt und braucht daher auch nur wenig Platz ineinem Motorraum. Außerdem kommt er ohne Dinge wie Ventile undNockenwellen aus. Das Prinzip des drehenden Kolbens sorgt auch dafür,dass der Wankelmotor wesentlich weicher und mit weniger Vibrationenläuft als ein herkömmlicher Motor, in dem sich die Kolben ständig vonoben nach unten bewegen.
Im Prinzip arbeitet auch der Wankelmotor nach dem bekanntenViertaktprinzip. Allerdings sieht die Technik an sich völlig andersaus: Im Inneren findet sich beim Rotationskolbenmotor ein dreieckiggeformter Kolben, der hier auch Rotor oder Läufer genannt wird, heißtes bei Mazda in Leverkusen. Die japanische Marke baut heute alseinzige noch Fahrzeuge mit Wankelmotoren. Der Kolben rotiert in einemovalen Gehäuse, seine drei Ecken liegen ständig an der Gehäusewandan. Dieser Kontakt bedeutet aber auch, dass es dazwischen Hohlräumegibt. In ihnen können - vereinfacht gesagt - die einzelnenArbeitstakte stattfinden.
Weil sich die grundlegenden Eigenschaften des Wankelmotors so gutanhörten, ging dann auch nach den ersten Prüfstandsläufen alles rechtschnell. Im Jahr 1964 brachte NSU laut Audi in Ingolstadt das ersteSerienfahrzeug mit Wankelantrieb auf den Markt, den Wankel Spider.1967 folgte dann das eigentliche Highlight der Wankel-Ära mit demtechnisch wie optisch modernen NSU Ro 80.
Zu dieser Zeit hatte bereits so etwas wie eine Wankel-Hysterieeingesetzt - Hersteller aus aller Welt besorgten sich Lizenzen zumBau von Wankelmotoren. Dazu zählten Mazda ebenso wie Mercedes-Benzund Ford oder auch Porsche. Immer wieder tauchten Serienfahrzeugesowie sehenswerte Studien mit Wankelmotor auf. Berühmt geworden istdabei vor allem der C 111 von Mercedes - ein Supersportwagen, derzeigen sollte, was in dem Wankelmotor steckt. Das waren in diesemFall immerhin 280 PS, die eine Höchstgeschwindigkeit von 260Stundenkilometern erlaubten.
Zu einem Serienmodell wurde dieser Sportwagen wie so viele andereWankel-Versuchfahrzeuge jedoch nicht: «1971 läuft dieWankel-Entwicklung wegen der grundsätzlichen, auch bis heute vonniemandem gelösten technischen Probleme aus», heißt es beiDaimlerChrysler in Stuttgart. Denn neben seinen viele theoretischenund praktischen Vorzügen bietet der Wankelmotor auch einigeärgerliche Nachteile. Die lassen sich vor allem unter dem Oberbegriffdes schlechten «thermodynamischen Wirkungsgrades» zusammenfassen.
Was das bedeutet, erläutert der Automobilforscher Prof. FerdinandDudenhöffer vom Prognoseinstitut B&D Forecast in Leverkusen: «DerWankelmotor hat in der Theorie gute Eigenschaften - in der Praxis hater jedoch einen Treibstoffverbrauch, der nicht mehr in unsere Zeitpasst.» Mit einer Renaissance des Wankels rechnet Dudenhöffer nicht.
Und doch gibt es Techniker die weiter an den Wankel glauben - vorallem in Hinblick auf aktuelle Techniken wie Hybrid- oderWasserstoffantrieb. So hat Mazda Anfang 2006 das Modell RX-8 in Japanin kleiner Stückzahl mit einem Kreiskolbenmotor auf die Straßengebracht, der sowohl Benzin als auch Wasserstoff nutzen kann. Geradein Hinblick auf den Wasserstoff biete der Kreiskolben mit seinenräumlich getrennten Bereichen für die Einlass-, Verbrennungs- undAuslasstakt beste Voraussetzungen.
Auch in Deutschland wird weiter am Wankel gearbeitet - vor allembei Wankel Supertec in Cottbus. Geschäftsführer ist hier ein gewisserDankwart Eiermann, der bereits in den sechziger Jahren mit FelixWankel zusammengearbeitet hat. Aktuell wichtigster Schritt bei derWeiterentwicklung: Man hat den Wankel zu einem Diesel mitCommon-Rail-Einspritzung gemacht. «Im Jahr 2008 müsste dieSerienversion fertig sein», erklärt Ernst Sigmund, Vorsitzender desBeirates. Gedacht sind die Aggregate zunächst als leichteIndustriemotoren, später sollen sie auch in Flugzeugen eingesetztwerden.
Doch auch eine Rückkehr auf die Straße hält Ernst Sigmund fürmöglich: «Denkbar wäre im Auto der Einsatz in Zusammenhang mit derHybridtechnik.» Und zwar gerade weil er durch seine kompakte Bauweiseund Laufruhe hier seinen Vorteile ausspielen könnte - die Verbräuchewürden sich laut Sigmund auf dem Niveau herkömmlicher Dieselmotorenbewegen. Vielleicht also rotiert der Wankelmotor irgendwann dochwieder auf der Erfolgsspur.
